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Stromsperren verhindern - Minister schreibt an Energieversorger

Der rheinland-pfälzische Sozialminister will in schwierigen Zeiten Strom- und Gassperren verhindern. Ein Appell an die Energieversorger soll betroffenen Bürgern helfen.
01.04.2022

«Es gibt ganz viele Menschen, die an die Grenze der Überforderung kommen», konstatiert der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer.

Um bei den stark steigenden Energiekosten soziale Härten zu verhindern, hat der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer an die Energieversorger geschrieben. «Mein Ziel ist es (...), mit Ihnen zusammen in dieser schwierigen Zeit Strom- und Gassperren für verschuldete und armutsgefährdete Menschen nach Möglichkeit zu vermeiden und damit elementare Grundlagen des Lebens sicherzustellen», heißt es in dem Brief des SPD-Politikers.

Adressaten sind der Verband kommunaler Unternehmen in Rheinland-Pfalz und der Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz, in denen schätzungsweise mehr als 100 Energieversorger vertreten sind.

 

«Die Strom- und Gaspreise werden noch eine ganze Weile hoch bleiben, trotz des in meinen Augen starken Entlastungspakets des Bundes», erläuterte Schweitzer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur seine Initiative. «Es gibt ganz viele Menschen, die an die Grenze der Überforderung kommen.» Der Minister strebt ein «Ineinandergreifen des Bundespakets zur Entlastung mit dem rheinland-pfälzischen Weg» an. «Ziel des rheinland-pfälzischen Wegs ist es, Strom- und Gassperren und damit massive soziale Härten zu vermeiden.»

Forderungen nicht an Inkassobüros verkaufen

Nach dem Vorbild mancher Energieversorger wie der Stadtwerke Speyer bittet Schweitzer die Unternehmen unter anderem darum, ihre Forderungen möglichst nicht an Inkassobüros zu verkaufen, und den Kunden über Call-Center hinaus Ansprechpartner zur Seite zu stellen. So könnten oft Lösungen etwa mit Raten- oder Abschlagszahlungen gefunden und Stromsperren vermieden werden.

Schon lange vor dem Ukraine-Krieg seien viele Bürger finanziell an ihrer Grenzen gekommen. «Das Phänomen reicht bis weit in die Mitte der Gesellschaft.» Die Folgen der Corona-Pandemie seien eine zusätzliche Belastung. «Trotz der finanziellen Hilfen haben viele Soloselbstständige und Menschen in Kurzarbeit ihr Erspartes und ihre finanziellen Rücklagen aufgebraucht.»

"Geringverdiener stark betroffen"

«Geringverdiener sind von den steigenden Kosten überdurchschnittlich stark betroffen», sagte Schweitzer. «Sie sind zudem beim Energiesparen - wie etwa dem Abdichten von Fenstern oder einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach - von ihren Vermietern abhängig.» Der Kauf neuer energiesparender Elektrogeräte falle ihnen in der Regel auch deutlich schwerer.

«Es trifft gerade auch viele alleinerziehende Frauen, die nach der Trennung von ihrem Mann weiterhin mit den Kindern im Haus leben, und nicht mehr wissen, wie sie alles bezahlen sollen.» (dpa/hoe)