Deutschland

Förderzusage für Hamburger Großprojekt zur integrierten Netzplanung

Mit insgesamt 480.000 Euro unerstützt das Bundeswirtschaftsministerium "iNeP": Hier werden die Energienetze Wärme, Strom und Gas aufeinander abgestimmt. Bis 2025 soll die Roadmap vorliegen.
15.04.2021

Aufbruchsstimmung beim Projekt integrierte Netzplanung iNeP im Norddeutschen RealLabor: Das Hamburger Projekt hat vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Förderzusage erhalten.

Das Hamburger Projekt, an dem neben drei Hochschulen die städtischen Gesellschaften Gasnetz Hamburg, Stromnetz Hamburg und Wärme Hamburg teilnehmen, hat vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Zusage erhalten.

Insgesamt rund 480.000 Euro erhalten die Projektteilnehmer bis 2025, um Grundlagen für eine integrierte Planung der Energienetze für Strom, Gas und Wärme zu entwickeln.

Zusammenwirken der Sektoren Industrie, Haushalte und Verkehr

„ iNeP“ soll zentrales Bindeglied zwischen den weiteren Projekten im Norddeutschen RealLabor sein, die ihrerseits Technologien und Verfahren für eine klimaneutrale Energieversorgung der Sektoren Industrie, Haushalte und Verkehr im Norden entwickeln. 

Im Rahmen der Projektlaufzeit bis 2025 wollen die drei städtischen Energieinfrastrukturbetreiber gemeinsam mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Hamburg, der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und der Technischen Hochschule Lübeck eine Planungsmethodik, ein Planungsmodell und ein entsprechendes KI-gestütztes Planungstool entwickeln.

KI-gestütztes Planungstool

Damit sollen die Energieströme in den drei Netzen genau aufeinander abgestimmt werden. Technologien zur Sektorenkopplung wie Power-to-Gas und Power-to-Heat werden an Schnittstellen der drei Netze eingebunden. Die unterschiedlichen Energieträger sollen zudem mit höchster Effizienz und optimalem Nutzen fürs Klima angesteuert werden, teilten die drei Unternehmen mit.

Ergebnis der gemeinsamen Arbeit soll eine koordinierte Roadmap sein, nach der die Transformation der Energienetze in Hamburg bis 2050 eingeleitet werden kann.

Stimmen zum Projekt

„Die Wasserstoff-Technologie bringt die Energiewende in vielen Bereichen entscheidend voran“, erklärte Professor Dr. Werner Beba, Koordinator des NRL und Leiter des Competence Centers für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E).

„Mit iNeP entwickeln wir gemeinsam ein Zielbild für die verbundenen Energienetze Strom, Gas und Wärme in einer Industriemetropole. Die Roadmap soll am Ende des Projektes aufzeigen, wie wir zusammen die Dekarbonisierung unterstützen können. Wichtig ist dabei auch die Nutzung der übergreifenden Potenziale und die Optimierung des Investitionsbedarfes. Wir ermöglichen als Infrastrukturbetreiber, in enger Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen und Kunden, den Einsatz von Sektorkopplungs-Technologien im großindustriellen Maßstab“, sagt Thomas Volk, Geschäftsführer der Stromnetz Hamburg GmbH.

„Mit dem Projekt Integrierte Netzplanung im NRL beginnt eine neue Ära bei der Konzeption der künftigen Energieversorgung unserer Stadt“, sagt Udo Bottlaender, technischer Geschäftsführer bei Gasnetz Hamburg. „Denn als städtische Unternehmen stellen wir uns der Herausforderung, drei Leitungsnetze als ein verbindendes System zu betrachten und künftig weiterzuentwickeln. Die hochkomplexen Zusammenhänge bei den schwankenden Verbrauchsszenarien werden wir hier intensiv analysieren und daraus Daten und Methoden entwickeln, um künftig weniger Primärenergie für noch mehr Anwendungen bereitzustellen. Digitale Mess- und Steuerungskomponenten werden uns helfen, Stabilität, Effizienz und Versorgungssicherheit optimal zu verknüpfen.“

„Wo immer in unserer Stadt Energie eingesetzt wird, lassen sich zugleich weitere Bedarfe abdecken. Wärme entsteht etwa bei Industrie-Produktionsprozessen, bei der Wasserstoffelektrolyse oder bei der Rückverstromung von grünem Gas“, erläutert Christian Heine, Geschäftsführer von Wärme Hamburg. „Statt solche Abwärme in die Atmosphäre zu entlassen, wollen wir sie für anderen Sektoren wie die Haushalte unserer Stadt ins Netz bringen und nutzbar machen. In einer klimaneutralen Stadt wird so gut wie keine Energie mehr verloren gehen. So werden die städtischen Energienetze zu einem stabilen Rückgrat beim Erreichen der Klimaziele.“

So geht es weiter

Die Fördergelder aus Berlin erlauben nun eine umfassende personelle Ausstattung: Zwei Wissenschaftler der Helmut-Schmidt-Universität, sowie ein Wissenschaftler und ein Assistent der TH Lübeck werden an dem Projekt mitarbeiten. Bei der TU Hamburg sind sogar zwei Fachbereiche mit je zwei Fachleuten beteiligt. Auch bei den Netzbetreibern sollen je zwei Vollzeit-Arbeitskräfte das Projekt vorantreiben. Gasnetz Hamburg hat außerdem eigens einen Data-Scientist eingestellt, der an der Entwicklung der Rechen- und Steuerungsmodelle der integrierten Netze arbeiten wird. So arbeitet ein gutes Dutzend Fachleute am Erfolg des norddeutschen Reallabors. 

In den ersten beiden Projektjahren wird das Team eine Methodendefinition entwickeln und einen Entwurf der Planungsumgebung vorlegen. Der konkrete Roadmap-Entwurf mit stabiler Planungsumgebung, digitalen Rechentools und Prozesshandbüchern entsteht von 2022-2024. Ab 2025 wollen die Partner dann die Roadmap mit ihren Werkzeugen konkret einsetzen und eine Ergebnis-Dokumentation erstellen. (sg)