Gas

EWE will Wasserstoff-Hochlauf in der Wesermarsch vorantreiben

Das Bündnis H2 Marsch hat eine Machbarkeitsstudie zur Dekarbonisierung der Industrie vorgestellt. Bereits jetzt steht fest: Ohne gezielte finanzielle Förderung wird es nicht gehen.
10.05.2024

Vertreter der Wasserstoffallianz H2 Marsch

stellen die Machbarkeitsstudie für die Dekarbonisierung der Wesermarsch vor.

Die Unternehmen Airbus Aerostructures, DMK Deutsches Milchkontor, Glencore Nordenham, Kronos, USG-Blexen und EWE mit seinen Töchtern EWE Netz und EWE Gasspeicher, die Wirtschaftsförderung Wesermarsch sowie die Städte Brake (Unterweser) und Nordenham wollen gemeinsam den Wasserstoff-Hochlauf in der Region voranbringen.

Wasserstoff soll unter anderem für industrielle Prozesse eingesetzt werden. Dafür haben die Partner im vergangenen Jahr die Wasserstoffallianz H2 Marsch gegründet. Nun liegt eine Machbarkeitsstudie vor.

Keine Energiewende ohne Moleküle

Im Kern zeigt die Machbarkeitsstudie Optionen auf, wie die Dekarbonisierung der Industrieunternehmen und deren Prozesse erfolgen kann und welche erneuerbaren Energieträger dafür geeignet sind, die aktuellen fossilen Energieträger zu ersetzen. Die Beschaffung der erneuerbaren Energieträger wurde dabei ebenso analysiert, wie mögliche Infrastrukturen, über die die Energieträger in die Region gelangen können.

Ziel sei es, die Dekarbonisierung bis Mitte der 2030er Jahre sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch mit Blick auf die Kundschaft der Unternehmen umzusetzen. "Einerseits bedeutet das, in Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren. Andererseits, dass die Hälfte der zukünftig benötigten Energie, das sind rund 500 Gigawattstunden jährlich, elektrifiziert werden könnte. Die andere Hälfte müsste aufgrund technischer Restriktionen in den Produktionsprozessen auf molekulare Energieträger umgestellt werden. Als beste Option dafür hat sich Wasserstoff herausgestellt", lässt sich Tim Eshold von Glencore Nordenham, der gleichzeitig Sprecher der H2-Marsch-Initiative ist, in einer Pressemitteilung zitieren.

Großes Wasserstoffpotenzial in der Region

Rund 13.000 Tonnen Wasserstoff würden jährlich für die Industrieunternehmen benötigt. Etwa ein Drittel dieser Menge könnte grundsätzlich in der Region erzeugt werden. Ausreichende Verfügbarkeit von Flächen, die die entsprechenden genehmigungsrechtlichen Vorgaben für eine Eigenerzeugung aufweisen, gebe es laut Studie.

"Für die Überlegungen brauchen wir im Vorfeld noch ein paar grundlegende Vorarbeiten", sagt EWE-Projektleiter Dennis Wenzel. Dazu gehöre ein mögliches Wasserversorgungskonzept in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Wasserverband oder die Ermittlung verfügbarer Stromanschlussleistung in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Stromnetzbetreiber. Um den Gesamtbedarf decken zu können, müssten weitere Wasserstoffmengen über Importe oder ein überregionales Pipeline-Netz, wie das national geplante Wasserstoff-Kernnetz, in die Region gelangen.

Projektpartner hoffen auf Förderung

Die H2-Marsch-Partner haben bereits eine gemeinsame Roadmap entwickelt, um die gesteckten Klimaschutz- und Transformationsziele der Industrieunternehmen zu erreichen. Diese enthält die wesentlichen Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität. Carsten Büsing von Kronos Titan und Mitglied des IHK-Beirats: "Was es unbedingt braucht, sind Forschung und Entwicklung sowie Pilotbetriebe, bevor wir unsere Transformation im industriellen Maßstab umsetzen können. Und dafür benötigen wir in den kommenden Jahren politische Unterstützung und entsprechende Förderung, ohne die wir nicht handlungsfähig sind. Denn aus eigener Kraft kann niemand eine solche Mammut-Aufgabe stemmen." In einem nächsten Schritt wollen die Unternehmen ihre Konzepte für die Umsetzung und Finanzierung der Transformation detailliert ausarbeiten.

Tobias Busch von der Wirtschaftsförderung Wesermarsch betont die Vorzüge der Region. Große Industrieunternehmen seien ebenso ansässig wie kleine und mittelständige Unternehmen sowie Existenzgründer. Um Produktion, Logistik und auch den öffentlichen Personennahverkehr nachhaltiger zu gestalten und langfristig klimaneutral werden zu lassen, komme dem Einsatz von Wasserstoff eine bedeutende Rolle zu. (amo)