Strom

"Stromautobahn" nach Großbritannien soll Handel vereinfachen

Großbritannien braucht Strom aus dem Ausland, auch weil es den heimischen Preis endlich drücken will. Und hier kommt Deutschland ins Spiel.
01.11.2021

Deutschland seinerseits kann mit "NeuConnect" überschüssigen Strom abgeben.

Mit einer "Stromautobahn" unter Wasser wollen Deutschland und Großbritannien einfacher Elektrizität handeln und austauschen. Das 720 Kilometer lange Unterseestromkabel "NeuConnect" soll von 2026 an Wilhelmshaven mit der Halbinsel Hoo an der Themse-Mündung verbinden. Der sogenannte Interkonnektor kann bis zu 1,4 Gigawatt Strom in beide Richtungen transportieren - das ist genug Energie für rund 1,5 Mio. Haushalte. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach bei ihrem Abschiedsbesuch in Großbritannien Anfang Juli mit Premierminister Boris Johnson über das Vorhaben.
 

"NeuConnect kann aus Sicht der Bundesregierung erhebliche volks- und energiewirtschaftliche Vorteile bieten", teilte das Wirtschaftsministerium in Berlin auf Anfrage mit. So biete das Projekt Chancen, das deutsche Übertragungsnetz zu entlasten, Kosten zu senken und erneuerbare Energien grenzüberschreitend zu integrieren. Zwar gehört "NeuConnect" zum Bundesbedarfsplan, allerdings beteiligt sich die Bundesregierung nicht finanziell.

1,6 Mrd. Euro teures Projekt

Auch die britische Regierung, die das Vorhaben ebenfalls unterstützt, zahlt kein Geld für das 1,4 Mrd. Pfund (1,66 Mrd. Euro) teure Kabel. Die Kosten für das derzeit größte deutsch-britische Einzelprojekt übernimmt ein Investorenkonsortium. Die Briten hoffen mithilfe der Verbindung vor allem auf niedrigere Kosten für Verbraucher. Der Preis für Strom ist bisher dauerhaft höher als in Deutschland. Bislang ist das Land ein Strom-Importeur, 2020 wurden 5,4 Prozent des Strombedarfs aus dem Ausland gedeckt. Das Land betreibt bereits mehrere Interkonnektoren, etwa mit Frankreich, Irland oder den Niederlanden.

Das nutzt auch Frankreich derzeit im Streit um Fischfangrechte im Ärmelkanal und droht damit, die Lieferungen auf die Kanalinsel Jersey auszusetzen. Ohnehin kann der Interkonnektor mit Frankreich derzeit nach einem Brand in einem britischen Stromverteilzentrum nicht mit voller Kapazität arbeiten. Das hatte den Druck auf die Elektrizitätspreise im Vereinigten Königreich drastisch erhöht. Deutschland seinerseits kann mit "NeuConnect" überschüssigen Strom abgeben. "Die erstmalige Verbindung zweier der größten europäischen Energiemärkte wird zu einer widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Stromversorgung in Deutschland und Großbritannien führen", hieß es von NeuConnect Deutschland GmbH. (dpa/gun)