Abwasser

Studie: Vierte Reinigungsstufe über Verursacherprinzip finanzieren

Spurenstoffe im Wasserkreislauf erfordern eine teure Erweiterung des Klärverfahrens – blechen sollen die Verursacher – nicht die Verbraucher. Wie das gehen soll zeigt eine BDEW-Studie.
22.10.2018

Die Kläranlage in Köhlbrandhöft/Dradenau in Hamburg

Spurenstoffe machen den Wassentsorgern das Leben hierzulande schwer, denn die winzigen Mikropartikel überstehen jedes Klärverfahren. Eine vierte Reinigungsstufe soll das nun ändern und das Wasser von Rückständen aus der Pharmaindustrie befreien. Rund 1,2 Mrd. Euro sollen die Erweiterungen jährlich kosten. Mit der Frage, wer das bezahlen soll, hat sich die Beratungsgesellschaft Civity Management Consultants im Auftrag des BDEW befasst.

Die Studie hat drei verschiedene Finanzierungsmodelle erarbeitet, wie die Kosten für Ozonung, Ultrafiltration oder den Einbau von Aktivkohlefiltern gestemmt werden können. Die einfachste Lösung wäre eine Steigerung der Abwassergebühren. Die Forscher kalkulierten eine Preiserhöhung von durchschnittlich 14 Prozent – in Bayern wären es sogar 17 Prozent. Das führt zu einem Plus von jährlich gut 15 Euro pro Gebührenzahler.

Arzneimittelumlage wäre eine Option

Damit bleiben die Kosten an denen hängen, die am wenigsten für das Phänomen können. Von Verursachergerechtigkeit und Anreize zur Vermeidung von Spurenstoffen kann bei diesem Szenario keine Rede sein. Ähnlich sieht das Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer: "Das Verursacherprinzip muss gestärkt werden, die Abwasserwirtschaft ist nicht der Reparaturbetrieb unserer Gesellschaft.“

In diesem Sinne schlagen die Studienautoren daher eine Abgabe auf Arzneimittel vor. Die 1,2 Mrd. Euro, die der Ausbau eienr vierten Reinigungsstufe pro Jahr verschlingen würde, sollen auf 2,5 Cent pro Tagesdosis auf rezeptpflichtige Medikamente umgelegt werden. Bezogen auf die Einnahme eines Medikaments beispielsweise über 30 Tage hinweg ergäbe sich so eine vergleichsweise geringe Belastung von 0,75 Euro. Der Vorteil an diesem Konzept wäre eine Kostenaufteilung auf Hersteller, Handel, Apotheken, Krankenkassen und Patienten.  Aus Sicht von Bettina Hoffmann, umweltpolitische Sprecherin der Grünen reicht das noch nicht: „Es darf nicht sein, dass die Kosten für die Wasserwiederaufbereitung bei den Wasserbetrieben hängen bleiben oder auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umgelegt werden. Der Zugang zu Wasser darf keine Frage des Geldbeutels werden. Ein Verursacher-Fonds kann hierzu ein guter Weg sein."

Vorsorge statt Nachsorge

Genau das ist der dritte Pfad, den die Studienautoren ausgearbeitet haben: Die Pharmahersteller würden entsprechend ihrer Umweltbelastung in einen Fonds einzahlen. Aus diesem Topf würden entsprechende Maßnahmen zur Bereinigung entstandener Umweltschäden finanziert. So liegen die Kosten voll und ganz beim Verursacher, der dadurch wiederum motiviert werden soll, erst gar keine Spurenstoffe in den Wasserkreislauf einzutragen. Prävention statt Intervention. (ls)