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Neue Dombeleuchtung: Wie die Rheinenergie das Weltkulturerbe wirkungsvoll inszeniert

Technisch anspruchsvoll, hohe Symbolkraft: Für die Rheinenergie und ihre Kooperationspartner war das Vorzeigeprojekt in vielerlei Hinsicht Neuland. Der Lichtverlust wurde sehr gezielt reduziert.
19.05.2025

Der Fokus der neuen Beleuchtung des Kölner Doms liegt auf typischen Elementen, wie dem filigranen Maßwerk, dem Strebewerk und den markanten Turmhelmen.

Von Hans-Peter Hoeren

Der Dom gehört zu Köln wie der Karneval und der Fußballclub FC. Und doch entdecken Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Wochen immer wieder vertraute Details neu. Eine neue Dombeleuchtung setzt das Weltkulturerbe in ein neues Licht, die Installationsarbeiten für das Großprojekt dauerten drei Jahre.

"Die neue Beleuchtung bringt die gotische Architektur des Kölner Doms eindrucksvoll zur Geltung. Der Fokus liegt auf den typischen Elementen wie dem filigranen Maßwerk, dem Strebewerk und den markanten Turmhelmen. Anstelle einer flächigen Ausleuchtung wird mit punktuellem Streiflicht gearbeitet. Das Licht folgt der Form – nicht umgekehrt", erklärt Michael Kitzel, Leiter Öffentliche Beleuchtung bei der Rheinnetz, der Netztochter der Rheinenergie.

Diese neue Lichtführung hebe die Dreidimensionalität der Fassade hervor. Licht und Schatten spielten bewusst miteinander. So entstehe ein plastisches, rhythmisches Bild mit Tiefe. Besonders abends wirke das Bauwerk lebendig und transparent – fast schwebend.

"Viel positives Feedback"

"Viele Bürger empfinden die neue Lichtstimmung als würdig und eindrucksvoll. Sie entdecken vertraute Details neu. Auch aus der Dombauhütte kam viel positives Feedback – gerade zur dezenten, aber wirkungsvollen Inszenierung", erzählt Kitzel weiter.

Insgesamt verleihe die neue Beleuchtung dem Kölner Dom bei Nacht ein würdiges, kraftvolles Erscheinungsbild – ganz im Sinne seiner gotischen Strahlkraft.

Drei Jahre dauerten die Installationsarbeiten. Der Start war Anfang 2022, seit wenigen Wochen ist das Großprojekt abgeschlossen. Die Umsetzung einer zeitgemäßen und denkmalgerechten Beleuchtung des Doms sei für die drei Kooperationspartner Rheinnetz, die Dombauhütte und das international tätige Lichtplanungsbüro Lichtkunstlicht eine besondere Herausforderung gewesen, so Kitzel. "In vielerlei Hinsicht war das Neuland."

Große logistische Herausforderung

Es ging um nachhaltige, moderne Lichttechnik, um neue Maßstäbe in Lichtqualität und Energieeffizienz. Allein die schiere Größe des Bauwerks habe die Beteiligten vor große logistische Herausforderungen gestellt. "Man gelangt nicht einfach an jede Stelle. Es gibt nur zwei Aufzüge, die zudem auch für andere Gewerke benötigt wurden. Das erforderte eine präzise Planung und enge Abstimmung aller Beteiligten", berichtet Kitzel.

Auch der Denkmalschutz habe besondere Lösungen verlangt: Keine zusätzlichen Bohrungen, keine bleibenden Eingriffe. Alle Leuchten mussten gesteckt oder geklemmt werden. Standardlösungen kamen nicht infrage. Jede der rund 700 Leuchten wurde individuell angebracht – unauffällig im Design, präzise in der Wirkung. Die enge Zusammenarbeit mit der Dombauhütte sei dabei essenziell. Nur in Abstimmung mit ihr habe man technische Anforderungen und den Schutz des Bauwerks vereinen können.

Im Herbst 2022 traten zudem Verordnungen zum Einsparen von Energie in Kraft und der Dom musste dunkel bleiben. "Das kam uns entgegen. So konnten wir viele Arbeiten im Verborgenen umsetzen, ohne dass die Öffentlichkeit viel davon mitbekam", erzählt der Leiter Öffentliche Beleuchtung bei der Rheinnetz.

