Gas

Es wird wieder eingespeichert – Grüne fordern Gasreserve

Die Füllstände der europäischen Gasspeicher sind an einem Fünf-Jahres-Tief angelangt. Doch die Schubumkehr ist da: Es wird wieder mehr ein- als ausgespeichert.
06.04.2018

Bild des Gasspeichers von EWE im ostfriesischen Jemgum

Die Erdgasspeicher in Europa sind kurz vor Ostern so geleert gewesen wie seit mindestens 2013 nicht: Sie enthielten im Schnitt am 28. März nur noch 195 TWh Gas. Das waren lediglich 18 Prozent ihres Arbeitsgasvolumens (AGV) und 81 TWh weniger als am gleichen Tag 2017. Das geht aus Transparenzdaten von Gas Infrastructure Europe (GIE) hervor, auf die sich die Grünen-Bundestagsfraktion beruft. Unter zehn Prozent Füllstand darf nicht mehr ausgespeichert werden, da ein Speicher sonst Schaden nimmt, besagt eine Faustformel.

Für die Grünen-Bundestagsfraktion ist die Konsequenz aus diesen Daten: Ihr stellvertretender Vorsitzender Oliver Krischer forderte am Freitag erneut – analog zum Erdölbevorratungsverband – eine Gasreserve, "statt nur nach Marktpreissignalen zu agieren". Die "Initiative Erdgasspeicher" stellt schon lange ähnliche Forderungen auf. Der größte Widerstand dagegen kommt traditionell von den Energiegroßhändlern und ihrem Verband EFET.

Die halbe Wahrheit

Die deutschen Füllstände waren noch niedriger, so ZfK-Recherchen bei GIE: Sie lagen am 31. März bei 15 Prozent von 233 TWh AGV. Und doch ist das nur die halbe Wahrheit: Im Winter 2012/12, als extreme Kälte Ende Februar/ Anfang März mit Transitstreitigkeiten zwischen Russland und der Ukraine zusammenkamen, rutschten die Vorräte in Deutschland noch Mitte April unter 20 TWh, während es Ende diesen März 35 TWh waren. Seitdem erhöhte sich das deutsche AGV um 126 TWh. Die direkt an Deutschland angeschlossenen neuen österreichischen Speicher nicht mitgerechnet.

Und seit dem Monatswechsel wird europa- und bundesweit schon wieder eingespeichert. Am Ostersonntag, 1. April, standen erstmals seit November höhere Einspeichermengen niedrigeren Ausspeicherungen gegenüber, nämlich 230 zu 159 GWh. Dies mag auch mit dem Beginn eines neuen Speicherjahres zusammenhängen, an dem sich viele Speicherverträge orientieren und an dem sich daher vielleicht auch einige Konditionen ändern.

Großzügiges Aufrunden

Die Versorgungssicherheit ist aber von den Zahlen her offenbar in einer so wenig alarmierenden Lage, dass Grünen-Politiker Krischer den tatsächlichen Unterschied der europäischen Füllstände binnen Jahresfrist großzügig von 81 TWh auf "knapp 100 TWh" aufrunden musste. (geo)