Pakettransport mit der Straßenbahn
Kann eine Straßenbahn eine sinnvolle Rolle beim Pakettransport spielen? Das wollen die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), der Versender Amazon und die Frankfurter Hochschule UAS gemeinsam testen. Vier Wochen lang wird die emissionsfreie Logistik getestet.
Ein dreistufiges CO2-freies System haben sich die Partner ausgedacht. Mit E-Transportern werden die Sendungen vom Amazon-Verteilzentrum in Raunheim zur nächstgelegenen Tramhaltestelle „Stadion“ gebracht. Dort werden sie in die Gütertram geladen, eine ausschließlich zum Pakettransport genutzte Straßenbahn.
Die Tram fährt dann vom Stadtrand in die Innenstadt zu den Stationen „Zoo“ und zum Betriebshof Gutleut. Von dort wiederum werden die Sendungen mit elektrisch betriebenen Lastenrädern an die Haustüren der Kundinnen und Kunden geliefert.
Ziel des Projekts ist es, den Straßenverkehr zu entlasten sowie Lärm und Emissionen im Stadtgebiet zu verringern. Die Idee, eine Gütertram auf der „letzten Meile“ zu nutzen, sei 2018 in der Theorie gestartet. Der Weg des Forschungsprojekts führte über verschiedene Iterationsstufen, zuletzt mit Prozess-Simulationen, zum nun angelaufenen Realbetrieb.
Ökonomische und ökologische Vorteile
„Unsere bisherigen Simulationsergebnisse zeigten, dass der dreistufige Prozess gegenüber der herkömmlichen einstufigen Belieferung ökonomische wie auch ökologische Vorteile erzielen kann“, erklärt Projektleiter und Hochschulpräsident Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt UAS. „Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten.“
Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, sagte: „Ich freue mich, dass mit der Gütertram in Frankfurt der Probebetrieb jetzt starten kann. Es ist wichtig, dass wir alle Optionen prüfen, um eine stadtverträgliche Logistik auf den Weg zu bringen. Gemeinsam mit den Projektpartnern können wir hier Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit der Gütertram im Probebetrieb gut testen und anschließend evaluieren.“
Der Versuch soll unter anderem Aufschluss darüber bringen, wie ein derartiges Lieferkonzept im Vergleich zur konventionellen Belieferung ausfällt. Daneben gehe es auch um Fragen zu Mengenspitzen im Sendungsvolumen sowie zum Verlagern des Transports in Randzeiten. Außerdem prüfen die Projektpartner, ob sich Sperrgut in der VGF-Straßenbahn transportieren lässt, und erproben den Einsatz von potenziell geeigneten Ladungsträgern zum Bündeln der Sendungen. (wa)