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Leipziger Gruppe hält am milliardenschweren "Investitions-Kraft-Akt" fest

Trotz hoher Einbußen bei den Fahrgastzahlen legt der Kommunalkonzern eine solide Bilanz vor. Die Stadt hat die Gruppe finanziell gestärkt. Mit den Investitionen steigt die Verschuldung, aber nicht so stark wie geplant.
02.06.2021

Die Leipziger Gruppe investiert in den kommenden fünf Jahren 1,8 Mrd. Euro in die Lebensadern der Stadt.

Trotz eines herausfordernden Umfelds und einiger Bremsspuren durch die Coronakrise wird die Leipziger Gruppe an ihrer Investitionsoffensive festhalten. Insgesamt 1,8 Mrd. Euro steckt der Kommunalkonzern in den nächsten fünf Jahren in die Lebensadern der Stadt, etwa in den Umbau der Fernwärmeversorgung, die Modernisierung der Infrastruktur oder neue Fahrzeuge für die Verkehrsbetriebe.

„Wir sind in der Lage für Leipzigs Zukunft in der Kreditaufnahme sehr weit zu gehen und so die Zukunftsinvestitionen zu schaffen. Wir sind uns aber auch bewusst, dass dieser Investitions-Kraft-Akt in besonders schwierigen Zeiten nur gelingt, wenn weiter die nötige Unterstützung bereitgestellt wird und keine zusätzlichen finanziellen Herausforderungen auf uns zukommen“, bekräftigte der Kaufmännische Geschäftsführer Volkmar Müller laut Pressemitteilung.

ÖPNV: Einnahmeverluste von 20 Mio. Euro

Ungeachtet einiger pandemiebedingter Ergebnisbelastungen, unter anderem brachen die Fahrgastzahlen um ein Drittel gegenüber 2019 ein auf 104 Mio. Fahrgäste, konnte das Unternehmen das Ebitda leicht auf 220 Mio. Euro (2019: 214 Mio. Euro) steigern. Das Konzernjahresergebnis indes sank von 22,5 Mio. in 2019 auf nunmehr 18 Mio. Euro.

Der Konzernumsatz ging auf 2,27 Mrd. Euro (2019: 2,81 Mrd. Euro) zurück. Dies hängt vor allem mit Preis- und Mengenrückgängen im Energiehandel zusammen.

Zu dem insgesamt sehr soliden Ergebnis trug auch der Ausgleich der coronabedingten Einnahmeverluste im ÖPNV in Höhe von insgesamt 20 Mio. Euro bei. 16 Mio. Euro steuerten Freistaat und Bund über den ÖPNV-Rettungsschirm bei, die restlichen vier Mio. Euro übernahm die Leipziger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft selber.

Stadt stärkt Gruppe mit zusätzlichen Einlagen

Zudem habe der Gesellschafter, die Stadt Leipzig, die Gruppe im Jahr 2020 noch "einmal bewusst gestärkt" - durch die Umwandlung eines Gesellschafterdarlehens in echtes Eigenkapital und durch eine zusätzliche Einlage in Höhe von 20 Mio. Euro für Investitionen im Rahmen des Klimaschutzes, schreibt die Leipziger Gruppe.

Verschuldungsgrad hat sich erhöht – aber nicht so stark wie geplant

Der Nettogesamtverschuldungsgrad stieg indes aufgrund zusätzlicher Darlehen zur Finanzierung der Investitionen aber weiter an von 684,7 Mio. auf 748,1 Mio. Euro. Eigentlich war sogar ursprünglich eine Ausweitung auf 870,7 Mio. Euro geplant.

Aufgrund des "stichtagsbedingten hohen Liquiditätsbestandes" sei die Nettogesamtverschuldung "aber deutlich hinter dem in der Wirtschaftsplanung prognostizierten Wert" zurückgeblieben, heißt es im Geschäftsbericht.

Stadtwerke und Wasserwerke verbessern Ergebnis

Die Stadtwerke konnten ihr Ergebnis vor Ergebnisabführung binnen Jahresfrist von 67,4 Mio. Euro auf 68,9 Mio. Euro erhöhen. Auch die Wasserwerke hätten ihr Ergebnis verbessert, dieses wurde aber von außergewöhnliche Steuerzahlungen in Höhe von neun Mio. Euro im Zusammenhang mit Aufwendungen aus die Londoner Prozesskosten belastet, heißt es weiter. Dies habe zu einem  Ergebnis vor Ergebnisabführung in Höhe von 27,2 Mio. Euro (2019: 33,9 Mio. Euro) geführt.  

„Wir sind uns sehr bewusst, dass 2021 ein Kraftakt wird. So wie wir 2020 in Leipzig infrastrukturelle Zukunftsaufgaben angepackt haben, so wollen wir diese auch in den kommenden Jahren vorantreiben", betonte Michal M. Theis, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Gruppe. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Ermahnung des Bundesverfassungsgerichts an die deutsche Klimapolitik sei die Leipziger Gruppe als Akteur zur Erreichung der Klimaschutzziele vor Ort gefordert.

Neubau des HKW-Süd liegt im Plan

So liege beispielsweise der Ausstieg aus der Braunkohle-Fernwärme mit dem Neubau des HKW Leipzig Süd, das perspektivisch auch für Wasserstoff geeignet sei, bestens im Plan. Das Zukunftsthema Wasserstoff treibe die Gruppe aktuell ohnehin voran.

"Vor wenigen Tagen haben wir auf unseren Mitteldeutschen Wasserstoff-Gipfel im BMW-Werk mit vielen Partnern gezeigt, dass die gesamte Wertschöpfungskette von der Wasserstoff-Erzeugung, über den Transport bis zum Endverbrauch in unserer Region vorhanden ist."

Darüber hinaus habe die Leipziger Gruppe zusammen mit den Projektpartnern Stadtreinigung Leipzig und Branddirektion im Rahmen des BMWi-Förderaufrufes IPCEI den Aufbau von Elektrolysekapazitäten für die Wasserstoffherstellung und Wasserstoffpipelines, Anschaffung von Brennstoffzellen-Nutzfahrzeugen, Wasserstoffbussen und -straßenbahnen sowie Tankinfrastruktur beantragt.

Wasserstoffprojekt erreicht nächste Auswahlrunde

"Es freut mich sehr, heute mitteilen zu können, dass unter den ausgewählten Projektskizzen unser Leipziger Vorhaben die nächste Auswahlrunde erreicht hat und sich eine Förderung von bis zu 20 Mio. Euro sichern konnte", so Theis.

Im zurückliegenden Jahr hat die Leipziger Gruppe 292 Millionen Euro (2019: 274 Mio. Euro) investiert. Die gesamte Leipziger Gruppe habe in der Zeit vor Corona sehr gut gewirtschaftet, sagte Theis. Dieses Fundament helfe jetzt, durch die schwierige Zeit zu kommen. "Wir sind aber auch im Jahr 2021 dringend darauf angewiesen, dass der ÖPNV-Rettungsschirm von 2020 erhalten bleibt." (hoe)