Abwasser

AKW Brunsbüttel: Radioaktives Wasser in der Elbe?

Umweltschützer und Atomkraftgegner fürchten eine Kontamination der Elbe. Vattenfall und die Atomaufsicht weisen die Vorwürfe von sich.
29.01.2019

Seit 2012 ist der Rückbau des AKW Brunsbüttel in Schleswig-Holstein beschlossene Sache.

Das AKW Brunsbüttel wird als erstes der Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein abgebaut. Der Betreiber Vattenfall will nun größere Mengen radioaktiv belastetes Abwasser in die Elbe einleiten, berichtete der NDR.

Das Wasser benötigt der Energieversorger während des Rückbaus, um Teile aus dem Kraftwerk zu dekontaminieren. Zwar liege der Wert unter der vom Umweltministerium festgelegten gesetzlichen Höchstgrenze, wird aber trotzdem von Kritikern als zu hoch erachtet. "Wir haben die Befürchtung, dass durch die Einleitungsmengen eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen besteht", sagt Harald Zahrte (parteilos), Bürgermeister der niedersächsischen Samtgemeinde Land Hadeln bei Cuxhaven dem NDR.  

Genehmigung mit Vattenfalls Werten

Bereits im Laufe des Genehmigungsverfahrens für den Abbau hätten Atomkraftgegner, Umweltverbände und Kommunalpolitiker die Pläne von Vattenfall kritisiert und auf eine Absenkung der Werte durch die Atomaufsicht gehofft. Kurz vor Weihnachten erfolgte jedoch die Übergabe der Genehmigung durch den Umweltminister Schleswig-Holsteins, Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen).

Damals hätte Albrecht, so der NDR, von einer "vollständigen Neuregelung der zulässigen radioaktiven Ableitungen" sowie einer "teilweise deutlichen Reduzierung" und einer Übernahme der Werte für Luft und Wasser, die "keineswegs blindlings“ gewesen sei, gesprochen. Dies trifft für die Ableitung radioaktiver Stoffe in die Luft tatsächlich zu. Hier hat das Ministerium die zulässigen Werte reduziert. Beim Wasser hingegen wurden die Werte von Vattenfall exakt übernommen, so der NDR. Im Genehmigungsbescheid heißt es: "Die zulässige Ableitung radioaktiver Stoffe mit dem Wasser bleibt unverändert."

Viel Wirbel um Nichts

Der Leiter der Atomaufsicht im Kieler Umweltministerium, Jan Backmann, spricht gegenüber dem NDR von einer "aufgeregt geführten Debatte" und erklärt: "Wir rechnen damit, dass die Größenordnung maximal so bleibt wie im Leistungsbetrieb. Würde sie höher werden, würden wir aufsichtlich eingreifen."

Die entstehende Abwassermenge kann laut Vattenfall bis zu 12.000 Kubikmeter pro Jahr betragen. Außerdem befinden sich im Reaktor noch etwa 4.000 Kubikmeter Wasser. "Dieses wird zur Zeit noch als 'Abschirmung' für Arbeiten unter Wasser benötigt, zum Beispiel beim Zerschneiden von aktivierten Teilen", teilt Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow auf Nachfrage des NDR mit. "Wenn es nicht mehr benötigt wird, wird auch dieses Wasser gereinigt und an die Elbe abgegeben." Sie bezeichnet Medienberichte, wonach Vattenfall kontaminiertes Wasser ungereinigt in die Elbe leiten würde, als falsch.

Strahlenrisiko ist sehr gering

Auch Jens Dischinger vom Norddeutschen Seminar für Strahlenschutz an der Universität Kiel hält das Strahlungsrisiko für "vernachlässigbar gering". "Jede Einwirkung von Strahlung bedeutet ein Risiko. Diese Zahlenwerte sehen erst einmal sehr hoch aus, es sind aber auch riesige Wassermengen, die da durchgehen", erklärt Dischinger gegenüber dem NDR. (hol)