300-Millionen-Euro-Investition: Berliner Klärwerk mit Hightech-Reinigung ausgestattet

Luftbildaufnahme der Flockungsfiltrationsanlage im Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe im Schönefelder Ortsteil Waßmannsdorf
Bild: © Berliner Wasserbetriebe
Von Elwine Happ-Frank
Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben den Ausbau ihres Klärwerks Waßmannsdorf abgeschlossen. 300 Millionen Euro wurden in die Erweiterung um zwei auf nun zehn Reinigungslinien investiert. Zusätzlich wurden Anlagen zur weitergehenden Stickstoff- und Phosphorentfernung sowie ein riesiger Mischwasserspeicher errichtet.
Das Klärwerk Waßmannsdorf in Sichtweite des Flughafen Schönefeld ist eine von sechs derartigen Anlagen der BWB und reinigt die Abwässer von 1,2 Millionen Berliner:innen und etwa 120.000 Menschen aus Brandenburg.
Das gesamte Klärwerks-Programm der BWB hat ein Volumen von zwei Milliarden Euro. Damit werden Um-, Erweiterungs- und Neubauten getätigt. Außerdem werden alle Klärwerke des Unternehmens bis 2028 mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgestattet.
"Die wachsende Einwohnerzahl im Einzugsgebiet und steigende Ansprüche vor allem an die Nährstoffentfernung infolge der EU-Wasserrahmenrichtlinie gaben den Ausschlag für diese Investition", sagte Frank Bruckmann, Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, bei der offiziellen Einweihung.
Neuer Mischwasserspeicher
Die BWB beweisen mit dem Ausbau des Klärwerks Waßmannsdorf "Weitsicht mit Blick auf steigende Bedarfe und rechtliche Anforderungen", lobte Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). "Die Milliardeninvestitionen – nicht nur hier in Waßmannsdorf – sichern unser Trinkwasser und schützen unsere Gewässer auch in Zukunft. Hiermit wird ein zentraler Baustein des Masterplans Wasser Berlin umgesetzt."
Mit der Erweiterung des Klärwerks Wassmannsdorf um weitere Beckenlinien, die bereits im April 2017 begann, steigt die Tageskapazität um 50.000 auf 230.000 Kubikmeter.
Der neue Mischwasserspeicher mit einem Volumen von 50.000 Kubikmetern dient vor allem der Starkregenvorsorge. Bei starken Niederschlägen nimmt er vermischtes Abwasser aus der Kanalisation auf. So schützt er die Innenstadt-Spree vor Mischwasserüberläufen und hilft, die Reinigungsleistung des Klärwerks durch einen gleichmäßigen Abwasserfluss zu verstetigen.
Rückhalt von Mikroplastik
Zudem erhielt das Klärwerk zusätzliche Reinigungsstufen für die weitere Verminderung von Phosphor und Stickstoff. Mittels Flockungsfiltration werden noch nicht komplett abgebaute Phosphorverbindungen fast vollständig entfernt. Außerdem verbessern sie den ohnehin schon hohen Mikroplastik-Rückhalt und können auch die Abbauprodukte künftiger Spurenstoff-Entfernungsverfahren zurückhalten.
Die ebenfalls neue sogenannte Prozesswasseranlage vermindert vor allem die Ammonium-Belastung – eine Stickstoffverbindung, die beim Entwässern des Klärschlamms anfällt. Dafür werden Planctomyceten, hochspezialiserte Bakterien, eingesetzt.
Bau einer Klärschlammverwertungsanlage
Alle Berliner Klärwerke erhalten weitergehende Reinigungstechnik, etwa bis 2028 Flockungsfiltrationen und bis 2040 Anlagen zur Entfernung von Spurenstoffen, wie sie im Klärwerk Schönerlinde bereits im Bau sind. Mehrere Werke wurden jüngst mit Prozesswasser-Behandlungsanlagen ausgestattet, um auch bei der Nähr- und Spurenstoffentfernung die zusätzlichen Anforderungen der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie zu erfüllen.
Bis 2026 wird im Klärwerk Waßmannsdorf außerdem eine Klärschlammverwertungsanlage für 68.000 Jahrestonnen Klärschlamm fertiggestellt. Gemeinsam mit der im Klärwerk Ruhleben bereits existierenden Anlage können die Wasserbetriebe damit den kompletten Klärschlamm aus den sechs Berliner Kläranlagen selbst verwerten. Die dabei entstehenden Aschen ermöglichen zukünftig auch eine Rückgewinnung von Phosphor.