ÖPNV

Maßgeschneiderte Mobilität für Münchens Nachtschwärmer

Mit dem „Isar-Tiger“ durch die Nacht tigern: Die Münchner Verkehrsgesellschaft führt einen On-Demand-Service als Alternative für den Betriebsschluss und die starren Fahrpläne der Busse und Bahnen ein. Zum Einsatz kommen CNG-Fahrzeuge.
18.05.2018

Das Vorserien-Modell ist etwas kleiner als der "IsarTiger", der ab Juni im Münchner Westen untwergs sein wird.

In den Genuss eines eigenen Chauffeurs kommen bald Münchens Ausgeh-Freudige: Der „Isar-Tiger“ ist ein On-Demand-Service, den Kunden zu den beliebten Ausgehzeiten am Freitag- und Samstagabend buchen können. Ein erdgasbetriebener VW-Caddy bringt Fahrgäste zur gewünschten Uhrzeit an das ausgewählte Ziel. Starre Fahrpläne und der Betriebsschluss von Bus und Bahn stehen langen Abenden nicht mehr im Weg.

Der Clou am Konzept der MVG: Die Buchung der Fahrt erfolgt über die „Isar-Tiger“-App, die mittels eines Algorithmus Anfragen unterschiedlicher Nutzer miteinander verbindet, und so zueinander passende Fahrgemeinschaften bildet. Die genaue Fahrtroute wird damit von der App festgelegt, so dass sich Kunden Fahrten teilen und die Fahrzeuge optimal ausgelastet werden. Für die Umwelt bedeutet dieser Ansatz eine enorme Entlastung - ein ähnliches Projekt in Lissabon ersetzt mit allein drei Kleinbussen rund 100 Personenkraftfahrzeuge.

Vorerst nur im Münchner Westen

Jede Tour kann an insgesamt 450 Bus- und Bahn-Haltestellen im MVG-Gebiet gestartet werden. Das Ziel muss ebenfalls im festgelegten Revier liegen, ist aber nicht an fixe Stationen gebunden. Vorerst beschränkt sich der Testbetrieb auf das westliche Stadtgebiet über den Gärtnerplatz zum Rotkreuzplatz bis nach Moosach. Eine Erweiterung für das gesamte Stadtgebiet ist aber nicht ausgeschlossen. Der Preis pro Fahrt richtet sich nach einem Grundtarif, sowie Kosten pro Kilometer. Damit soll sich das Ridesharing-Modell preislich zwischen Taxi und ÖPNV einpendeln. Für Kunden mit einem MVG-Abo gibt es Rabatt und Mitfahrer innerhalb einer Buchung zahlen nur die Hälfte.

Prinzipiell ist das Ridesharing keine neue Idee im öffentlichen Nahverkehr. Anruftaxis und Sammelbusse sind bundesweit schon längst etabliert. Neu ist hingegen die Buchung- und Abwicklung per App, die vom Berliner Softwareunternehmen "door2door" für den "Isar-Tiger" entwickelt wurde. MVG-Chef, Ingo Wortmann sieht neben der unkomplizierten Handhabung auch Vorteile des Sharing-Konzepts gegenüber dem "klassischen "ÖPNV: Wer viel Gepäck dabei hat oder im äußeren Tarifgebiet weiter weg von Bus- und Bahnhaltestellen wohnt, kann vom komfortablen Alternativangebot profitieren.

15 000 Nutzer braucht das Projekt

Im Juni sollen bereits die ersten CNG-Caddys auf Münchens Straßen unterwegs sein – vorerst allerdings „nur“ im Testbetrieb für einen geschlossenen Nutzerkreis. 15 000 Interessenten muss die Verkehrsgesellschaft gewinnen, damit das Projekt wirtschaftlich rentabel ist und langfristig eine Chance hat. Eine Konkurrenz für Taxiunternehmen sieht Wortmann nicht gegeben: "Nicht gegen das Taxi, sondern mit den Taxis“ lautet die Devise; es würden sogar Verhandlungen über entsprechende Kooperationen angestrebt.

Im Herbst dieses Jahres steht der „Isar-Tiger“ dann für alle Nachtschwärmer bereit. Von 19 bis 22 Uhr können die Erdgas-Mobile immer freitags und samstags angefordert werden. Insgesamt startet die MVG ihre Tiger-Flotte mit 20 CNG-Mobilen, die im Testbetrieb von E-Autos und zwei barrierefreien Fahrzeugen ergänzt werden sollen. So können bequem immer drei bis maximal sechs Personen von A nach B fahren. (ls)