"Wärmepumpen sind zehnmal effizienter als andere Technologien"

Dennis Manteuffel: "Wir sehen immer wieder, dass Stadtwerke von Kunden als besonders zuverlässig und glaubwürdig eingestuft werden".
Bild: © Oliver Wyman
Wärmepumpen arbeiten lokal emissionsfrei und nutzen Umgebungswärme besonders effizient. Für Stadtwerke ergeben sich dadurch attraktive neue Geschäftsmodelle. Im Interview mit der ZfK erläutert Dennis Manteuffel, Partner der Strategieberatung Oliver Wyman, wie Förderungen, Strompreise und Kooperationen die Wärmepumpenverbreitung beeinflussen.
Herr Manteuffel, laut Ihrer Analyse spart jeder Euro Förderung für Wärmepumpen zwischen 7 und 9 kg CO₂ ein. Was macht Wärmepumpen im Vergleich zu anderen Technologien so effizient im Hinblick auf die Emissionsreduktion?
Zum einen sind Wärmepumpen lokal emissionsfrei. Das heißt, die Emissionen kommen nur aus der Stromerzeugung. Je nachhaltiger diese wird, desto nachhaltiger wird auch die Wärmepumpe.
Zum anderen spielt der hohe Wirkungsgrad eine entscheidende Rolle. Hier wird Strom direkt in Wärme umgewandelt, während zum Beispiel bei grünem Wasserstoff mehrere Umwandlungen mit entsprechenden Verlusten erfolgen. Zudem nutzt die Wärmepumpe die Umgebungswärme, was dazu führt, dass ein Vielfaches der eingebrachten elektrischen Energie als Wärmeenergie zur Verfügung steht.
Wenn man sich die eingesparten CO2-Emissionen pro subventioniertem Euro ansieht, wird deutlich, dass Wärmepumpen mehr als zehnmal effizienter sein können als alternative Technologien.
Wie realistisch ist das Ziel, durch Wärmepumpen flächendeckend signifikante CO₂-Einsparungen zu erzielen – insbesondere in Bestandsgebäuden mit schlechter Energieeffizienz?
Der Einsatz von Wärmepumpen ist durchaus auch in Gebäuden mit schlechterer Energieeffizienz möglich. Es gibt auch Kombilösungen mit Gas, bei denen die Wärmepumpe primär bei höheren Außentemperaturen zum Einsatz kommt.
Am Ende hängt hier aber alles am Strom- und Gaspreis. Wenn Strom im Vergleich zu Gas oder Öl günstiger wird, steigt auch die Attraktivität der Wärmepumpe. Insbesondere in der Relation zum Gas haben wir allerdings aktuell noch einen stärkeren Gleichklang, da Gas in der Merit-Order häufig preissetzend ist.
Die Betriebskosten für eine Wärmepumpe können jährlich um über 1.000 Euro günstiger sein als für eine herkömmliche Gasheizung, was die höheren Anschaffungskosten ausgleicht. Mit Zuschüssen können Eigentümer über 20 Jahre hinweg Nettoeinsparungen von 10.000 Euro erzielen, womit es auch einen klaren wirtschaftlichen Anreiz gibt.
Welche Geschäftsmodelle rund um Wärmepumpen sind für Stadtwerke besonders attraktiv – beispielsweise Contracting, Mietmodelle oder Komplettpakete mit Service und Stromtarif?
Aus Sicht der Stadtwerke sind sicherlich vor allem Kombiprodukte, in denen ein Stromvertrag gegebenenfalls auch mit Wartung mitverkauft wird, attraktiv. Mietmodelle können hier ebenfalls die Einstiegshürden senken, da das hohe Anfangsinvestment entfällt. Allerdings benötigt es dafür aufseiten der Stadtwerke eine entsprechende Gegenfinanzierung.
"Aus Sicht der Stadtwerke sind vor allem Kombiprodukte attraktiv, in denen ein Stromvertrag gegebenenfalls auch mit Wartung mitverkauft wird"
Welche Voraussetzungen müssen kommunale Energieversorger schaffen, um Wärmepumpen als skalierbares und rentables Geschäftsmodell zu etablieren – auch im Wettbewerb mit spezialisierten Anbietern oder Installationsbetrieben?
Wir sehen immer wieder, dass Stadtwerke von Kunden als besonders zuverlässig und glaubwürdig eingestuft werden. Darauf gilt es aufzubauen. Bei fehlender Skalierung können auch Kooperationen und White-Label-Lösungen eine Möglichkeit darstellen. Vor allem aber muss das Geschäft schlank aufgestellt werden, um wettbewerbsfähig zu sein.
Wo sehen Sie regulatorische und wirtschaftliche Hemmnisse, die Stadtwerke derzeit noch daran hindern, stärker ins Wärmepumpen-Geschäft einzusteigen?
Die Wirtschaftlichkeit ist sicherlich die größte Herausforderung. Viele der Wettbewerber arbeiten mit anderen Kostenstrukturen oder versuchen, wie im Falle neuer Anbieter, Zusatzerlöse aus der Vermarktung zu gewinnen. Hierfür fehlt es bei kleineren Stadtwerken häufig an Expertise.
Sie zeigen in Ihrer Analyse, dass Wärmepumpen im Vergleich zu anderen Technologien besonders effizient CO₂ einsparen. Wie können Stadtwerke dieses Argument strategisch nutzen, um Kommunen und Kunden von ihren Angeboten zu überzeugen?
Der CO2-Aspekt kann ein wichtiges Argument sein. Stadtwerke sollten allerdings vor allem auf einen klaren Mix setzen. Dieser kann beispielsweise aus Wärmepumpen und Fern-/Nahwärme bestehen. Dadurch können sie ein ganzheitliches Konzept zur CO2-Reduktion präsentieren.
Was wären aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten politischen Maßnahmen, um die Wärmewende im Gebäudesektor konsequent und sozialverträglich voranzutreiben?
Hier braucht es vor allem klare Rahmenbedingungen, die langfristig verbindliche Ziele festlegen. Die Steuerung sollte über CO2-Preise erfolgen, wodurch Technologieoffenheit gewährleistet wird und gleichzeitig eine einkommensabhängige Entlastungskomponente integriert ist. Zudem sollte die Sektorenkopplung stärker in den Fokus rücken. So kann Flexibilisierung gefördert werden, die durch intelligente Steuerung unterstützt wird.
Das Interview führte Daniel Zugehör

