E-Mobilität

Der Straßenrand wird zur Elektrolade-Zone

E-Auto-Fahrende können immer häufiger an der Straßenlaterne oder direkt am Bordstein einstöpseln.
09.05.2025

Laden am Bordstein – das funktioniert dank Kühl- und Heizsystem auch bei Schnee oder im Hochsommer.

Von Jürgen Walk

Die Verkehrswende ist wichtig, aber die City ist eng. Nicht überall ist genug Platz für große Ladestationen. Und nicht jede Altstadt will solche Kästen in den Straßen stehen haben. Zwei platzsparende Lösungen etablieren sich gerade: Straßenlaternen mit Ladefunktion, die es in Berlin gibt, und Ladebordsteine, die in Köln getestet wurden.

Nach über einem Jahr Praxistest haben die Stadt Köln, die Rheinenergiie-Tochter TankE und Rheinmetall ihr gemeinsames Pilotprojekt mit Ladebordsteinen erfolgreich beendet. An zwei Standorten in Köln-Lindenthal wurden seit gut einem Jahr vier Ladebordsteine getestet. Im Fokus stand, ob die Lösung praxistauglich und wetterfest ist, ob sie sich städtebaulich integrieren lässt – und ob die Nutzer die ungewöhnliche Lösung akzeptieren.

Das Wetter ist kein Problem

  • Mit der Ladeeinrichtung "Heinz" können Berliner am Straßenrand laden.

Am Wetter jedenfalls scheitert der Ladebordstein nicht. Ein Kühlkonzept ermöglicht einen zuverlässigen Betrieb bei hohen Außentemperaturen und verhindert das Überhitzen. Bei Minusgraden sorgt ein eingebautes Heizsystem für verlässliche schnee- und eisfreie Bedienbarkeit. Die technische Verfügbarkeit hat nach Rheinmetall-Angaben bei 99 Prozent gelegen. Mehr als 2800 erfolgreiche Ladevorgänge hätten die Zuverlässigkeit des Systems bewiesen. Pro Ladevorgang seien durchschnittlich 19 kWh übertragen worden – genug für rund 120 km Reichweite.

Wichtig für Betreiber: Das System ist modular aufgebaut, lässt sich relativ einfach ein- und ausbauen und damit auch warten. Während der einjährigen Testphase wurde das System immer wieder optimiert, etwa durch eine verbesserte Schmutzableitung. Diese Wartungsfreundlichkeit trage zu niedrigen Betriebskosten bei.

Auch die Nutzenden wurden befragt. Diese schätzen vor allem die einfache Bedienung, die Platzersparnis sowie die barrierearme Nutzung. Im Vergleich zu herkömmlichen Ladesäulen überzeugte das System durch bessere Integration ins Stadtbild, Schutz vor Vandalismus und ergonomische Vorteile.

Manchmal zu unauffällig

In einem Punkt besteht allerdings noch Luft für Verbesserungen: Die optische Zurückhaltung kann eben auch ein Nachteil sein, weil man die Ladebordsteine nicht so gut sieht. Das lasse sich aber durch deutlichere Markierungen und die Integration in Navigations- und Lade-Apps im regulären Flächenbetrieb einfach verbessern.

Auch beim Laternenladen geht es voran. Anbieter Ubitricity hat den Zuschlag bekommen, in Berlin 800 Laternen-Ladeeinrichtungen weiter betreiben zu dürfen. Der Vertrag läuft bis Ende 2032. Er umfasst außerdem die Option, bis zu 250 zusätzliche Ladepunkte in sieben bisher unbeteiligten Berliner Stadtbezirken zu errichten. Die sollen bis Ende 2025 stehen, die Umsetzung hängt allerdings noch von Genehmigungsverfahren ab.
 
Die Herausforderungen bei der Sichtbarkeit der Laternenlader scheinen ähnlich wie beim Bordsteinlader zu sein. Jedenfalls wurden gerade die Beschilderung und Markierung der "Heinz" genannten Ladeeinrichtungen in den fünf Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf, Treptow-Köpenick und Spandau erheblich verbessert.