Gas

Thyssengas erwirbt RWE-Erdgasleitung

Ziel ist die Anbindung des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen an die Niederlande. Mit der Umrüstung der Leitung von Erdgas auf Wasserstoff soll Mitte 2023 begonnen werden.
10.01.2023

Die Leitung ist Teil der ersten grenzüberschreitenden Transportinfrastruktur für Wasserstoff (Symbolbild).

Thyssengas hat von der RWE Generation SE eine rund zwölf Kilometer lange Erdgasleitung erworben. Diese verläuft zwischen Vlieghuis (Gemeinde Coevorden, Provinz Drenthe) in den Niederlanden und Kalle in der Gemeinde Hoogstede (Grafschaft Bentheim).

Hintergrund der Transaktion sind Pläne von Thyssengas, im Rahmen der Wasserstoff-Initiative GET H2 eine Anbindung zum Importpunkt Vlieghuis zu realisieren. Darüber möchte der Dortmunder Fernleitungsnetzbetreiber ab 2027 den Transport von Wasserstoff von der niederländischen Grenze bis nach Duisburg-Hamborn ermöglichen. Dabei handelt es sich um den ersten Übergangspunkt im grenzüberschreitenden Wasserstoff-Transport zwischen Deutschland und den Niederlanden. Die Anbindung eröffnet einerseits Zugang zu den Importhäfen Amsterdam, Eemshaven und Rotterdam sowie der Provinz Zeeland, andererseits zu den dortigen Speichern und geplanten Wasserstoff-Produktionsanlagen. In den kommenden Jahren strebt die niederländische Regierung zudem den Aufbau umfassender Wasserstoff-Erzeugungskapazitäten offshore an. Dabei wird die in den Windparks vor der Nordseeküste gewonnene Energie direkt auf See in Wasserstoff konvertiert.

Gößmanns Appell an die Politik

Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas, betont in einer Presseaussendung: "Der Leitungskauf ist für Thyssengas ein zentrales Puzzlestück in der Umsetzung unserer Wasserstoff-Strategie. Vlieghuis kann zu einem bedeutenden Übergabepunkt für die niederländisch-deutschen Wasserstoff-Korridore werden.“ Mit dem Erwerb gehen Thyssengas als Fernleitungsnetzbetreiber ein weiteres Mal in Vorleistung. Nun sei die Politik gefragt, schnellstmöglich Investitionssicherheit für Wasserstoff-Infrastruktur und -Markthochlauf zu schaffen. „Auf europäischer Ebene benötigen wir dringend eine Entscheidung zu den IPCEI-Projekten, um den Zeitplan des Gesamtvorhabens GET H2 halten zu können. Auf Bundesebene haben die Fernleitungsnetzbetreiber umfassende Vorarbeiten zu einer integrierten Transportlösung für Erdgas und Wasserstoff geleistet und Empfehlungen an die Bundesnetzagentur und den Gesetzgeber übermittelt. Wir sind H2ready!“, betont Gößmann.

Gemeinsam mit weiteren Wasserstoff-Projekten bildet das Thyssengas-Vorhaben die Basis für den Aufbau einer grenzüberschreitenden H2-Infrastruktur. Von Lingen (Emsland) bis ins Ruhrgebiet und von der niederländischen Grenze bis nach Salzgitter sollen Erzeugung, Transport, Speicherung und industrielle Nutzung von grünem Wasserstoff zwischen 2024 und 2027 in mehreren Schritten im Rahmen des Gesamtprojekts GET H2 miteinander verbunden werden. Das H2-System wird 2030 mit dem Anschluss der Stahlerzeugung in Salzgitter komplettiert.

Mitte 2023 soll es losgehen

Um die Gasleitung Vlieghuis-Kalle sowie ihren weiteren Verlauf nach Ochtrup (bereits Teil auf den Transport von 100 Prozent Wasserstoff umzustellen, sind bereits ab Mitte 2023 vorbereitende Maßnahmen zur Umrüstung geplant. Dazu hat Thyssengas verschiedene Überprüfungs- und Instandhaltungsmaßnahmen an dem Leitungsstück vorgesehen. Das Projekt ist Teil eines Förderantrags im Rahmen des IPCEI-Programms.

Thyssengas ist Förderpartner von GET H2. Die Initiative will eine bundesweite Wasserstoffinfrastruktur aufbauen, um die effiziente Umsetzung der Energiewende möglich zu machen. Hinter GET H2 stehen rund 50 Unternehmen, Institutionen und Kommunen. (amo)