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Liebing zu bmp greengas: "Hätten erwartet, dass EnBW hier Verantwortung übernimmt"

Eine Umfrage des Stadtwerkeverbands zeigt: Die Schieflage bei bmp greengas führt bei mehreren Stadtwerken zu Versorgungsschwierigkeiten und finanziellen Schäden.
13.07.2023

Die Kritik am Verhalten von EnBW als mittelbarer Mutter von bpm greengas nimmt zu und bringt den Energiekonzern in Erklärungsnot.

Eine größere Zahl an VKU-Mitgliedsunternehmen ist von den Lieferschwierigkeiten und der Schieflage des Münchner Biomethanhändlers bmp greengas – einer mittelbaren EnBW-Tochter –  betroffen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Stadtwerkeverbands.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing nahm gestern deshalb in einer Pressemitteilung auch den Mutterkonzern von bmp greengas und die baden-württembergische Landesregierung in die Pflicht und stellte zugleich die Frage nach der Glaubwürdigkeit politischer Absichtserklärungen.

 „Wenn fast zeitgleich mit der Biogasstrategie der Wille manifestiert wird, „das Potenzial von Biogas als klimaneutrale, speicherbare und somit flexibel einsetzbare Energiequelle noch besser auszuschöpfen“ - wie es in einer Pressemitteilung der Landesregierung heißt -  und zeitgleich der landeseigene Konzern EnBW bei positiven Konzernergebnissen eine eigene Biogasgesellschaft in ein Schutzschirmverfahren schickt, dann stellt sich die Frage, wie ernst die treuherzigen Biogas-Beteuerungen aus der Politik sind“, kritisierte der VKU-Chef.

"Nicht alles was juristisch legal sein mag, muss auch politisch legitim sein"

„Wir hätten von einem öffentlichen Unternehmen erwartet, dass es Verantwortung übernimmt und verhindert, dass überhaupt eine solche Situation entsteht“, so Liebing weiter. Nicht alles, was juristisch legal sein möge, müsse auch politisch legitim sein“, kritisierte er und appellierte an die Kaufmannsehre.

Der Ausfall vertraglich zugesicherter Biomethanmengen führt gemäß VKU zu Versorgungsschwierigkeiten bei zahlreichen Stadtwerken, und die Nachbeschaffung ist mit deutlich höheren Preisen verbunden. Anfang Juni war bekannt geworden, dass bmp greengas ein Insolvenz-Schutzschirmverfahren eingeleitet hat. 

So schätzt zum Beispiel das Stadtwerk einer Kommune mit rund 30.000 Einwohnern, mit Sitz im Regierungsbezirk Stuttgart und einem Langzeitvertrag über 40 GWh den eigenen Schaden auf mindestens zwei Millionen Euro. Nach VKU-Angaben ist diese Schadenshöhe kein Einzelfall.

"Ausfall der Liefermengen kann negative Folgen für Erneuerbaren-Strategie vor Ort haben"

Angebote von bmp greengas mit teureren Konditionen seien für viele VKU-Mitglieder nicht akzeptabel, heißt es weiter. Deshalb hätten sie die Frist zur Annahme der Vertragsanpassung verstreichen lassen. Die Rückmeldungen zeigten laut VKU ein grundsätzliches Problem: Bei Annahme des Angebots, würde das jeweilige Stadtwerk geringere Mengen zu deutlich höheren Preisen erhalten und bei Ablehnung des Angebots könne ein Lieferstopp nicht ausgeschlossen werden. 

„Der Ausfall von vertraglich zugesicherten Biomethanmengen könnte zudem negative Folgen für die „Erneuerbaren-Energien-Strategie vor Ort“ haben“, sagte Liebing. Sei kein Biogas verfügbar, müsse Erdgas eingesetzt werden. Das könne jedoch unter Umständen zum Verlust der EEG-Förderung führen. „Zudem haben sich Endkunden ganz bewusst für ein Biogas-Produkt entschieden.“ (hoe)