Smart City / Energy

Vom digitalen Zwilling bis zur automatisierten Netzanschluss-Prüfung

Die Stadtwerke Velbert und Heidelberg testen digitale Zwillinge ihrer Verteilnetze im Trianel Digital Lab.
15.02.2022

Zuwachs bei den Stadtwerken Heidelberg: Das Verteilnetz bekommt einen digitalen Zwilling.

„Dezentrale Energieerzeugung, Mobilitätswende, Redispatch 2.0, Flexibilitätsnutzung, Elektrifizierung der Sektoren. Schlagwörter wie diese haben eine Gemeinsamkeit: Sie stehen für hohe Ansprüche an das Verteilnetz und verdeutlichen die Schlüsselfunktion der Verteilnetze für das Gelingen einer klimaneutralen und sicheren Energieversorgung. Einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Verteilnetze können digitale Instrumente leisten“, sagt Philipp Stephan, Leiter des Trianel Digital Lab.

In den Trianel Netzwerken „Trendscouting“ und „Digital Lab“ untersuche man die Möglichkeiten der Verteilnetzdigitalisierung und setze sie mit Stadtwerken in Pilotprojekten in die Praxis um. In diesem Jahr steht die Datenerfassung in Ortsnetzstationen über das Monitoring der Netze durch Zustandsschätzung und Messdatenübertragung bis hin zur simulativen Netzplanung und automatisierten Anschlussprüfung an.

Stadtwerke Velbert testen die automatisierte Netzanschlussprüfung

Mit den Stadtwerken Velbert setzt das Trianel Digital Lab die Erprobung der automatisierten Netzanschlussprüfung als Pilot-Projekt um. „Mit der immer schnelleren Zunahme an Elektrofahrzeugen im Straßenverkehr steigt auch die Nachfrage nach privaten Ladepunkten und öffentlicher Ladeinfrastruktur. Außerdem erreicht uns eine Vielzahl an Anfragen bezüglich des Anschlusses von Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen im Niederspannungsnetz", sagt Kai-Uwe Dettmann, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert.

Eine manuelle Prüfung all dieser Anschlussgesuche sei aufwändig und sehr zeitintensiv. Von einer digitalen und weitgehend automatisierten Netzanschlussprüfung erhoffen sich die Stadtwerke Velbert daher einen großen Effizienzgewinn im Prüfungsprozess und nicht zuletzt auch eine hohe Kundenzufriedenheit in der Abwicklung.

Das Netz der Stadtwerke Heidelberg bekommt einen digitalen Zwilling

Ein weiteres Pilotprojekt zur Verteilnetzdigitalisierung wird mit der Stadtwerke Heidelberg Netze GmbH umgesetzt. Hier wird gemeinsam mit Trianel ein digitaler Zwilling des Heidelberger Netzes aufgesetzt. Der digitale Zwilling verwendet reale Daten wie Netzparameter, Last- und Verbrauchswerte. Auf dieser Basis simuliert der Zwilling die Belastbarkeit des Netzes und zeigt bedarfsgerechte Ausbaumöglichkeiten auf.

Von der intelligenten Netzanalyse und -planung mit Hilfe des digitalen Zwillings erwarten die Stadtwerke bessere Planbarkeit und Effizienzsteigerungen. „Für uns ist es spannend zu ergründen, wie sich unser Netz künftig verhalten wird. Ein Tool, mit dem wir unterschiedliche Szenarien analysieren und Schwachstellen im Netz identifizieren können, soll uns dabei unterstützen, zielgerichtet und vorausschauend Netzausbau zu betreiben“, so Dominik Osswald, Gruppenleiter Betriebsdienst Elektrotechnik bei den Stadtwerken Heidelberg.

Kompass für Netzbetreiber

Von den Erkenntnissen aus den ersten Pilotprojekten zur Verteilnetzdigitalisierung sollen dann alle rund 30 teilnehmenden Stadtwerke im Trianel Digital Lab profitieren. Ein Fokus liegt dabei auf den Erfahrungen bei der Tooleinführung, der Umsetzungsdauer und der Steigerung der Prozesseffizienz.

„Es gibt mehrere Anbieter am Markt, die innovative, cloudbasierte Software für die Netzdigitalisierung anbieten“ erklärt Rupert Hammen, Projektleiter im Trianel Digital Lab. „Für uns steht die Frage im Vordergrund, wie komplex die Einführung eines Softwaretools ist, wie lange sie dauert und welche Anforderungen an die Datenbasis gestellt werden“, so Hammen weiter.

Nicht zuletzt wird auch eine Kosten-/Nutzen-Bewertung durchgeführt. „Mit unseren Piloten zur Verteilnetzdigitalisierung möchten wir Stadtwerke auf dem Weg zu digitalen Netzen unterstützen und für sie Kompass sein, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen und geeignete Maßnahmen und Projekte aufzusetzen können“ ergänzt Philipp Stephan. (sg)