Deutschland

Kretschmann zum Windkraft-Ausbau: "Die Trendwende ist da"

Ausgerechnet Baden-Württemberg mit seinem grünen Ministerpräsidenten ist beim Ausbau der Windkraft bislang nicht so recht aus den Startblöcken gekommen. Das wird sich nun ändern, verspricht Regierungschef Kretschmann. Und legt neue Zahlen der Behörden vor.
22.05.2023

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Zumindest ein bisschen steiler ist sie geworden, die "Kretschmann-Kurve" in der Windkraft. Angesichts der jüngsten Zahlen zum Ausbau der Windenergie sieht sich der baden-württembergische Ministerpräsident trotz einer bislang ernüchternden Bilanz für die vergangenen Jahre weiter auf dem richtigen Weg. "Wir sehen an den Zahlen aus dem ganzen Land: Der Wind hat sich gedreht. Die Trendwende bei der Windkraft ist da", sagte Regierungschef Winfried Kretschmann am Montag bei einem Besuch des Windpark-Projekts Sulzbach-Laufen (Kreis Schwäbisch-Hall).

Aber es dürfte noch ein weiter Weg werden, bis Baden-Württemberg tatsächlich ein "Musterländle" für erneuerbare Energien sein kann, wie es Kretschmann vor weit mehr als einem Jahrzehnt versprochen hat.

400 Anlagen in Pipeline

Nach den jüngsten Projektzahlen wurden rund 100 Anlagen genehmigt, sind aktuell aber noch nicht am Netz. Weitere 133 Anlagen befinden sich im Genehmigungsverfahren. Derzeit würden zudem 178 Windräder den Genehmigungsbehörden vorgestellt, sagte Kretschmann. "Das sind zusammen über 400 Windkraftanlagen, die aktuell in der Pipeline sind."

Der Regierungschef äußerte sich aber nicht dazu, bis wann sich diese Räder auch drehen werden. "Natürlich werden davon nicht alle in den kommenden beiden Jahren gebaut", sagte er. "Und natürlich kann auch mal ein Vorhaben wegfallen. Aber das Gros wird grünen Strom in unser Netz einspeisen. Und darauf kommt es an."

Zwei Jahre Verfahren

Nach Angaben des Staatsministeriums liegen zwischen Genehmigung und Bau einer Anlage im Schnitt zwei Jahre. Das geplante Rad in Sulzbach-Laufen wurde nach Angaben des Landes nur acht Monate nach der Antragstellung genehmigt. Ab Sommer 2024 soll der Windpark mit insgesamt sieben Windrädern betrieben werden.

In vielen Gemeinden und Landkreisen sei "ein richtiger Aufbruch" zu spüren, sagte Kretschmann bei seinem Vor-Ort-Termin. "Es gibt jetzt einen richtigen Wettbewerb." Im vergangenen Herbst hatte er das Ziel ausgegeben, im Jahr 2024 mindestens 100 neue Windkraftanlagen im Land zu erreichen.

Nur 41 Windräder

Die blanken Zahlen für das vergangene Jahr stützen den Optimismus bislang nicht: Laut Bundesnetzagentur wurden im Jahr 2022 in Baden-Württemberg nur 41 Windkraftanlagen genehmigt. In Niedersachsen waren es hingegen 196 neue Räder, in Nordrhein-Westfalen 184. Im selben Zeitraum wurden im Südwesten auch nur 9 neue Windkraftanlagen errichtet, in NRW hingegen 68 und in Niedersachsen 67.

Die Landesregierung macht die geänderten Ausschreibungsbedingungen für das vergleichsweise dürftige Abschneiden verantwortlich. Die damalige Bundesregierung habe 2017 einen Windkraft-Deckel und restriktive Ausschreibungsregeln eingeführt. Das habe den Windkraft- Ausbau hart ausgebremst, sagte Kretschmann. (dpa/jk)