E-Mobilität

Warum Stadtwerke weiter in Ladeinfrastruktur investieren sollten

Die E-Mobilität krankt derzeit unter einer Nachfrage-Delle. Trotzdem sollten Stadtwerke beim Ladeinfrastrukturausbau nicht nachlassen, ist Klaus Schüßler überzeugt. Er leitet die Abteilung New Mobility bei den Stadtwerken Düsseldorf. "Es bleibt ein Geschäftsfeld mit Perspektive, aber auch ein anspruchsvolles", schreibt Schüßler in einem Gastbeitrag.
23.08.2024

Die Stadtwerke Düsseldorf betreiben laut Abteilungsleiter Schüßler aktuell 3500 Ladepunkte.

Der Anteil des Verkehrssektors an den CO2-Emissionen in Deutschland wächst weiter. Er ist zuletzt auf 22 Prozent gestiegen. Deshalb müssen wir unsere Anstrengungen intensivieren, um eine Mobilitätswende zu erreichen. Klar ist: Ohne Elektromobilität sind kurzfristig keine deutlichen Einsparungen von Treibhausgasen im Verkehrssektor zu realisieren. Die Hebelwirkung alternativer Antriebslösungen auf die Reduktion der Emissionen wird in den nächsten Jahren nur minimal sein.

Zur Einordnung: Rein aus physikalischen Gründen wird der Wirkungsgrad eines mit E-Fuels betriebenen Verbrennungsmotors immer um das Drei- bis Vierfache schlechter bleiben als der eines Elektromotors.

Die Zulassungszahlen für Fahrzeuge mit Elektromotor sind zwar aktuell ausbaufähig, die monatlichen Wachstumszahlen aber dennoch bemerkenswert. Im Juli 2024 hatten mehr als 19 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge einen Elektromotor. Zwar handelte es sich bei sechs Prozent davon „nur“ um Plug-in Hybride. Doch diese können – bezogen auf die Fahrleistung – problemlos zu 50 Prozent elektrisch betrieben werden. Einzige Voraussetzung ist der Wille der Fahrerinnen und Fahrer.

"Es gibt gute Gründe, um in den Ausbau zu investieren."

Der zunehmende Marktanteil von elektrischer Energie im Verkehrssektor vermindert lokale Emissionen und kommt den klassischen Stromanbietern zugute. Dazu verringert sich die Energieimportabhängigkeit. Diesel- und Ottokraftstoffe, die aus außereuropäisch importiertem Rohöl hergestellt werden, können durch Strom aus dem deutschen oder europäischen Stromverbund verdrängt werden.

Für Stadtwerke in Deutschland, die sich seit Jahren als Pioniere für die Mobilitätswende einsetzen, existieren somit auch weiterhin gute Gründe, um in den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu investieren.

Die Stadtwerke Düsseldorf investieren bereits seit 2015 in den Ausbau der Ladeinfrastruktur und betreiben aktuell rund 3.500 Ladepunkte vorrangig in der NRW-Landeshauptstadt.

Es bleibt ein Geschäftsfeld mit Perspektive, aber auch ein anspruchsvolles. Um hohen Qualitätsansprüchen, wie etwa einer Funktionsquote von 99 Prozent, zu genügen, bedarf es neben effizienten digitalen Prozessen auch eines großen analogen Engagements. Denn eine gestörte oder beschädigte Ladesäule ist nur selten remote wieder in Betrieb zu setzen.

"Der use-case-orientierte Ausbau hat sich bewährt."

Wichtig ist, aus den eigenen Erfahrungen zu lernen. Besonders der use-case-orientierte Ausbau der Ladeinfrastruktur hat sich bewährt. Stehen gerade im urbanen Raum Fahrzeuge über Stunden unbewegt an einem Ort - in Quartieren oder am Arbeitsplatz - reicht in den meisten Fällen eine Ladeleistung von bis zu 50 kW. An städtischen Verkehrsachsen oder an Autobahnzubringern ergibt natürlich das Ultraschnellladen Sinn.

Besonders im nicht-öffentlichen Raum kann das sektorgekoppelte Laden an Bedeutung gewinnen. Etwa durch ein optimiertes Ökosystem aus Wallbox, PV-Anlage und Elektroauto.

Die Stadtwerke Düsseldorf intensivieren insgesamt ihr Engagement für Ladelösungen. Sie sind auch in der Region aktiv und helfen dort dabei, das teilweise dringend benötigte Angebot von öffentlich zugänglichen Lademöglichkeiten zu erweitern.

Stadtwerke, die sich bezogen auf den Lebenszyklus von Ladeinfrastruktur bereits in der Einführungsphase erfolgreich positioniert haben, sollten im Tempo nicht nachlassen, denn in der Reifephase können sie mit ihrem tiefgreifenden Know-how die nächsten Herausforderungen meistern. Und auch der ökologische Beitrag treibt weiter an. Städte wie London oder Stockholm, die sich intensiv für sehr niedrige lokale Emissionswerte im Verkehr einsetzen, können bereits verbesserte Luftreinhaltungswerte nachweisen.

"Wir benötigen Verlässlichkeit und Planungssicherheit!"

Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur gilt wie bei allen investitionsgetriebenen Aktivitäten: Wir benötigen Verlässlichkeit und Planungssicherheit! Kurzfristige Änderungen von Rahmenbedingungen, Scheindiskussionen, die zu Verunsicherungen führen, oder gar die Nichtdurchsetzung von bestehendem Recht, wie beispielsweise bei den in den Markt gebrachten gefälschten THG-Zertifikaten aus China, werden immer Einfluss auf das Umsetzungstempo haben. Und damit die Verminderung der Emissionen verlangsamen.

Ein Gastbeitrag von Klaus Schüßler, Abteilungsleiter New Mobility bei den Stadtwerken Düsseldorf.