Gegen den Trend: Stadtwerke Offenbach mit vielen neuen Azubis
Die Stadtwerke Offenbach sind jedes Jahr engagiert auf der Suche nach neuen Auszubildenden, bewerben online, auf Messen und in Schulen die zahlreichen Ausbildungsberufe der Unternehmensgruppe. Das zahlt sich aus: Im August 2024 starteten elf Frauen und 16 Männer in ihre Ausbildung oder in ihr duales Studium.
Mit 27 neuen Azubis steigerten sich die Stadtwerke somit 2024 weiter, im Vorjahr waren es 20 Azubis, im Jahr 2022 15 Neuzugänge.
Große Zahl unbesetzter Stellen
Damit trotzt das Unternehmen einem nationalen Trend: Laut einer aktuellen Veröffentlichung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab es 2023 so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie nie zuvor.
Insgesamt konnten 35 Prozent aller Ausbildungsplätze im Jahr 2023 nicht besetzt werden, im Jahr 2010 waren es noch 15 Prozent. Die Nichtbesetzungsquote war 2023 in Westdeutschland etwas niedriger als in Ostdeutschland, zudem sinkt sie mit der Betriebsgröße: Kleinstbetriebe konnten rund 57 Prozent der von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen, in Großbetrieben waren das zwölf Prozent.
„Insgesamt ist festzuhalten, dass die Rekrutierungsprobleme nahezu alle Segmente des Ausbildungsmarkts erreicht haben, in denen es zu Beginn der 2010er Jahre noch kaum Besetzungsprobleme gab“, so IAB-Forscherin Barbara Schwengler.
Image der Betriebe entscheidend
Mit knapp 50 Prozent können Ausbildungsplätze am häufigsten mangels geeigneter Bewerbungen nicht besetzt werden. Wenig attraktive Arbeitsbedingungen und das mitunter schlechte Image mancher Ausbildungsberufe spielen aus betrieblicher Sicht die wichtigste Rolle bei der Erklärung von Besetzungsproblemen.
„Die Befunde auf Basis des IAB-Betriebspanels zum Ausbildungsmarkt spiegeln die Entwicklung seit den 2010er Jahren von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt wider “, resümiert IAB-Direktor Bernd Fitzenberger.
„Zugleich nehmen die Passungsprobleme im Ausbildungsmarkt zu: Trotz einer Rekordzahl an unbesetzten Ausbildungsstellen steigt sowohl die Zahl der unversorgten Ausbildungsplatz-Bewerberinnen und -Bewerber als auch die Zahl der jungen Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung“, so Ute Leber, Mitautorin der Studie weiter. Die Studie beruht auf dem IAB-Betriebspanel, einer repräsentativen jährlichen Wiederholungsbefragung von rund 15.000 Betrieben aller Betriebsgrößen und Branchen.
Präsenz in den Schulen lohnt sich
Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Walther setzt in Offenbach deshalb früh bei der Rekrutierung potenzieller Auszubildenden an: „Uns ist es wichtig, junge Leute von Beginn an auf ihrem Berufsweg zu begleiten und für die Stadtwerke als Arbeitgeber zu begeistern. Um besser für die Zukunft aufgestellt zu sein, haben wir in den letzten Jahren unsere Anstrengungen zur Personalgewinnung erhöht.“
Das Kompetenzcenter Personal informiert auf Jobmessen, dem Girls Day sowie direkt in den Schulen und nutzt diverse Jobportale, um die freien Stellen der Stadtwerke zu bewerben. In diesem Jahr konnten so fast alle Stellen erfolgreich besetzt werden, vor allem die Ausbildungen Büromanagement, Spedition und Logistikdienstleistungen sowie Kfz-Mechatronik waren beliebt. Drei Frauen beginnen bei den Stadtwerken das duale Studium „Business Administration".
Über 700 Bewerbungen
Die Altersspanne der neuen Azubis liegt zwischen 16 und 43 Jahren. Spitzenreiter, gemessen an den Bewerbungen, ist in diesem Jahr der Beruf der Kauffrau bzw. des Kaufmanns für Büromanagement, dicht gefolgt von der Ausbildung als IT-Fachinformatiker:in für Systemintegration.
Insgesamt sind über 700 Bewerbungen für Ausbildungsberufe eingegangen. Gerlinde Klos, Leiterin des Kompetenzcenters (KC) Personal: „Zum ersten Mal überhaupt startet in diesem Jahr ein Azubi als Personaldienstleistungs-Kaufmann und wird uns hier direkt im KC Personal unterstützen.“ Auch für schwer zu besetzende Stellen, wie im Bereich Kanalbau, konnten in diesem Jahr Azubis gefunden werden.
Empfehlungen demonstrieren Loyalität
Ausbildungsleiterin Jasmin Noll der Stadtwerke Offenbach betont: „Wir freuen uns auch sehr über die Azubis, die auf Empfehlung und wegen guter Erfahrungen zu uns kommen: So beginnt zum Beispiel ein Mitarbeiterkind eine Ausbildung im Büromanagement und auch die Schwester einer unserer Auszubildenden startet in diesem Jahr ihre eigene Ausbildung bei uns. Das zeigt, dass viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so zufrieden sind, dass sie uns als Arbeitgeber in ihrem Umfeld empfehlen.“
Auch zwei Azubis, die zuvor ein Praktikum bei den Stadtwerken absolviert hatten, waren so beeindruckt, dass sie sich anschließend für eine Ausbildung beworben haben. Noll hat es sich zum Ziel gesetzt, mehr über die Hintergründe der Bewerbenden zu erfahren und die Hemmschwellen für eine Bewerbung zu senken.
So können zum Beispiel Azubis bei den Stadtwerken starten, die noch nicht perfekt Deutsch sprechen und ihre Sprachkenntnisse während der Ausbildung verbessern. Auch für Eltern wird vieles möglich gemacht. Ein Vater kam beispielsweise über das Projekt „EliB – Eltern in Berufsvorbereitung“ dazu. (bs)