Gas

Rehden & Co.: Wie leer sind Deutschlands Gasspeicher 6 Wochen vor der Heizsaison?

Die deutschen Gasspeicher füllen sich, doch Engpässe im Winter bleiben ein Thema. Ein Blick auf Rehden, Epe und die gesetzliche Lage.
20.08.2025

Rehden: Deutschlands größter Gasspeicher.

Droht Deutschland eine Gasengpass im Winter? Davor warnte der Gasspeicherverband Ines noch in seinem Juli-Update, vorausgesetzt, es würde einen harten Winter geben.

Damals lag der Füllstand der Speicher noch bei 51 Prozent. Zum 18. August hat der Gesamtfüllstand gut 16 Prozentpunkte zugelegt und liegt jetzt bei rund 67 Prozent. Die Krux dabei ist, dass die überwiegende Mehrheit der Gasspeicher bereits gut gefüllt ist. Ein Blick auf die Details: 30 der insgesamt 47 Speicherstätten weisen eine Befüllung von über 80 Prozent auf. Lediglich sieben liegen unter einer Füllmenge von 50 Prozent.

Sieben Speicher für die Hälfte der Speicherkapazität

Knapp über die Hälfte der Speicherkapazitäten entfällt auf die sieben größten Gasspeicher, die andere Hälfte teilen sich die 40 kleineren Speicher. Der mit Abstand größte Speicher befindet sich im niedersächsischen Rehden. Dort befinden sich technisch gesehen rund 18 Prozent der deutschen Gasspeicherkapazität.

Unter den sieben größten Speicherstätten, ist Rehden einer von zwei Porenspeichern. Anders als Kavernenspeicher lassen sich diese langsamer befüllen. Zuletzt versuchte der Rehden-Betreiber Sefe Storage weitere drei Terrawattstunden (TWh) an Kapazität in den Markt zu bringen, jedoch ohne Erfolg. Im August konnte der Betreiber bereits 3,9 TWh am Standort Rehden allokieren – das entspricht rund neun Prozent des Speichers.

Bereits Anfang des Monats äußerte sich der Betreiber in einer Pressemitteilung, dass er trotz zahlreicher Versuche ein Volumen von 37,3 TWh nicht vermarkten konnte. Dabei äußerte Sefe Storage auch Bedenken mit Blick auf die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestfüllstände. Ob der Marktgebietsverantwortliche, Trading Hub Europe (THE), eingreife, sei bisher noch nicht absehbar.

Minderheitsregierung entschärfte Vorgaben

Ursprünglich sah das Gasspeichergesetz vor, dass jeder Speicher bis zum 1. Oktober mit mindestens 80 Prozent und zum 1. November mit mindestens 90 Prozent befüllt sein muss.
Die rot-grüne Minderheitsregierung entschärfte die Vorgaben im Frühjahr. Seither sind für Porenspeicher in der Regel nur noch 45 Prozent und für Kavernenspeicher 80 Prozent zum 1. November verpflichtend.

Eine theoretische Beispielrechnung: Würde man den Gasspeicher Rehden durchgehend mit dem maximalen Einspeisevolumen befüllen, würde er bereits am 20. September den Füllstand von 45 Prozent aufweisen. Legt man das Befüllvolumen vom 18. August zu Grunde, wäre der Stichtag der 20. Oktober. Man würde in diesem Fall also noch innerhalb der rechtlichen Vorgaben liegen. Allerdings wurden Druck- und Temperatureffekte sowie etwaige Betriebsunterbrechungen nicht berücksichtigt.

Die größten dürften im gesetzlichen Rahmen bleiben

Drei der sechs nächstgrößeren Speicher liegen bereits jetzt über den geforderten Füllvorgaben für November. Der drittgrößte Speicher, Epe, der von Uniper betrieben wird, weist beispielsweise bereits einen Füllstand von 95 Prozent auf. Sein Gesamtvolumen entspricht sechs Prozent der gesamtdeutschen Speicherkapazität.

