Gas

Neue Studie: Mit Wasserstoff zum Wirtschaftswunder?

Forscher des Wuppertal Instituts und von DIW Econ plädieren dafür, grünen Wasserstoff in Deutschand zu produzieren. Das schaffe Arbeitsplätze und sei nicht notwendigerweise teurer als der Import aus dem Ausland.
03.11.2020

Die Autoren der Studie sprechen sich für eine heimische Wasserstoffproduktion aus.

Deutschlands Klimaschutzstrategie baut auf den Einsatz von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Doch wo soll der Wasserstoff herkommen, aus heimischer Produktion oder importiert aus dem Ausland? Eine neue Studie des Wuppertal Instituts und DIW Econ schafft einen Überblick über die aktuelle Datenlage und ermittelt Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte beider Strategien. Das Ergebnis: Nach Überzeugung der Studienautoren trifft es nicht zu, dass importierter Wasserstoff allgemein günstiger ist, entscheidend seien je nach Herkunftsland die tatsächlich realisierbaren Strom- und Transportkosten.

Werde der grüne Wasserstoff stattdessen im eigenen Land produziert, werde dies zudem eine positive Beschäftigungswirkung und Wertschöpfung entfalten. Mit der Erreichung der Klimaziele 2050 betrüge die zusätzliche Wertschöpfung bei einer stark auf die heimische Erzeugung ausgerichtete Strategie bis zu 30 Mrd. Euro im Jahr 2050.

Bis zu 800.000 Arbeitsplätze könnten geschaffen werden, so die Studienautoren. Die Studie zur „Bewertung der Vor- und Nachteile von Wasserstoffimporten im Vergleich zur heimischen Produktion“ wurde vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) in Auftrag gegeben.

Wirtschaftswunder durch Wasserstoff?

Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW, betont in einer gemeinsamen Mitteilung, dass die Studie durch ihre Gesamtbetrachtung eindrücklich aufzeige, dass der Wasserstoff besser im eigenen Land erzeugt werden sollte. Möglicherweise könnte so ein neues Wirtschaftswunder in Deutschland ausgelöst werden.

Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), spricht sich einmal mehr dafür aus, ausschließlich grünen Wasserstoff zu fördern und ihn dann auch hier zu produzieren. Die Bundesregierung müsse die Blockaden lösen und entsprechende Anreize setzen, um die Zahl von Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff, die Infrastruktur und vor allem ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien im eigenen Land zu erzeugen.

Unerwünschte Effekte

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die neue Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, die vor allem auf den Import des viel diskutierten Energieträgers setzt. Mit dem Import seien allerdings nicht nur hohe Unsicherheiten verbunden, auch könnte dies in den produzierenden Ländern zu unerwünschten Effekten führen, wie einer verschleppten Energiewende, wenn nicht von Anfang an die Transformation des Energiesystems vor Ort mitgedacht wird.

„Aktuell wird zu sehr über die Kosten und zu wenig über die Notwendigkeiten und positiven Effekte der heimischen Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien gesprochen. Wir brauchen sie als flexibles Speicherelement für die Integration von erneuerbarem Strom sowie als Grundlage für die Dekarbonisierung der heimischen Schwerindustrie. Dadurch bieten sich für Deutschland große Chancen, sich als Vorreiter und Spezialist auf dem künftigen Weltmarkt für grünen Wasserstoff zu positionieren“, wird Frank Merten, Co-Leiter des Forschungsbereichs Systeme und Infrastrukturen in der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut und Projektkoordinator der Studie, in der Meldung zitiert.

Transport per Schiff ungünstig

Wasserstoffimporte via Schiffstransport sind laut der Analyse aus ökonomischen Gründen nicht sinnvoll, da diese eine energieintensive Verflüssigung voraussetzen. Die Kosten für den Transport per Schiff seien drei Mal so hoch wie beim Transport per Pipeline und rechneten sich erst ab 4000 km Entfernung zum Produktionsland.