Blackout in Spanien und Portugal

Von dem Blackout in Spanien am Montag war auch ein Tennisturnier in Madrid betroffen.
Bild: © Bernat Armangue/AP/dpa
Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrmals aktualisiert. In einer früheren Version war von einem Einbruch der Last im spanischen Netz die Rede. Tatsächlich brach aber die Stromerzeugung ein. Wir haben das korrigiert. Diese Version stammt von Dienstag, den 29. April, um 08:25 Uhr.
Von Julian Korb
In Spanien und Portugal kam es am Montag zu einem stundenlangen, massiven Stromausfall. Die gesamte iberische Halbinsel und damit Millionen Menschen waren betroffen. "Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung" seien in die Wege geleitet worden, hieß es vom spanischen Stromnetzbetreiber Red Eléctrica am frühen Nachmittag.
Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur meldeten sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Montagmittag keinen Strom gab. Betroffen war demnach auch das Masters-1000-Tennisturnier in Madrid, das zunächst unterbrochen wurde. Auch in Teilen von Südfrankreich fiel nach Angaben des französischen Netzbetreibers RTE kurzzeitig der Strom aus, kehrte aber nach wenigen Minuten zurück.
Auch Portugal betroffen
Die spanische Zeitung "El País" sprach ebenfalls von einem "massiven Stromausfall". Demnach waren auch öffentliche Verkehrsmittel, Ampeln und Telefondienste wegen des Ausfalls größtenteils außer Betrieb. In sozialen Netzwerken wie "X" waren Videos zu sehen, wonach der Stromfluss gegen 12:30 Uhr abrupt unterbrochen war und Ampeln sich ausschalteten. Flughäfen mussten den Betrieb vorübergehend einstellen. Auch das Internet und die 5-G-Netze waren betroffen.
Spaniens Eisenbahngesellschaft Renfe meldete zudem, dass um 12.30 Uhr (Ortszeit) das gesamte nationale Stromnetz ausgefallen sei – an allen Bahnhöfen seien die Züge stehen geblieben und nicht abgefahren.
Laut dem spanischen Stromnetzbetreiber Red Eléctrica wurde das Stromnetz seit 13:00 Uhr wieder "schrittweise" hochgefahren. Kurz nach 13.30 Uhr bestätigte Red, dass sich die Versorgung im Norden und Süden der Halbinsel zu erholen beginne. Red-Eléctrica-Chef Eduardo Prieto sagte auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Nachmittag, dass die vollständige Wiederherstellung des Stromnetzes zwischen sechs und zehn Stunden dauern könne. Am Nachmittag hatten "mehrere Gebiete im Norden, Süden und Westen" laut Red Eléctrica wieder Strom. Am frühen Dienstagmorgen war dann 99 Prozent der Versorgung wieder hergestellt.
Massiver Spannungsverlust
Auch im Nachbarland Portugal erstreckt sich der Blackout über mehrere Gebiete – von Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender "RTP". Nach Angaben des portugiesischen Netztreibers E-Redes soll der Stromausfall auf ein "Problem im europäischen Stromnetz" zurückzuführen sein. Daten, die nach dem Stromausfall gesammelt wurden, würden darauf hindeuteten, dass ein Spannungsungleichgewicht für den Einsturz verantwortlich war.
So war in Datenquellen gegen 12:33 Uhr deutscher Ortszeit ein massiver Spannungsverlust im spanischen Stromnetz zu erkennen. Die Stromerzeugung brach demnach innerhalb weniger Sekunden von geplanten rund 25 Gigawatt (GW) auf gut 12 GW, also um mehr als 50 Prozent, ein. Die Netzfrequenz rauschte von den üblichen 50 Hertz (Hz) auf 49 Hz ab. Ähnlich drastisch fiel der Spannungsabfall in Portugal aus. Daraufhin sollen sich Spanien und Portugal vom europäischen Verbundnetz abgekoppelt haben.
Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall derweil nur wenige Sekunden, meldete der Energieversorger FEDA auf "X". Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.
Deutschland war zu keiner Zeit betroffen. "Die Frequenz im kontinentalen Netz – einschließlich Deutschlands – ist weiterhin im regulären Bereich", teilten die deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit. Es sei nicht mehr Regelleistung als üblich eingesetzt worden, um das Netz zu stabilisieren. "Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber arbeiten eng zusammen, um die Ursache zu klären und die Netzsituation weiterhin zu überwachen sowie die Wiederherstellung des vollständigen Verbundbetriebs vorzubereiten." Auch die Bundesnetzagentur stellte klar, dass der Blackout in Spanien keine Auswirkungen auf Deutschland gehabt habe.
Cyberangriff nicht ausgeschlossen
Nähere Informationen zur Ursache des Spannungsabfalls lagen zum Redaktionsschluss am Montagabend nicht vor. Spaniens nationale Cybersicherheitsbehörde INCIBE gab bekannt, zu untersuchen, ob ein Hackerangriff hinter dem Stromausfall stecken könnte. Den Präsidenten der andalusischen Regionalregierung, Juanma Moreno, sagte gegenüber der spanischen Zeitung "El País": "Alles deutet auf einen Cyberangriff hin."
Andere offizielle Stellen wollten dies nicht bestätigen. "Im Moment gibt es nichts, was uns erlaubt zu sagen, dass es irgendeine Art von Sabotage oder Cyberangriff gibt", sagte Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und ehemalige Spitzenministerin der spanischen Regierung. "Und natürlich arbeiten wir mit größter Vorsicht und wir werden weiterhin untersuchen müssen, um festzustellen, welche spezifischen Ursachen dieser Vorfall hervorgebracht haben, was einer der schwerwiegendsten ist, die seit langem in Europa aufgezeichnet wurden."
Das Innenministerium von Madrid teilte mit, es sei zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Portugiesische Medien berichteten hingegen, dass vermutlich eine französisch-spanische Hochspannungsleitung in Brand geraten war. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez begab sich zur Zentrale von Red Eléctrica, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Für den Nachmittag berief er spontan eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein.
Auch die EU-Kommission befasste sich mit dem großflächigen Stromausfall. "Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet", teilte die Behörde in Brüssel mit.
Größere Stromausfälle im europäischen Verbundnetz sind ungewöhnlich. So kam es 2021 etwa in Teilen von Spanien, Frankreich und Portugal zu kleineren Blackouts. Grund waren damals Löscharbeiten bei einem Waldbrand in Frankreich. (Mit Material der Deutschen Presse-Agentur)