Karriere

Trendwende: Arbeitsplatzsicherheit vor Flexibilität

Für 91 Prozent ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes laut einer aktuellen Umfrage zur zweithöchsten Priorität geworden. Nur das Gehalt wird mit 93 Prozent noch höher bewertet.
08.03.2024

Die schwierige konjunkturelle Lage gilt als Grund für die Verschiebung der Bedürfnisse.

38 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sorgen sich aktuell um den eigenen Job. Vor einem Jahr waren es mit 25 Prozent noch deutlich weniger. Das zeigt das aktuelle Randstad-Arbeitsbarometer 2024. 

„Arbeitnehmende sind stärker verunsichert als im vergangenen Jahr und wollen vor allem mehr Gewissheit und ein stabiles Einkommen. Dieses Ergebnis ist angesichts der konjunkturellen Lage wenig überraschend“, erklärt Hans Christian Bauer, Group Director Legal & Social Affairs bei Randstad Deutschland.

Die Verunsicherung macht sich insbesondere in der Kündigungsbereitschaft bemerkbar. Denn laut den Ergebnissen des Arbeitsbarometers 2023 waren noch knapp die Hälfte (49 Prozent) bereit, einen Job zu kündigen, wenn sie das Gefühl hätten, dort nicht wirklich hinzugehören – heute sind es nur 18  Prozent.

Werte verlieren an Relevanz

Folglich ist auch die Bedeutung der Arbeitgeberwerte bei der Entscheidung für oder gegen einen Job gesunken. Während letztes Jahr noch 41 Prozent der Befragten nicht bereit waren, eine Stelle anzutreten, wenn der potenzielle Arbeitgeber sich nicht proaktiv für mehr Gerechtigkeit und Vielfalt einsetzt, sind es heute nur 28 Prozent.

Ähnlich sieht es beim Thema Nachhaltigkeit aus: Fehlende proaktive Nachhaltigkeitsmaßnahmen waren 2023 für 37 Prozent ein Ausschlusskriterium bei der Jobsuche, heute für nur 27 Prozent.

Flexibilität als Kriterium auf dem Rückzug

Bei den Themen Work-Life-Balance und Homeoffice sind die Arbeitnehmenden heute ebenfalls zu mehr Kompromissen bereit. Hätten vor einem Jahr noch 40 Prozent eine Stelle abgelehnt, wenn sie nicht genügend Arbeitsortflexibilität bietet, sind es heute nur noch 34 Prozent. 2023 war ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben für 61 Prozent ein Ausschlusskriterium bei der Jobwahl, heute gilt das nur noch für 53 Prozent.

„Auch wenn sich die Einschätzungen bezüglich Homeoffice und Work-Life-Balance im Vergleich zu 2023 nicht drastisch verändert haben, ist eine klare Tendenz zu erkennen – die Bedeutung von Werten und Flexibilität nimmt ab und das Bedürfnis nach Sicherheit verstärkt sich“, so Bauer.

Arbeitgeber weiterhin gefordert, mit Angeboten zu überzeugen

Diese Entwicklung komme den Unternehmen in mancher Hinsicht gelegen, so Bauer weiter, zum Beispiel könnten sie mehr Präsenz einfordern: 30 Prozent der Beschäftigten geben in der Befragung an, dass der eigene Arbeitgeber dies derzeit tut.

Jedoch verspürt gleichzeitig eine Mehrheit von Unternehmen nach wie vor einen Bewerbermangel, wie eine andere Randstad-Studie – die ifo-Randstad-Personalleiterbefragung Q4/2023 offengelegt  hat. Insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, Technik und Technologie sowie Computer & IT kämpfen Betriebe mit einem Mangel an geeigneten Bewerbern.

„Unternehmen sollten nicht nur fordern, sondern gerade jetzt fördern und ihren Mitarbeitenden mit attraktiven Angeboten entgegenkommen. Denn nur so können sie Fachkräfte für sich überzeugen und sie auch langfristig halten“, ergänzt Bauer. (bs)