Karriere

So macht sich der demografische Wandel im Unternehmen bemerkbar

Die Auswirkungen einer alternden Gesellschaft am Arbeitsplatz spüren hierzulande bereits 39 Prozent der Beschäftigten. Eine Studie gibt Hinweise, wo Unternehmen ansetzen sollten. Jüngere fühlen sich in ihren Potenzialen eingeschränkt.
14.02.2024

Nicht immer herrscht Harmonie: Unterschiedliche Arbeitsweisen der Altersgruppen führen laut der Studie häufig zu Konflikten.

Der demografische Wandel ist kein theoretisches Szenario mehr. Vier von zehn Beschäftigten berichten bereits von spürbaren Effekten einer alternden Belegschaft. Genauso viele rechnen damit, dass sich die Folgen in den kommenden fünf Jahren verschärfen werden.

Das sind die Ergebnisse einer Studie von Union Investment, für die 2000 Berufstätige, Studierende und Auszubildende in Deutschland im Alter zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden.

Intergenerationales Management ist gefragt

Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen den Generationen sehen 34 Prozent der Befragten. Allerdings sind 38 Prozent der Meinung, dass der eigene Arbeitgeber nicht gut auf die Herausforderungen des demografischen Wandels vorbereitet ist.

"Intergenerationales Management ist eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen – nicht nur für das Recruiting. Arbeitgeber müssen einen Weg finden, wie sie die Erwartungshaltung der jüngeren Generationen am Arbeitsplatz erfüllen und zugleich die Erfahrung älterer Mitarbeitenden wertschätzen und für sich nutzen", kommentiert Sonja Albers, Vorständin Personal bei Union Investment, die Ergebnisse der Studie. 

Altersbedingte Diskriminierung nimmt zu

Denn die unterschiedlichen Arbeitsweisen werden oft kritisch beäugt: Immerhin jeder Vierte (24 Prozent) berichtet von altersbedingter Diskriminierung am Arbeitsplatz. 27 Prozent der 25- bis 34-Jährigen und 28 Prozent der 55- bis 65-Jährigen fühlen sich aufgrund ihres Alters in ihren beruflichen Möglichkeiten ausgebremst. Unter den 35- bis 45-Jährigen sieht das nur jeder Fünfte so.

Die Jüngeren sehen sich vor allem in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt (25- bis 34-Jährige: 26 Prozent, 55- bis 65-Jährigen: 19 Prozent).

Bei der älteren Generation hingegen ist mangelnde Wertschätzung eine mögliche Ursache für die empfundene Diskriminierung. Jeder Fünfte der 55- bis 65-Jährigen fühlt sich in seinem Job nicht ausreichend gewürdigt. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 16 Prozent.

Vorurteile gegenüber Gen Z und Gen Y bestätigen sich nicht

Auch wenn sich Jüngere häufig aufgrund ihres Alters benachteiligt fühlen, zeigen sich Gen Z und Gen Y leistungsorientiert und keineswegs träge oder unmotiviert. Wie bei den Älteren überwiegt auch bei den Jüngeren die Motivation, Geld im Job zu verdienen, gegenüber der persönlichen Befriedigung durch die Arbeit (18-24-Jährige: 48 Prozent, 25-34-Jährige: 45 Prozent, 55-65-Jährige: 55 Prozent).

Die Work-Life-Balance spielt für sie im Vergleich keine auffallend größere Rolle, wie es ihnen oft nachgesagt wird. Zwar achten 66 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 71 Prozent der 25- bis 34-Jährigen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben. Bei den Älteren sind es aber mit 75 Prozent noch etwas mehr.

Gehalt ist wichtiger als Karriere

Insgesamt legen fast drei Viertel der Befragten bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Trotz vereinzelter Unterschiede sind sich die Generationen hier ähnlich, was die Attraktivität einer Firma ausmacht. Über alle Altersgruppen hinweg zieht bei 84 Prozent auch ein angemessenes Gehalt.

Die Wertschätzung am Arbeitsplatz sowie der kollegiale Zusammenhalt sind für jeweils zwei Drittel entscheidend (68 bzw. 66 Prozent). Deutlich weniger relevant für die Jobwahl ist dagegen die Aussicht auf berufliches Vorankommen: Karriere (35 Prozent), Weiterbildungsmöglichkeiten (31 Prozent) und Gestaltungsspielraum (29 Prozent) rangieren auf den hinteren Plätzen.

Auch Homeoffice-Möglichkeiten sind kein ausschlaggebendes Entscheidungskriterium für einen neuen Job (33 Prozent). Im Gegenteil: 56 Prozent arbeiten gerne vor Ort, weil ihnen die persönliche Zusammenarbeit und der Austausch wichtig sind.

Rahmenbedingungen für vier Generationen

Für die jüngere Generation spielen bei der Arbeitgebersuche zusätzlich Aspekte wie Nachhaltigkeit und Diversität eine entscheidende Rolle. 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 40 Prozent der 25- bis 34-Jährigen achten bei der Jobwahl darauf, wie nachhaltig ein Unternehmen agiert. Bei den 55- bis 65-Jährigen ist dies nur für ein Viertel relevant. Auch das Thema Diversity ist für knapp 40 Prozent der Gen Z und Gen Y wichtig. Bei den 55- bis 65-Jährigen sinkt die Bedeutung auf 24 Prozent.

"‘One-size-fits-all’ ist unmöglich. In Unternehmen arbeiten vier Generationen mit teils unterschiedlicher Sozialisierung, unterschiedlichen Lebensphasen und Wertevorstellungen zusammen. Die Aufgabe der Arbeitgeber besteht darin, passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Agile Strukturen, die insbesondere auf Eigenverantwortung und individuelle Stärken setzen, können helfen, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu erkennen und zu fördern", so Albers. (bs)