Autobauer fordern günstiges und einfachen Laden

Beim öffentlichen Laden kann eine Kilowattstunde 30 Cent kosten – oder nur eine Ecke weiter fast einen Euro.
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Von Jürgen Walk
Öffentliches Laden kann ein Glücksspiel sein. Eine Kilowattstunde kostet mal 30 Cent – etwa beim Supermarkt an der Ausfallstraße. Oder fast einen Euro an einer Ladestation nur eine Ecke weiter. Abhängig ist das von vielen Faktoren, vom Anbieter, vom Ort, von der Bezahlweise oder der Vertragsgestaltung. Dagegen und gegen hohe Ladepreise insgesamt wehrt sich der Verband der Automobilindustrie (VDA).
Angesichts der teils hohen Kosten und der zunehmenden Komplexität beim öffentlichen Laden von Elektrofahrzeugen fordert der VDA mehr Transparenz bei den Preisen. Außerdem solle es Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher geben.
Steuersenkung wäre ein erster wichtiger Schritt
Im Blickpunkt hat der Verband dabei vor allem die Stromnebenkosten. Netzentgelte, Steuern und Abgaben machen laut VDA einen wesentlichen Teil der hohen Ladepreise aus. "Eine Reduzierung der Stromsteuer auf den europäischen Mindestsatz wäre ein erster wichtiger Schritt, um die Kosten für die Verbraucher zu senken“, sagt VDA-Chefin Hildegard Müller. Darüber hinaus seien ein bedarfsgerechter Netzausbau und Anreize für eine bessere Netzauslastung notwendig.
Die Netzentgelte können laut VDA beim öffentlichen Laden höher ausfallen als beim Laden zuhause. Insbesondere beim Schnellladen können sie einen bedeutenden Anteil an den Ladekosten ausmachen. Das sei darauf zurückzuführen, dass die Netzentgelte beim schnellen Laden aufgrund des hohen Leistungsbedarfes normalerweise als Leistungspreis erhoben werden. Dieser Leistungspreis bemisst sich entlang der Spitzenleistung des Ladestandorts, selbst wenn diese Spitzenleistung nur ein einziges Mal im Jahr anfällt.
Hintergrund der VDA-Forderungen ist wohl auch der Umstand, dass beim weiteren Ausbau der Elektromobilität immer mehr Kunden hinzukommen, die keinen eigenen Stellplatz und damit nicht die Chance haben, mit günstigem Haushaltsstrom oder eigener Solarenergie zu laden. "Endkunden, die auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, dürfen nicht durch hohe Preise und komplizierte Tarifmodelle benachteiligt werden", so Müller.
Der VDA fordert darüber hinaus die Schaffung eines Vergleichsportals für Ladetarife, das Transparenz und Wahlmöglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher bietet. Ein unabhängiges Vergleichsportal für Ladetarife – ähnlich wie bei Tankstellen – sei ein zentraler Schritt, um das Vertrauen in die Ladeinfrastruktur zu stärken und Transparenz zu schaffen, erklärt die VDA-Chefin.
Vier Maßnahmen für mehr Wettbewerb
Um den Wettbewerb zu stärken, schlägt der VDA vier Maßnahmen vor: Ein Durchleitungsmodell für Autos, die Schaffung einer Transparenzstelle für Ladepreise, ein transparentes und diskriminierungsfreies Verfahren bei der Vergabe öffentlicher Flächen für den Aufbau von Ladeinfrastruktur sowie die Empfehlung der Monopolkommission, Kommunen bei Ausschreibungen für den Ladesäulenaufbau zu fördern und finanzielle Zuschüsse an klare Wettbewerbsbedingungen zu knüpfen.
Stand- und Blockiergebühren an öffentlichen Ladepunkten soll es nur geben um die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur sicherzustellen. Konkret fordert der VDA die Erhebung von Gebühren erst nach Abschluss des Ladevorgangs. Außerdem soll es keine Gebühren während der Nachtruhezeit in Wohngebieten geben, damit Ladende nicht nachts umparken müssen.