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Sind ausgerechnet Trumps USA CO2-Musterknaben?

Der Mensch hat noch nie so viel Treibhausgas in die Atmosphäre geblasen wie 2017. Laut IEA ging der Ausstoß nur in vier größeren Ländern zurück. Eines davon sind die USA.
09.04.2018

Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen ist vergangenes Jahr um 1,4 Prozent auf einen bisherigen Rekordwert von 32,5 Mrd. Tonnen gestiegen. Entsprechende Schätzungen veröffentlichte am Sonntag die Internationale Energieagentur (IEA). Sie sieht die Zahlen als ein "starkes Warnsignal". Sie zeigten, dass die gegenwärtigen politischen Anstrengungen nicht ausreichten, um den Ausstoß gemäß dem Pariser Klimaabkommen zu begrenzen. Der Anteil der Energiequellen mit niedrigem spezifischem Beitrag zur Erderwärmung müsse jetzt jährlich mehr als fünfmal schneller steigen, nämlich um 1,1 Prozentpunkte, heißt es in einer IEA-Pressemitteilung. Die Ökostrommenge sei 2017 um 380 TWh angewachsen, solle aber künftig jährlich um 700 TWh steigen, also um 80 Prozent mehr.

Demnach lag der globale CO2-Anstieg an einer um 2,1 Prozent höheren Energienachfrage und diese wiederum

  • am Weltwirtschaftswachstum von 3,7 Prozent,
  • an billigeren fossilen Brennstoffen und
  • an erlahmenden Energieeffizienz-Anstrengungen: Die Energieausbeute habe sich nur um 0,5 Prozent erhöht. 2016 waren es noch +1,3 Prozent, so die IEA.

Warum Trump kein Musterknabe ist

Die Entwicklung war regional sehr unterschiedlich: Unter den größeren Volkswirtschaften verzeichneten nur die USA, England, Mexiko und Japan einen geringeren CO2-Ausstoß als 2016. In Amerika handelte es sich um das dritte Senkungsjahr in Folge. Der Rückgang reicht also schon mal in die Regierungszeit von Barack Obama hinein. Die US-Emissionen gingen 2017 um 0,5 Prozent auf 4,81 Mrd. Tonnen zurück. Dies führt die IEA auf den weiteren Wechsel ("fuel switch") von Steinkohle auf Erdgas zurück. Dieser ist eher nicht im Sinne von US-Präsident Donald Trump und seiner Wählerklientel.

Weitere Gründe: eine geringere Stromnachfrage und ein höherer Grünstrom-Anteil. Dieser Zuwachs wird von Bundesstaaten wie Kalifornien gesteuert, nicht von der Zentralregierung. Man kann also sagen, der Rückgang wurde trotz Trump erreicht. Oder: Das Fehlen einer auf bestimmte Technologien fixierten nationalen Energiepolitik und billige Gaspreise begünstigen einen gewissen CO2-Rückgang.

Die EU aber auch nicht

Aber der ist auch zu gering, um die "Paris"-Ziele zu erreichen. Die USA sind immer noch für knapp 15 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich; der Pro-Kopf-Ausstoß ist einer der höchsten weltweit. Doch die EU, die sich in klimapolitischen Verhandlungen gerne als Vorreiter darstellt, hat 2017 um 1,5 Prozent oder 50 Mio. Tonnen mehr CO2-Äquivalente ausgestoßen als 2016 – und damit in den Worten der IEA "einige der in den jüngsten Jahren erzielten Fortschritte rückgängig gemacht". Dies habe vor allem an einem "robusten" Öl- und Gasverbrauch gelegen.

In Deutschland ging der Ausstoß bekanntlich um fünf Promille nach unten, wenn überhaupt, in England dagegen um 3,8 Prozent auf 350 Mio. Tonnen – den geringsten Wert seit 57 Jahren. Auch hier wirkte der Umbau des Kraftwerksparks weg von der Kohle hin zu Gas und Erneuerbaren. (geo)