Neue Leuchten sind meist unsichtbar für den Betrachter

Technisch sei das Konzept ein Fortschritt. Statt weniger großer Leuchten wurden rund 700 kleinere Lichtquellen installiert – meist unsichtbar für die Betrachter. Der Lichtverlust wurde massiv reduziert. Nur noch 10  Prozent des Lichts komme aus der Distanz, und das sehr gezielt. Die Wartung sei zudem deutlich effizienter – statt alle zwei nun nur noch alle zehn Jahre nötig.

"Dieses Projekt hatte für uns eine besondere Bedeutung. Es war nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch symbolisch stark. Der Kölner Dom ist ein Wahrzeichen – weit über Köln hinaus. Hier zeigen zu können, was wir können, war ein echtes Aushängeschild für Lichtkunstlicht, die Dombauhütte und die Rheinenergie", fasst er zusammen.

Ein Projekt dieser Größenordnung komme selten vor. "Trotzdem konnten wir daraus einiges für weitere, wenn auch deutlich kleinere Projekte mitnehmen". An erster Stelle komme die genaue Planung der einzelnen Arbeitsschritte. "Bevor Sie eine Leuchte anschrauben, sollten sie wissen, welche Leuchte als nächstes und übernächstes kommt." 

"Konzertiertes Zusammenspiel von 700 Leuchten"

Darüber hinaus sei es extrem wichtig, das Gesamtergebnis nicht aus den Augen zu verlieren. Die Beleuchtung sei niemals eine einzelne Leuchte, sondern immer das konzertierte Zusammenspiel vieler Leuchten. "Sie müssen die Puzzlestücke so zusammensetzen, dass das Ergebnis am Ende stimmt." Der dritte Punkt sei die Kommunikation mit allen Beteiligten gewesen. Kein Projekt werde im luftleeren Raum umgesetzt. Es gebe immer Partner, die mit ins Boot geholt werden müssten. "All das hat bei der Dombeleuchtung gut funktioniert und wird uns bei den künftigen Projekten begleiten."

Die öffentliche Beleuchtung ist laut der Rheinenergie eine der Keimzellen des heutigen Unternehmens. Die ersten Gaswerke, die Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb gingen, waren für die Beleuchtung der Stadt mit Gaslaternen gedacht. 

Straßenbeleuchtung in Köln wird sukzessive auf LED umgestellt

Heute beschäftigt den Kommunalversorger das Thema LED nicht nur beim Dom. Auch die Straßenbeleuchtung werde sukzessive auf LED-Technik umgestellt. Von den rund 85.000 Leuchten in der Stadt seien bereits circa 34.000 auf LED umgestellt worden. Das sei nicht nur energieeffizient, sondern würden jährlich 5000 Tonnen CO2 eingespart.

Die Rheinenergie strebt bis zum Jahr 2035 die Dekarbonisierung der Strom- und Wärmeerzeugung an. Für die öffentlichen Beleuchtung bedeute das eine Umstellung auf klimaneutrales, effizientes intelligentes Licht mit LED-Technik im gleichen Zeitraum.

Ein anderes wichtiges Thema in dem Kontext ist laut Kitzel die Steuerung respektive die Sensorik der Leuchten. "Wir stellen die Steuerung der Stadtbeleuchtung sukzessive auf ein intelligentes Lichtmanagementsystem um. Das ermöglicht nicht nur, Schalt- und Dimmzeiten minutengenau zu programmieren, wir erkennen auch schneller Probleme und können diese demzufolge auch schneller beheben." 

Seit 2020 gebe der digitale Lichtmasterplan Köln die gestalterischen Vorgaben für die öffentliche Beleuchtung in der Stadt Köln vor. Das Erneuerungspotenzial beim Thema Beleuchtung ist deutschlandweit sehr groß. Das Beratungsunternehmen BET Consulting rechnet allein in den nächsten fünf Jahren mit einem erforderlichen Investitionsvolumen von etwa zehn Milliarden Euro.

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