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Verbraucher kennen dynamische Tarife nicht

Zwei Monate vor dem verpflichtenden Start von dynamischen Tarifen zeigt das Ergebnis einer Umfrage ein deutliches Informationsdefizit bei den Verbrauchern. Das dürfte den Vertriebsstart erschweren.
31.10.2024

Laut VZBV sind 81 Prozent der Verbraucher nicht ausreichend über die Details der dynamischen Tarife informiert.

Ab dem Jahr 2025 müssen alle Anbieter mindestens einen dynamischen Stromtarif anbieten. Damit sollen die Haushalte ihren Verbrauch an die volatilen Börsenpreise anpassen können und von den Einsparungen profitieren, so der Plan der Bundesregierung.

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) zeigt allerdings, dass die meisten Verbraucher sich entweder schlecht oder gar nicht informiert fühlen. Das gaben insgesamt 81 Prozent von den 1001 befragten Personen an.

Jeder Zweite kennt dynamische Tarife nicht

Etwa mehr als 50 Prozent der Befragten kennen die dynamischen Tarife überhaupt nicht. "Mit dynamischen Stromtarifen können Verbraucher:innen an der Energiewende teilhaben und so direkt von günstigen Strompreisen an der Börse profitieren", sagte Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin beim VZBV. Bei vielen Verbraucher:innen bestehe aber noch immer ein großes Informationsdefizit.

Dabei könnten die dynamischen Tarife als Absicherung gegen Preissteigerungen für die Verbraucher lohnenswert sein, sagen die Verbraucherschützer mit Verweis auf ein Gutachten des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft. Mit einer verbraucherfreundlichen Ausgestaltung dieser neuen Tarifangebote und klaren Informationen über deren Chancen und Risiken könnte man mehr Verbraucher:innen davon überzeugen, hieß es weiter.

Absicherung gegen Rekordpreise

Der Kostenaspekt spielt für die Verbraucher bei der Wahl eines Stromtarifs eine wichtige Rolle, führt der VZBV weiter aus. Dynamische Stromtarife unterliegen den Preisschwankungen an den Spotmärkten. Dass diese Preisschwankungen an den Börsen auch vor Rekordhöhen nicht haltmachen, wurde während der Energiepreiskrise sichtbar. Für 72 Prozent der Befragten würde eine zusätzliche Absicherung gegen starke Preissteigerungen dynamische Stromtarife deutlich oder zumindest etwas attraktiver machen, argumentiert der Bundesverband.

Ein großes Problem vieler dynamischer Tarife bestehe jedoch in der mangelnden Transparenz der Preisbildung und der komplizierten Tarifstruktur. „Die jeweiligen Tarife kann jeder Anbieter unterschiedlich ausgestalten, was den Vergleich erschwert“, sagte Gurkmann. Die wichtigsten Preisbestandteile und potenzielle Kostenrisiken sollten deshalb für Verbraucher:innen direkt ersichtlich und vergleichbar sein. Transparenz werde zum Erfolg beitragen, sagte sie weiter.

VZBV fordert klare Mindeststandards

Der VZBV fordert deshalb klare Mindeststandards für Informationen für dynamische Tarife. Zudem sollten für Vergleichsportale klare Vorgaben gelten, sodass Verbraucher:innen Festpreisverträge und dynamische Verträge optimal vergleichen können. Auch sollten die dynamischen Tarife eine Absicherung gegen exorbitante Preissteigerungen bekommen. „Das würde dynamische Tarife für weitere Verbrauchergruppen attraktiver machen“, sagt Gurkmann weiter. (am)