Wärme

Vattenfall sucht Lösung für Hamburger Fernwärme

Die Zukunft der Hamburger Fernwärmeversorgung ist immer noch ungeklärt. Zwischen dem Energiekonzern Vattenfall und der Stadt ist umstritten, ob das Kohlekraftwerk Moorburg einen Beitrag dazu leisten soll.
02.05.2018

Das Kohlekraftwerk Moorburg.

Der Energiekonzern Vattenfall sendet im Streit um die Zukunft der Hamburger Fernwärme versöhnliche Signale an die Stadt, bleibt aber gleichzeitig in den Kernfragen hart. "Die Energiewende ist Realität; wir haben das Ziel, unser Geschäft innerhalb einer Generation zu dekarbonisieren", sagte Tuomo Hatakka, der Chef der deutschen Vattenfall-Organisation, am Mittwoch in der Hansestadt. "Das gilt auch für die Hamburger Fernwärme."

Gleichzeitig plädierten Hatakka und sein Hamburger Geschäftsführer Pieter Wasmuth erneut dafür, das Kohlekraftwerke Moorburg in die künftige Fernwärmeversorgung des Hamburger Westens einzubeziehen. Das sei deutlich wirtschaftlicher, als neue Anlagen zur Wärmeerzeugung zu errichten. "Wir wollen Nachhaltigkeit mit Bezahlbarkeit kombinieren", sagte Hatakka. In dem von Vattenfall favorisierten Modell würde der Kohleanteil an der Fernwärmeversorgung von heute 70 auf rund 20 Prozent reduziert. "Wir sind in einem konstruktiven Dialog mit der Stadt und brauchen eine einvernehmliche Lösung", sagte Hatakka. Moorburg sei als Übergangslösung eine Brücke in eine CO2-freie Zukunft.

Umweltsenator wirft Vattenfall "Angstmacherei" vor

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) setzt nach der geplanten Übernahme des Fernwärmenetzes zum Ende des Jahres dagegen auf eine kohlefreie Erzeugung von Fernwärme und will die benötigte Energie aus industrieller Abwärme, Müllverbrennung und Gas erzeugen. "Vattenfall betreibt mit aus unserer Sicht unseriösen und nicht nachvollziehbaren Zahlen Angstmache", erklärte ein Sprecher der Umweltbehörde.

Das Kohlekraftwerk Wedel mit einer Kapazität von 390 Megawatt ist überaltert und soll 2021 vom Netz gehen. Dafür wird Ersatz benötigt. Laut Vattenfall könnte das Kraftwerk Moorburg rund 200 Megawatt in das Netz einspeisen. Gegenwärtig erzeugt das Kraftwerk nur Strom; die dabei erzeugte Abwärme wird nicht genutzt.

Klimaschutzziele mit Morrburg unerreichbar

Das Modell der Umweltbehörde würde zusätzliche Investitionen von mehr als 300 Mio. Euro nach sich ziehen, die von den Fernwärme-Haushalten bezahlt werden müssten. Während die Umweltbehörde von einer Mehrbelastung von rund zehn Prozent ausgeht, sprechen Kritiker aus anderen Fraktionen in der Hamburger Bürgerschaft von 30 bis 40 Prozent zusätzlicher Belastung. "Der unterstellte höhere Endkundenpreis scheint auf völlig überzogenen Kosten und Annahmen zu beruhen", erklärte die Umweltbehörde. Sie gehe von Mehrkosten von 25 Mio. Euro aus. Die Nutzung Moorburgs für die Fernwärme würde die Hamburger Ziele für den Klimaschutz und den Kohleausstieg unerreichbar machen.

Das Fernwärmenetz und die dazugehörende Wärmeerzeugung soll mit Beginn des Jahres vollständig in den Besitz der Stadt übergehen, die bereits mit 25 Prozent beteiligt ist. Das ist ein Ergebnis des Volksentscheides über die Energienetze vom September 2013. In dem Vertrag ist ein Mindestpreis von 950 Mio. Euro vereinbart, den die Stadt an Vattenfall zu zahlen hat.

Erwerb des kompletten Fernwärmenetzes schwierig

Tatsächlich ist der Wert des Unternehmens jedoch gefallen und liegt deutlich unter diesem Betrag. Das macht den Erwerb für die Stadt schwierig. Falls sie ihre Kaufoption nicht ausübt, kann sie umgekehrt ihre Anteile an Vattenfall verkaufen oder alles so lassen, wie es ist. Näheren Aufschluss soll ein Gutachten zum Wert des Fernwärme-Netzes geben, das im Laufe des Monats veröffentlicht werden soll. Vattenfall hält an dem vereinbarten Preis fest.

Die Wohnungswirtschaft forderte den Senat auf, den Menschen reinen Wein einzuschenken. "Bezahlbares Wohnen wird für die Betroffenen damit immer schwieriger", sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Der Senat könne nicht auf der einen Seite mit der Wohnungswirtschaft darum ringen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und auf der anderen Seite dann dafür sorgen, dass die Kosten für Fernwärme deutlich steigen. (hil/ls/dpa)