NRW schließt Versorgungslücke im ÖPNV

Auf dem Land verkehren Linienbusse nur selten.
Bild: © Souki/Adobe Stock
Von Daniel Zugehör
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist ein zentraler Baustein nachhaltiger Mobilität. Doch gerade außerhalb urbaner Zentren reicht das klassische Linienangebot häufig nicht aus. Flexible Angebote wie On-Demand-Shuttles können hier eine sinnvolle Ergänzung sein – sind aber oft teuer in der Umsetzung.
Nordrhein-Westfalen (NRW) möchte nun eine digitale Plattform für solche On-Demand-Angebote schaffen, teilte es mit. Gemeinsam mit dem Kompetenzcenter Digitalisierung NRW (KCD) und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR AöR) entwickelt das Landesverkehrsministerium ein System, das flexible Mobilitätsangebote wie On-Demand-Shuttles, Anrufsammeltaxis oder Rufbusse miteinander vernetzt und besser koordinierbar macht.
Millionen für die Verkehrswende
Das Ministerium hat dafür finanzielle Mittel in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro bereitgestellt. Denn: Die Entwicklung solcher Lösungen ist komplex und kostspielig. Die kommunalen Verkehrsunternehmen stehen hier mit ihren ohnehin begrenzten Budgets vor der Herausforderungen – insbesondere auch vor dem Hintergrund von Dekarbonisierung und Verkehrswende.
Die neue Plattform soll im Herbst 2025 in Betrieb gehen. Ziel sei es, allen Verkehrsunternehmen in NRW eine standardisierte technische Infrastruktur bereitzustellen, über die sie ihre On-Demand-Verkehre einfach und kosteneffizient in bestehende Auskunfts- und Buchungssysteme integrieren können. Die Fahrgäste andererseits sollen demnach einen einfachen und transparenten Zugang zu alternativen Mobilitätsangeboten erhalten.
Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) betont die Bedeutung flexibler Lösungen für die Verkehrswende: "On-Demand-Systeme, die digital auf Abruf gebucht werden können, verbessern unser ÖPNV-Angebot in allen Landesteilen und bieten eine echte Alternative zum privaten PKW – gerade auch mit Blick auf den Klimaschutz."
Insbesondere im ländlichen Raum und bei kommunalübergreifenden Verkehrsbeziehungen kann die neue Plattform das Angebot verbessern. Dort, wo ein fester Linienbetrieb oft wirtschaftlich nicht darstellbar ist, ermöglichen On-Demand-Angebote eine bedarfsgerechte und zugleich kosteneffiziente Versorgung.
Nur eine App und ein Tarif
Auch aus Sicht der Verkehrsunternehmen bietet die Lösung große Vorteile. Oliver Wittke, Vorstandssprecher des VRR, sieht in der landesweiten Plattform einen wichtigen Schritt: "Unsere Vision ist es, dass On-Demand-Dienste in ganz NRW über eine landesweite App buchbar sind – perspektivisch auch über bestehende Mobilitäts-Apps, die bereits Bus und Bahn abdecken."
Geplant ist außerdem, einen landesweit einheitlichen On-Demand-Tarif einzuführen. Dieser soll bestenfalls bis Jahresende in die vorhandenen Tarifsysteme integriert werden. Die Entwicklung dieses neuen Tarifmodells übernimmt das Kompetenzcenter Marketing NRW (KCM) beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Langfristig verfolgt NRW das Ziel, bis 2029 eine harmonisierte On-Demand-Landschaft zu schaffen.
In das Ganze sollen Erfahrungen aus vergleichbaren Projekten einfließen, wie dem "OnDeMo-FRM" im Rhein-Main-Gebiet oder dem "Kraftraum-Shuttle" des VRS. Stand jetzt seien mehr als zehn Verkehrsunternehmen aus NRW am Projekt beteiligt, so das Ministerium.