Wiesbaden und Rheingau-Taunus-Kreis wollen Gas aus Bioabfall gewinnen
Gartenlaub, Speisereste, Kaffeefilter – alles, was in die Bio-Tonne gehört, kann zu grüner Energie werden. In Vergärungsanlagen entsteht daraus umweltfreundliches Biomethan, das für die Erzeugung von Strom und Wärme, für den Verkehrssektor oder industrielle Prozesse genutzt werden kann. Der Rheingau-Taunus-Kreis will gemeinsam mit der Stadt Wiesbaden die energetische Verwertung von Bioabfällen nutzen. Der Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises hat einer entsprechenden Vorlage in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt. Die finale Entscheidung des Kreistages beziehungsweise der städtischen Gremien in Wiesbaden stehen noch aus.
Der Rheingau-Taunus-Kreis und die Landeshauptstadt Wiesbaden planen, für diese interkommunale Zusammenarbeit eine neue Gesellschaft zu gründen, an der zu jeweils 50 Prozent der Rheingau-Taunus-Kreis und die Landeshauptstadt Wiesbaden, diese über ihre 100-prozentige Tochtergesellschaft MBA-Wiesbaden, beteiligt sind. Der Rhein-Lahn-Kreis wird im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit die neue Anlage auch für die Verwertung seiner Bioabfälle nutzen.
Besonders hoher Biogasertrag
Die Bioabfallvergärungsanlage wird auf eine Verarbeitungsmenge von 60.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt und soll auf der Deponie Dyckerhoffbruch Anfang 2029 in Betrieb gehen. Die Anlage wird nach dem aktuellen Stand der Technik errichtet und mit einer Aufbereitungstechnik ausgestattet, die den Biogasertrag gegenüber konventioneller Technik stark erhöht. Es wird mit Investitionskosten von rund 35 Millionen Euro gerechnet. Das aufbereitete Biomethan, das in der neuen Anlage entstehen wird, soll an das städtische Gasnetz in Wiesbaden abgegeben werden.
„Diese Investition in Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit zeigt, was wir gemeinsam erreichen können“, sagt Landrat Sandro Zehner in einer Mitteilung und ergänzt: „Als Kragenlandkreis um die Landeshauptstadt Wiesbaden sind die Wege kurz – alleine wäre ein solches Projekt für uns nicht möglich. Mit der neuen Anlage schaffen wir Synergien, die der Bewirtschaftung, der Umwelt und den Bürgerinnen und Bürgern zu Gute kommen.“
Kreistag muss noch zustimmen
Von Seiten des Rheingau-Taunus-Kreises wird der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Rheingau-Taunus (EAW) mit der MBA Wiesbaden einen entsprechenden Gesellschaftsvertrag abschließen. Voraussetzung ist die Zustimmung im Kreistag des RTK und der Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Wiesbaden.
EAW-Betriebsleiter Michael Heil erläutert: „Diese neue Anlage wird Bioabfall hocheffizient und klimaschonend nutzen. Außerdem ist auch die Wirtschaftlichkeit gegeben. Beim Errichten der Anlage können wir aufgrund der interkommunalen Zusammenarbeit sogar noch Fördermittel des Landes Hessen nutzen. Unser Ziel ist es hier, gut zu wirtschaften, weil es im Endeffekt auch die Bürgerinnen und Bürger entlastet. Je effizienter wir hier mit dem Bioabfall arbeiten, umso stärker wirkt sich das auch finanziell positiv bei den Abfallgebühren aus. Und ganz nebenbei werden die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Bioabfall so automatisch Teil der Energiewende.“
Weitere Kommunen können dazukommen
Es ist nach aktueller Planung beabsichtigt, dass weitere Kommunen oder Landkreise die geplante Vergärungsanlage in Wiesbaden ebenfalls nutzen können. Dies kann zu einer noch höheren Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Anlage führen. Erste Gespräche haben hierzu bereits stattgefunden.
Bis zur Inbetriebnahme der neuen Bioabfallvergärungsanlage wird die Entsorgung im Rheingau-Taunus-Kreis durch den EAW entsprechend der bisher gültigen Vereinbarungen fortgeführt. Der Rheingau-Taunus-Kreis und der Rhein-Lahn-Kreis kooperieren hier bereits seit vielen Jahren. Im Rahmen der derzeit gültigen Zweckvereinbarung werden sämtliche dem Rheingau-Taunus-Kreis überlassenen Restabfälle und Bioabfälle im Abfallwirtschaftszentrum des Rhein-Lahn-Kreises in Singhofen behandelt und entsorgt. Diese Vereinbarung läuft mindestens bis Ende 2028.
Die Restabfälle des Rheingau-Taunus-Kreises sollen weiterhin vom Rhein-Lahn-Kreis entsorgt werden. Hierfür wird die Vereinbarung zur Restabfallentsorgung über das Jahr 2028 hinaus bis zum Ende der Deponielaufzeit in Singhofen verlängert. (amo)