Mitarbeiter wollen klare Leitlinien für KI-Nutzung am Arbeitsplatz
Eine aktuelle Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zeigt, wie generative künstliche Intelligenz im beruflichen Kontext genutzt und wahrgenommen wird. Die Teilnehmenden beantworteten Fragen zur Nutzung, Einschätzung und den möglichen Gefahren von generativer KI.
Bereits 81 Prozent der Internetnutzenden in Deutschland haben von generativer KI gehört. Rund ein Drittel (36 Prozent) hat sie schon genutzt, um Texte, Programmcodes, Bilder oder Videos zu erstellen. Im beruflichen Kontext kam textbasierte generative KI bisher bei rund einem Viertel (27 Prozent) der Erwerbstätigen zum Einsatz. Damit hat sich die Technologie seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 relativ schnell in der Bevölkerung und an deutschen Arbeitsplätzen verbreitet.
Im Auftrag des bidt Think Tanks befragte das Marktforschungsinstitut DCORE im Juli und August 2023 insgesamt 3020 Internetnutzerinnen und -nutzer ab 16 Jahren in Deutschland, darunter 1008 hauptberuflich Erwerbstätige.
Überwiegend positive Rückmeldungen
Die meisten, die KI beruflich nutzen, sind mit dem Einsatz textbasierter generativer KI zufrieden: 60 Prozent gaben an, die erzeugten Ergebnisse beruflich sinnvoll anwenden zu können, 64 Prozent sahen eine Zeitersparnis. Einer ähnlichen Anzahl (63 Prozent) hat generative KI sogar zur positiveren Wahrnehmung ihrer Arbeitsergebnisse verholfen.
Der Arbeitsaufwand habe sich dabei nicht erhöht. Trotz der hohen Zufriedenheit prüft ein Grossteil die Ergebnisse in der Regel lieber nach: 67 Prozent der Erwerbstätigen, die textbasierte generative KI schon einmal beruflich genutzt haben, kontrollierten die Resultate auch auf Korrektheit.
Risikobewusstsein ist vorhanden
Zudem sieht die Mehrheit die Risiken bei der Nutzung generativer KI. 57 Prozent geben an zu wissen, dass die Programme falsche Ergebnisse erzeugen können. Bei Menschen, die textbasierte generative KI im beruflichen Umfeld verwenden, ist der Wert mit 66 Prozent noch höher. Fast die Hälfte (47 Prozent) der internetnutzenden Erwerbstätigen geht davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren zumindest Teile ihrer Tätigkeiten durch den steigenden Einsatz dieser Technologie überflüssig werden.
„In einigen Berufen werden sich die Aufgaben verändern und in anderen werden tatsächlich Arbeitsplätze wegfallen“, sagt Antonia Schlude, wissenschaftliche Referentin am Think Tank des bidt. „Doch zugleich werden auch neue Berufe und neue Arbeitsplätze entstehen.“
Auch generelle Gefahren sehen die Nutzenden: 47 Prozent sind der Meinung, der zunehmende Einsatz generativer KI könne dazu führen, dass die Menschheit die Kontrolle über die Technologie verliert. Doch die Skepsis nimmt mit der Zeit ab: Nutzen Befragte diese Programme häufiger, sehen sie eher die Chancen (42 Prozent) als die Risiken (9 Prozent).
Wunsch nach Leitlinien und Regulierung
Die Mehrheit (52 Prozent) der Befragten wünscht sich eine stärkere Regulierung von generativer KI, nur elf Prozent sehen keinen Bedarf. Bei einer deutlichen Mehrheit (66 Prozent) der Beschäftigten, die bereits von generativen KI-Systemen gehört haben, gibt es nach eigenen Angaben keine Vorgaben oder Richtlinien für deren Einsatz am Arbeitsplatz. Den Wunsch danach haben jedoch 46 Prozent.
Erfolgsfaktoren für den Einsatz
Roland A. Stürz, Abteilungsleiter des Think Tank am bidt und Leiter der Studie benennt zentrale Erfolgsfaktoren für den künftigen Einsatz generativer KI am Arbeitsplatz: „Um die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen auch für die Zukunft zu erhalten, müssen insbesondere Unternehmen ihre Weiterbildungsangebote und Fördermöglichkeiten ausbauen."
Gleichzeitig wünschten sich viele Menschen klare Leitlinien für den Umgang mit generativer KI am Arbeitsplatz. "Die Auswirkungen generativer KI auf Wirtschaft und Gesellschaft werden letztlich entscheidend davon abhängen, wie die Politik eine menschenzentrierte, vertrauenswürdige und verantwortungsvolle KI sicherstellt", so Stürz. (bs)