Gas

Innovation: Forscher stellen Wasserstoff aus Milchpulver her

Es muss nicht immer die Elektrolyse sein: In einem eigens konstruierten Reaktor vergären Reststoffe zu biologischem Wasserstoff, Methan und organischen Säuren.
18.03.2025

Ein Reaktor mit sechs Abschnitten fermentiert Feststoffe zu Wasserstoff und Methan: Das "SolidScore"-Projektteam nimmt seine Versuchsanlage in Betrieb.

Forscher der Fachhochschule (FH) Münster nutzen im Projekt "SolidScore" Reststoffe, die eigentlich an einer Biogasanlage eingesetzt werden, in einer Versuchsanlage zur biologischen Wasserstoffproduktion. In einem eigens konstruierten Reaktor vergärt zum Beispiel Milchpulver zu biologischem Wasserstoff, Methanund organischen Säuren. Das Team um Elmar Brügging, Juliana Rolf, Sören Kamphus und Marion Schomaker untersucht, wie sich mithilfe der dunklen Fermentation Feststoffe insbesondere in den begehrten Energieträger Wasserstoff umwandeln lassen. Dies geschieht mithilfe von speziellen wasserstoffproduzierenden Bakterien in Abwesenheit von Sauerstoff und Licht. Die dafür nötige Versuchsanlage hat das Team am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt auf dem Technologie-Campus Steinfurt nun in Betrieb genommen. Sie läuft rund um die Uhr.

Aus den Milchpulverresten hat die Anlage 100 Liter Gas gewonnen – darunter 20 Liter Wasserstoff. In den sechs Abschnitten – sogenannten Kompartments – des Reaktors vergärt das Substrat, zwei davon produzieren Wasserstoff, vier weitere Methan. Die organischen Säuren fallen als Nebenprodukte an. "Gerade testen wir mit Milchpulver, jedoch sind auch Raps-, Futter- und Lebensmittelreste generell denkbar für die Produktion und werden im Rahmen des Projektes ebenfalls getestet", lässt sich Projektingenieurin Rolf zitieren. "Voraussetzung für die Stoffe ist, dass sie fest und trocken sein müssen."

Sie kennt sich mit der dunklen Fermentation bereits aus: Im Vorgängerprojekt "HyTech" vergor das Team zuckerhaltige Industrieabwässer zu Wasserstoff und Methan. "In einem anderen Forschungsprojekt konnte eine Molkerei, mit der wir damals zusammengearbeitet haben, durch ihre Abwasserbehandlung sieben Prozent ihres Erdgasverbrauchs einsparen. Das klingt vielleicht nicht nach viel, doch es ist ein signifikanter Schritt, um die Energiewende in einem Unternehmen voranzutreiben." (amo)