Gas

Umstrittenes Milliardengeschäft: Spanien verdreifacht Gasimporte aus Russland

Während die russischen Gasimporte in anderen Teilen Europas massiv zurückgingen, stiegen sie in Spanien. Aber warum eigentlich? Und wie geht es weiter?
22.02.2023

Wladimir Putins Russland überfiel am 24. Februar die Ukraine. Der Krieg dauert bis heute an.

Es sind Zahlen, die weit über Madrid hinaus aufhorchen lassen. Denn während der russische Gasfluss nach Europa im vergangenen Jahr massiv einbrach, stiegen die von Spanien importierten Gasmengen aus Russland deutlich.

Von Februar 2022 bis Januar 2023 lieferte Russland 58,1 Terawattstunden Erdgas an die Iberer, wie aus einem Bericht des spanischen Fernleitungsnetzbetreibers Enagas hervorgeht. Im Vorjahreszeitraum waren es 35,7 Terawattstunden gewesen. Das entspricht einem Plus von 63 Prozent innerhalb eines Jahres.

Legales Milliardengeschäft

Ein Vergleich der Januarmonate 2022 und 2023 zeigt eine noch größere Kluft. Demnach verdreifachte sich die Menge nahezu von 2,2 auf 6,4 Terawattstunden.

Das Milliardengeschäft spanischer Gashändler mit russischen LNG-Lieferanten ist legal, die Europäische Union hat bislang kein Gasembargo gegen Russland verhängt. Es dürfte auch die Folge diplomatischer Spannungen Spaniens mit seinem traditionell wichtigsten Gaslieferanten Algerien sein. Zumindest gingen die algerischen Exporte nach Spanien in den vergangenen zwölf Monaten um fast 40 Prozent zurück – von 172,3 auf 105,3 Terawattstunden.

Langfristvertrag bis 2042

Spaniens größter Gasimporteur ist der Energiekonzern Naturgy. Er meldete in der vergangenen Woche einen Jahresgewinn von 1,6 Milliarden Euro.

Naturgy bezieht einen Teil seiner Gasmengen über einen Langfristvertrag von der russischen Halbinsel Jamal. Der Kontrakt läuft bis zum Jahr 2042.

"Kein Grund" für Vertragsbruch

Konzernchef Francisco Reynés sagte bei der Vorstellung der Geschäftszahlen, dass er "keinen Grund" sehe, diesen Vertrag vorzeitig zu beenden, wie der Branchendienst Montel und die Zeitung La Vanguardia übereinstimmend berichteten. Naturgy erfülle seine vertraglichen Verpflichtungen bis zum Ende.

Auch Enagas-Chef Arturo Gonzalo äußerte sich jüngst skeptisch, dass Spanien unter bestehenden Rahmenbedingungen zeitnah auf russisches Erdgas verzichten werde. Solange es kein Gasembargo gebe, seien Marktakteure frei, sich an Russland als weitere Lieferantenquelle zu wenden, sagte er laut Montel-Bericht.

USA größter Gaslieferant

Zugleich ließ Gonzalo durchblicken, dass Gaslieferungen aus Katar in den kommenden Jahren deutlich mehr Gewicht bekommen würden. Er verwies auf bereits unterzeichnete Verträge und laufende Projekte zwischen beiden Ländern.

Mit einem Anteil von drei Prozent am spanischen Gasmix spielte Katar in den vergangenen zwölf Monaten eine untergeordnete Rolle. Die größten Gaslieferanten der Iberer waren die USA (28 Prozent), Algerien (24 Prozent) und Nigeria (14 Prozent). Platz vier belegte bereits Russland mit einem Marktanteil von 13 Prozent.

Uniper: Kein Gas mehr aus Russland

Im Vergleich dazu ist der russische Anteil am deutschen Gasmix in den vergangenen Monaten auf nahezu null Prozent gesunken. Die Gasflüsse über die Jamal-Pipeline sowie über die beschädigte Nord-Stream-Pipeline wurden spätestens im September gestoppt. Gasflüsse über den mit der Ukraine-Route verbundenen Knotenpunkt Waidhaus sind eine Seltenheit geworden.

Vor Beginn des russischen Angrifsskrieges gegen die Ukraine war der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper größter Importeur russischen Erdgases nach Europa. Bei einer Veranstaltung des Branchenverbands Zukunft Gas versicherte Chefanalyst Gregor Pett jüngst aber, dass der nun verstaatlichte Konzern kein Gas mehr aus Russland bestelle – auch nicht per Schiff. (aba)