Deutschland

Hochwasser: Immer noch über 5000 ohne Strom – Hilfsplattform für Branche gelauncht

Bei Westnetz laufen die Arbeiten auf vollen Touren: 800 Mitarbeiter arbeiten daran, die Versorgung wieder herzustellen. Derweil können über die Plattform "Energie.Wasser.Hilft" Angebote oder Gesuche zur Unterstützung abgegeben werden.
27.07.2021

Rheinland-Pfalz, Altenahr: Ein völlig zerstörtes Haus am Ortseingang. Helfer sind Tag und Nacht damit beschäftigt die Straßen in den weitgehend zerstörten Orten wieder befahrbar zu machen.

Die Unwetterkatastrophe in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wirkt sich weiter auf die dortige Stromversorgung aus. Aus Sicht des Westenergie-Verteilnetzbetreibers Westnetz GmbH sind derzeit noch die Hausanschlüsse für die Versorgung von rund 5.800 von ursprünglich 200.000 betroffenen Menschen ohne Strom.

Dazu zählen weiterhin Teile des Rhein-Erft-Kreises, des Kreises Euskirchen, des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises und des Ahrtals. Etwa 800 Kollegen der Westnetz sind immer noch in den technischen Einheiten, Leitstellen, der Hotline und in unterstützenden Funktionen aus Schwestergesellschaften aus dem Eon-Konzern und von Partnerunternehmen im Einsatz. Sie arbeiten mit Hochdruck an der Wiederversorgung mit Strom, teilte der Netzbetreiber mit.
 
 

Arbeiten laufen auf Hochtouren

Alle von der Unwetterkatastrophe betroffenen Umspannanlagen habe man inzwischen geprüft, teilweise gereinigt und fast vollständig wieder in Betrieb genommen. Bei größeren Schäden im Mittelspannungsnetz arbeite man daran, die Stromversorgung so schnell wie möglich über Umschaltungen aus anderen Anlagen oder durch Notstromaggregate wiederherzustellen.

Dort, wo das vorgelagerte Netz wieder stabil ist, laufen nach Angaben von Westnetz die Arbeiten in den lokalen Ortsnetzen auf Hochtouren. Hier werden Schäden in den Verteilungen der Ortsnetzstationen sowie bei Kabeln, Verteilerkästen und Hausanschlüssen aufgenommen und – wenn möglich – instandgesetzt, um die Wiederversorgung auch der noch rund 5.800 betroffenen Menschen zu ermöglichen.

Hausinstallationen noch nicht überall wieder funktionsfähig

Dass es immer noch Häuser gebe, in denen kein Strom fließt, liege an Schäden in der Hausinstallation oder entfernten Sicherungen. 
 
Grundsätzlich müsse für jedes Haus geprüft werden, ob Keller und Hausinstallationen frei von Wasser und einschaltbereit sind. Aus den Kabelverteilerschränken, für die Westnetz zuständig ist, gehen die Kabel zu den Hausanschlüssen an jedem Haus. Bevor ein Kabelverteilerschrank in Betrieb genommen werden kann, muss sicher sein, dass die Hausinstallation in jedem Haus trocken und einschaltbereit ist.

Westnetz unterstützt über den Hausanschlusskasten hinaus

Ist die Hausinstallation noch nicht trocken, weiterhin beschädigt oder ist der Zustand nicht klar, entfernt Westnetz die Sicherungen im Haus. Durch die Prüfung vorab oder die Herausnahme der Sicherungen wird sichergestellt, dass beim Einschalten der Stromversorgung keine Schäden in den Häusern entstehen.
 
Zwar endet die operative Verantwortung eines Verteilnetzbetreibers für die Stromversorgung formal am Hausanschlusskasten, damit aber nun in der aktuellen Krisensituation den Bewohnern schnell und unkompliziert geholfen wird, hat sich Westnetz entschieden, die örtlichen Installateure und ihre Kunden bei der Behebung von Schäden an ihren Hausinstallationen koordinierend und kommunikativ zu unterstützen.

Sicherheitshinweise für Stromspeicher mit Hochwasserschäden

Angesichts der weitgehenden Zerstörung der Infrastruktur in den Überschwemmungsgebieten wurden auch Stromspeicheranlagen überflutet und beschädigt. Vor diesem Hintergrund veröffentlicht der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) Sicherheitshinweise zum Umgang mit Stromspeichern mit Wasserschäden (externer Link).
 
 
Der BVES rät Anwendern dringend dazu, bei der Beschädigung und Überflutung von Speichern umgehend zuständige Einsatzkräfte zu informieren und keineswegs zu versuchen die Speicher selbst wieder in Betrieb zu nehmen. Urban Windelen: „Wir hoffen, dass die Veröffentlichung und die Verbreitung dieser Hinweise hilft, Gesundheits-, Sach- und Umweltschaden zu verhindern und den Einsatzkräften vor Ort eine praktische Unterstützung zu ihrer Arbeit bietet.“

Hilfsplattform "Energie. Wasser. Hilft"

Die Solidarität und Hilfsbereitschaft für die von der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Betroffenen ist auch innerhalb der Energie- und Wasserbranche bundesweit riesig. Mit der Hilfsplattform „Energie. Wasser. Hilft.“ (extermer Link) unterstützen Verbände der Energie- und Wasserwirtschaft die von der Flutkatastrophe

Die Plattform dient dazu, spezifische Hilfsangebote für die kurzfristige Instandsetzung sowie den mittelfristigen Wiederaufbau der Infrastrukturen Strom, Gas, Trinkwasser und Abwasser in den betroffenen Gebieten zu bündeln und mit den Bedarfen vor Ort zusammenzuführen.

Unternehmen aus ganz Deutschland können auf der Plattform Hilfsangebote einstellen – von Fachexpertise und Fachkräften, die beim Wiederaufbau unterstützen können, über Materialien bis hin zu Maschinen und Gerätschaften.

Unterstützer der Plattform

Betreiber der Plattform sind der Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW) und die BDEW-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen (NRW). Auch die DVGW-Landesgruppen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, der Fachbeirat – Eigenbetriebe kommunale Unternehmen Rheinland-Pfalz sowie die VKU Landesgruppe Nordrhein-Westfalen unterstützen die Plattform.

Unternehmen, die Hilfe anbieten möchten, können entsprechende Angebote ohne Passwort direkt über ein Formular abgeben. Unternehmen und Kommunen, die nach konkreten Angeboten suchen, erhalten auf Nachfrage das jeweilige Passwort, um die Hilfsangebote einzusehen. (sg)