Green Economy in der Kommune: Entscheidend sind die Netzwerke
Ökologische Nachhaltigkeit spielt in der aktuellen Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Dafür sprechen sich drei Viertel der Befragten einer aktuellen Studie aus, an der rund 540 Mitarbeitende aus Wirtschaftsförderung, Verwaltung und Stadtwerken sowie Lokalpolitiker:innen teilgenommen haben. Fast 70 Prozent sehen eine erfolgreiche Dekarbonisierung als Standortvorteil.
Dennoch gaben über die Hälfte der Befragten an, dass es an ihrem Standort kein Konzept zur nachhaltigen Wirtschaft gibt. Überraschend ist auch, dass die Meisten glauben, dass Unternehmen bisher vor allem aus Imagegründen nachhaltig wirtschaften. Es gilt nun, sich zunehmend für ein nachhaltiges, ressourcen- und umweltschonendes Wirtschaften – kurz "Green Economy" – einzusetzen.
Geringe Nachfrage nach Beratungsangeboten
"Für mich bedeutet Green Economy das ressourcenschonende und nachhaltige Wirtschaften im Einklang mit den natürlichen Ressourcen, die der Erde zur Verfügung stehen. Es geht darum, die Energie und Dienstleistungen, die ein Unternehmen bereitstellt, unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte zu transformieren und somit einen Beitrag zur Bewahrung der Umwelt zu leisten." So versteht Gordon Appel, Geschäftsführer Stadtwerke Konstanz, den Begriff Green Economy.
Im Rahmen der Studie wurden einige explorative Gespräche mit Expert:innen zum Thema aus Stadtwerken und der Verwaltung geführt – darunter Gordon Appel und Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden und stellvertretende Vorsitzende im Rat für nachhaltige Entwicklung.
Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist die geringe Nachfrage nach Beratungsangeboten zum Thema Nachhaltigkeit. Dies deutet darauf hin, dass es noch erheblichen Aufklärungs- und Informationsbedarf gibt – auch in Bezug auf die bereits vorhandenen Beratungsangebote. Zudem verweisen die Teilnehmenden bisher noch weit öfter auf andere Beratungsleistungen, anstatt selbst zu beraten.
"Dialog und Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit
schaffen Transparenz und bauen Vertrauen auf."
(Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden)
Die starke Verweisung auf andere Angebote deutet darauf hin, dass Netzwerke und gemeinschaftliches Know-how entscheidend sind, um die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Hier besteht jedoch noch Verbesserungsbedarf, da die Zusammenarbeit, laut Aussage der Befragten, in vielen Fällen nicht optimal funktioniert. Eine offensive und transparente Kommunikation mit der Öffentlichkeit ist ebenfalls von großer Bedeutung, um Vertrauen und Verständnis für das Thema zu schaffen.
Die Befragten glauben, dass Politik und Verwaltung die wichtigsten Treiber für eine nachhaltige Wirtschaft am Standort sind. Die Befragten sind sich sicher: Für die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft ist eine enge Zusammenarbeit aller relevanten Akteure erfolgskritisch.
Gunda Röstel betont die Bedeutung von Netzwerken beim Thema Green Economy: "Die Einbeziehung verschiedener Akteure ist entscheidend, um breite Unterstützung für nachhaltige Projekte zu gewinnen. (…) Dialog und Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit schaffen Transparenz und bauen Vertrauen auf."
Energieeinsparungen und Einsatz von PV dominieren
Abschließend zeigt die Studie, dass für Fortschritte beim Thema Green Economy vor allem Fördermittel benötigt werden. Die meisten Unternehmen setzen auf Energieeinsparungen, insbesondere durch den Einsatz von Photovoltaik-Anlagen, als Hauptmaßnahme für nachhaltiges Wirtschaften. Es wird jedoch deutlich, dass eine umfassende Strategie und eine stärkere Zusammenarbeit aller Akteure notwendig sind, um die Herausforderungen der Green Economy zu bewältigen und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung sicherzustellen.
Die Erkenntnisse der Studie im Überblick:
- 1. Bedeutung der Green Economy: Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ist nicht nur ein Profilierungsinstrument, sondern eine notwendige Transformation, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
- 2. Rolle von Netzwerken: Netzwerke sind essenziell für den Wissenstransfer und die Umsetzung nachhaltiger Praktiken. Die gesamte industrielle Wertschöpfungskette muss in diese Netzwerke eingebunden werden.
- 3. Transparente Kommunikation: Offene und transparente Kommunikation mit der Öffentlichkeit ist entscheidend, um Verständnis und Unterstützung für nachhaltige Projekte zu gewinnen.
- 4. Nachhaltige Wirtschaft: Unternehmen setzen vermehrt auf Energieeinsparungen und nachhaltige Praktiken, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bieten.
- 5. Fördermittel und Konzepte: Es besteht ein großer Bedarf an klaren Konzepten und ausreichenden Fördermitteln, um nachhaltiges Wirtschaften effektiv voranzutreiben.
In der MODULDREI-Studie "Green Economy in der Kommune" wurden Sekundärstudien und explorative Interviews mit Expert:innen in eine umfangreiche Onlinebefragung mit 541 Teilnehmenden integriert. Die Ergebnisse sind hier abrufbar.
(Gastautorin Christina Grüning ist Strategieberaterin bei Moduldrei, Strategie und Kommunikation GmbH in Dortmund)