Wärme

Analyse: Heizkosten 2022 fallen bei Gas überraschend moderat aus

Viele Kunden können laut einer Ista-Auswertung sogar mit Rückzahlungen rechnen. Doch das böse Erwachen dürfte demnach in der nächsten Heizperiode kommen.
16.03.2023

Auch weil viele Kunden beim Heizen gespart haben, fällt der Kostenanstieg moderat aus.

Mieter mit Gasheizung können im Durchschnitt mit Rückerstattung eines kleinen Teils ihrer für 2022 geleisteten Vorauszahlungen rechnen. Die Brennstoffkosten fallen im Vergleich zu 2021 im Schnitt um rund drei Prozent geringer aus. Das ergab eine von Ista auf Basis von 157.000 bereits vorliegenden Heizkostenabrechnungen durchgeführte Analyse. Mit einem enormen Kostenanstieg müssen Mieter hingegen für 2023 rechnen, wie eine Ista-Musterrechnung zeigt.

Unter Berücksichtigung der Dezemberhilfe werden durchschnittlich 6,7 Cent für eine Kilowattstunde Erdgas fällig – kaum mehr als im Vorjahr (5,8 Ct/kWh). „Das aktuelle Preisniveau kommt mit erheblichem Zeitversatz bei den Verbrauchern an. Die Mehrheit bekommt die Preise erst im laufenden Jahr voll zu spüren “, lässt sich Ista-Chef Hagen Lessing in einer Pressemitteilung zitieren. 

Deutsche sparen Gas

Kostendämpfend hat demnach zudem ein starker Rückgang des Gasverbrauchs gewirkt. Bei den ausgewerteten 17.000 Mehrfamilienhäusern ist der Gasverbrauch nach Ista-Angaben im vergangenen Jahr um 17 Prozent zurückgegangen, wobei zehn Prozent auf die milde Witterung und sieben Prozent auf sparsames Nutzerverhalten zurückzuführen seien. Dabei konzentrierten sich die Sparanstrengungen der Verbraucher auf die zweite Jahreshälfte – bei einem gleichbleibenden Engagement über 12 Monate läge die Einsparleistung sogar bei 14 Prozent.

Die Brennstoffkosten pro Wohnung sind laut der Analyse bei Gas um drei Prozent gesunken. „Die milde Witterung, erhebliche Sparanstrengungen der Verbraucher und die Dezemberhilfe haben die Preissteigerungen im Schnitt mehr als ausgeglichen“, so Hagen Lessing. Wurde die Abschlagszahlung auf Vorjahresniveau bemessen, können viele Mieter daher mit einer ausgeglichenen Abschlussrechnung oder sogar einer Rückzahlung rechnen.  

Für Nutzer von Ölheizungen wird es teuer

Weniger Freude dürfte nach Überzeugung von Lessing bei Nutzern von Öl- und Fernwärmeheizungen aufkommen, wenn sie in den nächsten Wochen und Monaten die Heizkostenabrechnung 2022 erhalten. Während der Schock zwar bei Fernwärmenutzern mit sechs Prozent höheren Brennstoffkosten noch weitestgehend ausbleibt, zahlen Ölheizungsnutzer für 2022 im Schnitt 41 Prozent mehr als im Vorjahr, zeigt die Analyse.

Wie werden sich die Heizkosten wahrscheinlich im Jahr 2023 entwickeln? Antwort gibt eine Musterrechnung für eine 70qm-Musterwohnung für die drei häufigsten Brennstoffarten.

Die Preisexplosion beim Gas kommt noch

Bei Erdgas rechnet Ista auf dem aktuellen Preisniveau von 12 Ct/kWh im günstigsten Fall mit einem Anstieg der Heizkosten um 58 Prozent – vorausgesetzt die Verbraucher bleiben bis Jahresende unverändert sparsam und die Temperaturen milde wie im Vorjahr. In einem weniger optimistischen Szenario kommt es zu Mehrkosten von bis zu 116 Prozent – wenn sich etwa Heizverhalten und Witterung auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2021 bewegen. 

Die Musterrechnung für Heizöl zeigt einen weiteren Anstieg zwischen 28 und 68 Prozent. Bei Fernwärme können Verbraucher dank Preisbremse mit einer Kostenentlastung zwischen zehn und 31 Prozent rechnen – vorausgesetzt die Preisbremse wirkt für ihren gesamten Heizenergiebedarf.

Sparen bleibt das Gebot der Stunde

„Ein sparsames Nutzerverhalten bleibt entscheidend zur Überwindung der Energiekrise und es ist wichtig, dass wir unsere Sparanstrengungen ausbauen“, so Lessing weiter. „Rückerstattungen sind für die betroffenen Mieter natürlich erfreulich, aber eigentlich mit Blick auf das laufende Jahr genau das falsche Signal.“ 

„Vermieter und Mieter sollten die Abschläge unbedingt an das neue Preisniveau anpassen oder entsprechende Rücklagen bilden. Andernfalls droht ein echter Schock mit der Abrechnung für 2023, die im Jahr 2024 den Mietern zugeht“, sagt Lessing. „Die seit 2022 verpflichtende monatliche Info über den Heizverbrauch an die Mieter ist ebenso ein wertvoller Helfer in der aktuellen Situation. Nur durch schnelle Verbrauchs- und Kostentransparenz können Mieter ihr Verhalten zielgerichtet anpassen.“  (amo)