ÖPNV

Gegen den Trend: Krefeld setzt auf Wasserstoffmobilität

In Krefeld fahren erstmals Wasserstoffbusse im regulären Linienbetrieb durch die Stadt. Andernorts gibt es viel Ärger mit dem Einsatz von Wasserstoff im ÖPNV.
21.02.2025

In Krefeld sind ab sofort die ersten Wasserstoffbusse im regulären Linienbetrieb im Einsatz.

Von Ariane Mohl

Die Stadtwerke Krefeld und ihre Mobilitätstochter SWK Mobil setzen auf das Thema Wasserstoffmobilität. Ab sofort sind in der NRW-Kommune drei Wasserstoffbusse im regulären Linienbetrieb im Einsatz. Sieben weitere Modelle des gleichen Typs sollen noch in diesem Jahr geliefert werden und die Fahrzeugflotte erweitern. SWK-Mobil-Chef Guido Stilling sieht in Wasserstoff ein Schlüsselelement für die Mobilitätswende. Bis zu 400 Kilometer weit kommen die Busse nach Angaben von Stilling mit einer Wasserstoff-Tankfüllung – abhängig vom Wetter und der Topografie. Damit schaffen sie einen ganzen Tag lang den kompletten Linienumlauf. "Bei batteriebetriebenen Elektrobussen müssten wir je nach Linie zwischendurch einmal nachladen", so Stilling weiter.

All das hat allerdings seinen Preis: Knapp 600.000 Euro kostet ein Wasserstoff-Niederflurbus. Das ist gut das Doppelte eines vergleichbaren Dieselbusses. Möglich ist das für die SWK Mobil nur dank einer üppigen Förderung. Die Mehrkosten werden zu 80 Prozent mit Geldern aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm "NextGenerationEU" übernommen.

Die neuen Wasserstoffbusse der SWK verfügen über rund 218 PS und bieten Platz für 83 Fahrgäste, davon 31 Sitzplätze. Eine Herausforderung war das Thema Sicherheit: Die Busse sind nahezu geräuschlos unterwegs. Um Unfälle mit Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern zu vermeiden, verfügen sie über ein Soundmodul, so dass sie akustisch besser wahrnehmbar sind.

Betankt werden die Wasserstoffbusse zunächst noch über eine mobile Tankstelle. Ein Lkw bringt den Wasserstoff zum Betriebshof der SWK Mobil. Über "Umfülltafel" werden die Busse dann betankt. Das geht sehr schnell: Maximal zehn Minuten braucht es für eine Tankfüllung mit rund 37 Kilogramm Wasserstoff.

So gut wie in Krefeld läuft es längst nicht überall mit der Wasserstoffmobilität. Auch die Düsseldorfer Rheinbahn wollte bei der Verkehrswende klimaschädliche Dieselbusse durch E-Busse mit Brennstoffzelle ersetzen. Die Lokalpresse schreibt von einem "Fehlstart". Zuerst hatten die gelieferten Busse diverse Mängel. Endlich im Probebetrieb angekommen, ging die Pleiteserie weiter: Technische Ausfälle und fehlende Ersatzteile wurden für die Rheinbahn zum Problem.

Im kommenden Jahr sollen die störungsanfälligen Wasserstoffbusse für die Rheinbahn kostenfrei gegen andere Modelle ausgetauscht werden. Wie das kommunale Verkehrsunternehmen betont, haben die Probleme mit den Bussen "überwiegend nichts mit der Antriebsart zu tun". Die Busse sind nun im Regelbetrieb und werden dort auf ihre Praxistauglichkeit getestet.

Generell läuft es beim Thema Wasserstoffmobilität gerade an vielen Stellen nicht rund. Massive Probleme gab es beim Wasserstoffzug der Heidekrautbahn. Die neuen Brennstoffzellen-Bahnen konnten über den Jahreswechsel nicht fahren, weil angeblich kein Wasserstoff lieferbar war. Der Verkehrsverbund musste von einer anderen Linie einen Batteriezug sowie zwei Dieselzüge abziehen. Auf beiden Linien kam es daraufhin zu einem deutlich geringeren Sitzangebot sowie zu einer sehr angespannten Fahrzeugsituation.

Im September 2024 hatte es bereits in Niedersachsen Lieferschwierigkeiten bei Wasserstoff auf der Zugstrecke zwischen Cuxhaven und Buxtehude gegeben. Anders gelagert waren die Probleme bei Brennstoffzellenzügen im Taunus. Dort sollen bis Ende 2025 ausgeliehene Dieselfahrzeuge störanfällige Wasserstoffzüge ersetzen. Hersteller Alstom hatte massive Probleme mit Ersatzteilen und kaputten Brennstoffzellen eingestanden, die bis zum Jahresende gelöst sein sollen.

Kurz vor dem Aus steht aktuell das Unternehmen Hyvia, ein Joint Venture von Renault und Plug Power. Der Insolvenzantrag wurde bereits im Dezember 2024 gestellt. Ob Sanierungsmaßnahmen das Mobilitätsunternehmen retten können, ist fraglich. Hyvia ist auf leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb spezialisiert. Hyvia selbst macht "die zu langsame Entwicklung der Ökosysteme für Wasserstoffmobilität in Europa und die sehr hohen Entwicklungskosten" für die eigenen Probleme verantwortlich. Es gebe offenbar immer noch keinen wirklichen Markt für Brennstoffzellenfahrzeuge.