Unter den Vorgaben liegen im Reigen der sieben größten Gasspeicher neben Rehden zwei Standorte in Etzel und ein Standort in Breitbrunn. Während Etzel ausschließlich Kavernenspeicher umfasst, ist Breitbrunn ein Porenspeicher. Wegen seiner großen Bedeutung für die Gasversorgungssicherheit in Bayern, muss allerdings auch Breitbrunn bis zum 1. November zu 80 Prozent voll sein.

Technisch gesehen dürfte das Ziel für keinen der drei Speicher ein Problem darstellen. Wenn alle der sieben größten Speicher zum 1. November genau auf den gesetzlichen Vorgaben liegen würden, wären dadurch 34,5 Prozent der gesamten Kapazität gefüllt.

Das Gesamtvolumen aller Kavernenspeicher entspricht etwas über 60 Prozent der Gesamtkapazität. Wenn alle die gesetzlichen Vorgaben einhielten, wären durch Kavernenspeicher gut 48 Prozent gefüllt. Nimmt man die Porenspeicher mit der Vorgabe von 45 Prozent hinzu, landet man insgesamt bei knapp 65 Prozent. Die Berechnung wurde auf Grundlage von Daten des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) durchgeführt.  

Zukunft sieht wohl weniger düster aus als erwartet

In seinem Update ging der Verband Ines davon aus, dass alle marktwirtschaftlich gebuchten Kapazitäten befüllt werden. Der Buchungsstand betrug zum Zeitpunkt der Einschätzung 70 Prozent. Aktuelle Zahlen dazu sind nicht einzusehen. "Ein Speicherfüllstand von 70 Prozent nicht ausreicht, um die Gasversorgung in einem sehr kalten Winter zu gewährleisten",kommentierte Sebastian Heinermann, Geschäftsführer von Ines.

Wirft man einen Blick auf den aktuellen Gesamtfüllstand von fast 70 Prozent, bezieht die Mehrzahl der Speicherstätten mit über 80 Prozent mit ein und bedenkt, dass drei der größten Speicher aufgrund der gesetzlichen Vorgaben wahrscheinlich noch zwischen 13 und 27 Prozent zulegen werden, zeichnet sich rein technisch jedoch ein weitaus weniger düsteres Bild ab.

Die Stimmung in der Vermarktung von Gasspeicherkapazitäten ist jedoch weithin angespannt, wie das Beispiel des Speichers in Rehden zeigt. Sollten die gesetzlichen Vorgaben bis 1. November nicht eingehalten werden, kann jedoch die Bundesregierung über den Marktgebietsverantwortlichen THE eingreifen und Speicher weiter befüllen. "Eine staatliche Befüllung durch die Trading Hub Europe ist angesichts der insgesamt sicheren Versorgungslage nicht erforderlich", sagte Ministerin Reiche jedoch noch Anfang Juli.

Speicherbefüllungsmarkt dürfte ab Oktober noch mehr zu kämpfen haben

Dabei zeichnet sich keineswegs eine Entspannung am Markt ab. Im Oktober wird von der THE wieder eine Konvertierungsumlage von 18 Cent pro Megawattstunde eingeführt.

Wer Gas ins Fernleitungsnetz einspeist, muss die Umlage bezahlen. Das gilt auch für Speicherbetreiber. Insgesamt wird die Speicherbefüllung dadurch teurer. Der Anreiz in Speicher zu investieren sinkt. Die Unternehmen, die bereits Speicherkapazitäten gebucht haben, werden durch die Einführung nachträglich und zusätzlich belastet.

Die Umlage wurde notwendig, da der Puffer im Konvertierungskonto des Marktgebietsverantwortlichen THE deutlich unter die Puffergrenze gefallen ist. Normalerweise wird es durch Netzentgelte und Umlagen gespeist. Genutzt wird das Konto für die Kosten, die bei der Umwandlung von L-Gas in H-Gas entstehen. Die Puffergrenze soll sicherstellen, dass auch kurzfristige Kostenspitzen abgefedert werden können.

Bei L-Gas handelt es sich um einen Energieträger mit niedrigerem Energiegehalt. Gasnetze, Endgeräte und Speicher sind allerdings auf das höherwertige H-Gas ausgelegt. Damit es nicht zu Schäden oder Leistungsproblemen kommt, wird das L-Gas in H-Gas umgewandelt.