Strom

Regelreserve: Neue Plattformen unterstützen auf dem Weg zu den EU-Klimazielen

Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben gemeinsam zwei neue Plattformen für den Einsatz von Minuten- bzw. Sekundär-Regelreservearbeit in Europa entwickelt.
31.05.2022

Das europäische Stromnetz ist miteinander verbunden.

PICASSO (“Platform for the International Coordination of the Automatic frequency restoration process and Stable System Operation”) ist vor wenigen Tagen live gegangen, MARI (“Manually Activated Reserves Initiative”) soll in Kürze folgen. Die vier deutschen ÜNB 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW schließen sich als eine der ersten diesen europäischen Plattformen an.

Amprion und TransnetBW steuern die Plattformen im Sinne und im Auftrag ihrer Partner bei ENTSO-E, dem Verbund der europäischen Übertragungsnetzbetreiber.
 

Eupropaweite Aktivierung von Regelreservearbeit

Die Plattformen soll europaweit eine kostenoptimierte Aktivierung von Regelreservearbeit auf Basis einer gemeinsamen Merit Order-Liste und unter Beachtung der vorhandenen Übertragungskapazitäten ermöglichen.

Während der ÜNB, in dessen Regelzone die Regelleistung zur Verfügung gestellt wird, weiterhin sowohl die Beschaffung der Reserve als auch deren Abruf übernimmt, kann beispielsweise durch die zentrale Optimierung die Sekundärreservearbeit in Portugal für ein Systembilanzungleichgewicht in Polen erbracht werden.

Weniger Kosten für Endverbraucher

Dies erhöht den Wettbewerb aller Regelreserve-Anbieter in Europa und soll so zu Kostenreduktionen für Regelreservearbeit führen, teilte TransnetBW mit. Damit einhergehend können sich die Ausgleichsenergiepreise reduzieren, die jeder Bilanzkreisverantwortliche für seine Bilanzabweichung zahlen muss.

Je nach Preisbildungs- oder Regulierungsmodell reduzieren sich damit auch die Kosten für den Endverbraucher. Zusätzlich sollen die Plattformen einen Beitrag zum Erreichen der europäischen Klimaziele leisten: Durch den optimierten Abruf Regelreserve wird eine gegenläufige Aktivierung in einzelnen Regionen vermieden. Damit werden Erzeugungsanlagen effizienter eingesetzt und die Schadstoffbelastung und die Emission klimaschädlicher Gase reduziert.

Hintergrund: Neues Marktdesign zum Einsatz von Regelreserve

Die Plattformen erfüllen demnach die Anforderungen, die die Europäische Union 2017 in ihrer „Electricity Balancing Guideline“ aufgestellt hat und die die ÜNB nach den Vorgaben der europäischen Regulierungsbehörde ACER gemeinsam umsetzen. Sie stehen im Zusammenhang mit einem neuen Marktdesign zum Einsatz von Regelreserve. Die Umsetzung von MARI und PICASSO erfolgte fristgerecht
 
Bereits in den vergangenen Jahren haben die deutschen ÜNB mit ihren Partnern Kooperationen initiiert, deren Erfahrung für die beiden aktuellen Projekte genutzt werden konnten. Hierzu zählen neben dem seit 2010 existierenden Netzregelverbund in Deutschland die Kooperation zum Ausgleich von Systemungleichgewichten mit zahlreichen europäischen ÜNB. (sg)