Strom

Westküstenleitung: Vierter Abschnitt in Betrieb genommen

Die Leitung, die sich von Brunsbüttel bis zur dänischen Grenze erstreckt, besteht aus insgesamt fünf Abschnitten. In einem Jahr dürfte die wichtige Trasse komplett fertig sein.
06.11.2022

Freuen sich über die Inbetriebnahme: (von rechts) Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister, Tim Meyerjürgens, COO von Tennet, Tobias Goldschmidt, Energiewendeminister Schleswig-Holstein,  Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender der SH Netz.

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Schleswig Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt, Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens und SH-Netz-Aufsichtsrat Matthias Boxberger haben am Umspannwerk Klixbüll/Süd (Kreis Nordfriesland) den vierten, 38 Kilometer langen Abschnitt der Westküstenleitung in Betrieb genommen.

Beim gemeinsamen symbolischen Knopfdruck wurden die neuen Masten in Umspannwerksnähe für einen kurzen Moment farblich illuminiert. Die Veranstaltung fand in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Wirtschaft und Politik statt.
 

Bedeutung der Trasse

„Die Westküstenleitung wird gerne als „Hauptschlagader der Energiewende in Schleswig-Holstein“ bezeichnet", erkärte dazu Robert Habeck. Sie sei aber nicht nur für Schleswig-Holstein von Bedeutung.

Die neue Leitung verbessere die Integration von erneuerbarem Windstrom. "Mit der Fertigstellung des letzten Abschnittes nächstes Jahr und dem Anschluss an Dänemark werden wir auch die europäische Strommarktintegration weiter voranbringen. Gerade die aktuelle Situation führt uns wieder vor Augen, wie wichtig europäische Kooperation und Solidarität ist. Grundlage dafür ist grenzüberschreitende Infrastruktur wie die Westküstenleitung.“

Ziel: In einem Jahr komplett fertig

"Für den Norden ist die Westküstenleitung ein echter „Game-Changer“ auf dem Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Energien", erklärte außerdem Meyerjürgens. Mit dem heute in Betrieb genommenen vierten Abschnitt fließe jetzt auf bereits 121 von rund 140 Leitungskilometern grüner Strom.

"Gerade vor dem anstehenden, besonders herausfordernden Winter hilft jeder Kilometer zusätzlicher Netzausbau bei der Netz- und Versorgungssicherheit.“ Mit dem fünften und letzten Abschnitt werde das Projekt dann in rund einem Jahr komplett fertiggestellt sein, betonte Tim Meyerjürgens.

Planungserleichterungen und bessere Koordination gefordert

Die SH Netz investierten laut Matthias Boxberger allein im 4. Bauabschnitt der Westküstenleitung fast 50 Millionen Euro für neue 110.000-Volt-Leitungen und in Umspannwerke und tragen so zum weiteren Netzausbau bei.

"Bei der Windkraft onshore erwarten wir mehr als eine Verdoppelung auf etwa 15.000 MW und bei Photovoltaik fast eine Verzehnfachung auf 15.000 MW bis 2030", so Boxberger. Für den entsprechenden weiteren Netzausbau bleibe nach den politischen Zielen noch knappe acht Jahre Zeit.

"Deshalb braucht es Planungserleichterungen und eine bessere Koordination von Anlagen- und Netzausbau, um Zwangsabschaltungen wie in der Vergangenheit für die Zukunft zu vermeiden.“ (sg)

Hintergrund

Westküstenleitung

Die Westküstenleitung gliedert sich in fünf Projektabschnitte von Brunsbüttel bis zur dänischen Grenze mit insgesamt fünf Netzverknüpfungspunkten.

Für die knapp 140 Kilometer lange Westküstenleitung wird eine neue 380-kV-Freileitung in einer neuen Trasse realisiert. Ziel des Neubaus ist es, die Erhöhung der Übertragungskapazität zum Abtransport des Windstroms zu erreichen.

Rund ein Jahr nach der Inbetriebnahme von Abschnitt 3 wurde nun Abschnitt 4 (Husum/Nord-Klixbüll/Süd, 38 km, 103 Masten) in Betrieb genommen. Damit fließt der Strom an der Westküste inzwischen auf insgesamt 121 Kilometern Richtung Süden. Der 4. Abschnitt hat von allen Abschnitten der Westküstenleitung den höchsten Mitnahme-Anteil der 110-kV-Leitung der SH Netz, nämlich 90 Prozent. Nach der jetzt erfolgten Inbetriebnahme des 4. Abschnitts wird mit dem Rückbau und Recycling von 104 alten Masten in diesem Bereich begonnen.

Der Abschnitt 1 (Brunsbüttel – Süderdonn, rund 14 Kilometer) ist seit Dezember 2016 in Betrieb. Der Rückbau der ehemals vorhandenen 110-kV-Leitung ist in dem Bereich abgeschlossen.

Der Abschnitt 2 (Süderdonn – Heide/West, rund 23 Kilometer) wurde 2019 in Betrieb genommen. Dort ist der Rückbau ebenfalls abgeschlossen.

Der Abschnitt 3 (Heide/West – Husum/Nord, rund 46 Kilometer) wurde im September 2021 in Betrieb genommen und nimmt die vorhandene 110-kV-Leitung auf fast 32 Kilometern mit, wodurch 96 alte 110-KV-Masten abgebaut werden konnten.

Die Fertigstellung des Abschnitts 5 (Klixbüll – Grenze Dänemark, circa 18 Kilometer) ist für 2023 geplant.