Strom

Stadtwerke Husum meistern Mieterstromprojekt

Der "Heimathafen Husum" kombiniert medizinische und energetische Daseinsvorsorge mit Wohnkomfort. Die Stadtwerke versorgen dabei zwölf altersgerechte Wohneinheiten plus Arztpraxis mit Strom, Wärme und Mobilität.
04.11.2019

Freuen sich über die Ladeinfrastruktur fürs Elektroauto (von links): Mieterin Silke Schladetzky, Eigentümerin Rieke Ernst und Kilian Wielgosch, Projektleiter der Stadtwerke Husum.

Der ökologische Ansatz und die Idee der Selbstversorgung haben Silke Schladetzky überzeugt. Für sie ist das Mieterstrom-Angebot der Stadtwerke Husum die perfekte Ergänzung des Konzepts "Heimathafen". Die Mieterin bewohnt eine von zwölf altersgerechten Wohnungen im Husumer Heimathafen – ein Mehrfamilienhaus, in dessen Erdgeschoss sich eine Arztpraxis um die medizinische Versorgung der Bewohner kümmert.

Der Heimathafen ist außerdem das erste großangelegte Mieterstromprojekt der Stadtwerke Husum im Landkreis Nordfriesland. Die Stadtwerke bieten Mieterstrom aus dem hauseigenen BHKW sowie eine Lademöglichkeit für E-Fahrzeuge an. "Das ist eine der Mobilitätsformen der Zukunft. Da war es für uns klar, dass wir hier ein Angebot für die Bewohner schaffen wollen", erläutert Rieke Ernst. Gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar und ihrem Mann, der als Hausarzt die Praxis im Erdgeschoss betreibt, ist sie Initiatorin und Eigentümerin des Heimathafens.

Fast alle Bewohner wählen Mieterstrom-Modell

Den Wärmebedarf des Gebäudes von 90.000 Kilowattstunden jährlich deckt seit Frühjahr 2019 ein erdgasbetriebenes BHKW mit fünf Kilowatt elektrischer Leistung sowie ein Spitzenlastkessel. Zwei Pufferspeicher mit insgesamt 1800 Liter Volumen erhöhen die Effizienz der Anlage. Den erwarteten Strombedarf des Hauses deckt das BHKW zu über 60 Prozent. Fast alle Mieter des Gebäudes haben sich für den Mieterstrom aus der hauseigenen Erzeugung entschieden.

Durch den Wegfall netzgebundener Belastungen sowie KWK-Umlage, Stromsteuer und Konzessionsabgabe sei der Strompreis besonders attraktiv. Bei der Messung, Erfassung und Abrechnung der abgenommenen Energiemenge setzen die Stadtwerke auf das Summenzählermodell mit einem Zweirichtungszähler am Netzanschlusspunkt. Auf diese Weise lasse sich der Anteil des BHKW-Stroms am Gesamtverbrauch des Hauses eindeutig beziffern.

KWK für rasche Emissionsminderung

Die Stadtwerke versorgen mehr als 320 angeschlossene Husumer Kunden bereits mit Wärme für die dezentralen Heizungsanlagen – darunter mehrere Schulen, das Nordfriesland Museum (Nissenhaus) und das Hallenbad. "Kraft-Wärme-Kopplung ist für uns ein Baustein, um möglichst rasch nachweisliche Emissionseinsparungen zu generieren, die wir im Kampf gegen den Klimawandel brauchen", betont Benn Olaf Kretschmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Husum.

Bereitschaft für E-Autos steigt

Durch die direkte Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur vor der Haustür des Heimathafens und den nachbarschaftlichen Austausch steige dort auch die Bereitschaft für ein E-Auto. "Wir engagieren uns für die E-Mobilität auf vielfältige Weise und bauen die Infrastruktur in der Region weiter aus", betont der Stadtwerke-Chef. Insgesamt 120 Ladesäulen sind auf Betreiben des Husumer Energiedienstleisters in Schleswig-Holstein schon entstanden.

"Elektroautos erhalten beim altersgerechten Wohnen die nötige Mobilität und sind auch wegen ihres günstigen Unterhalts für Menschen in der zweiten Lebenshälfte interessant", erläutert er. Einige Bewohner des Heimathafens haben beim Umzug ihr Fahrzeug abgegeben. "Carsharing ist da eine gute Möglichkeit, trotzdem mobil zu bleiben", findet auch Mieterin Silke Schladetzky. Ein solches Angebot prüft man derzeit auch bei den Stadtwerken. (sg)