Droht ein Dürresommer? Wasserverband schlägt bereits Mitte Mai Alarm

Anhaltende Trockenheit hatte den bei Konstanz gemessenen Pegelstand des Bodensees im April auf 2,70 Meter fallen lassen. Derzeit liegt er leicht über 3 Meter, könnte aber laut den Prognosen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) bis Ende des Monats wieder unter diesen Wert sinken.
Bild: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Seit Wochen fällt in vielen Regionen Deutschlands nur wenig Regen. Auch wenn die Trinkwasserversorgung landesweit gesichert ist, machen sich bei dem einen oder anderen Versorger erste Auswirkungen bemerkbar.
Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) beispielsweise stellt eine auffallend hohe Wasserabgabe für diese Jahreszeit fest. Im Vergleich zum vorigen Jahr werden in diesem Mai im Schnitt täglich 11.400 Kubikmeter mehr abgegeben. Eine Spitze gab es am Sonntag, den 10. Mai, als binnen eines Tages über 265.000 Kubikmeter Trinkwasser durch den OOWV abgegeben wurden.
Diese Menge liegt laut Axel Frerichs, stellvertretender Geschäftsführer des OOWV und als Bereichsleiter zuständig unter anderem für die Wasserwerke, knapp über der Grenze, bis zu der das Unternehmen das Verbundnetz mit Normaleinstellungen betreiben kann. Über einer täglichen Abgabemenge von rund 280.000 Kubikmetern Trinkwasser müssten erfahrungsgemäß erste Umverteilungen zwischen den Wasserwerken vorgenommen werden. Auch Druckabsenkungen können dazugehören.
Doch ist das äußerst trockene Frühjahr bereits eine Vorhersage dafür, dass der Sommer sehr trocken wird? Der neue Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) ordnete die derzeitige Trockenheit kürzlich in einem Interview mit dem Fernsehsender Phoenix als "Naturkatastrophe" ein. "Wir haben zum ersten Mal mit so einer hohen, großen Trockenheit und Niedrigständen im Mai bereits zu tun."
EU will "neue Einstellung" zum Wasser
Auch die EU-Kommission ist besorgt und ruft zum Wassersparen auf: Wegen zunehmender Trockenheit in Europa will die EU-Kommission die Menschen stärker für Wasserknappheit sensibilisieren und zum Sparen bewegen. Noch vor dem Sommer solle eine Wasserstrategie vorgestellt werden, sagte die zuständige EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Ziel ist es, Roswall zufolge, den Wasserverbrauch zu senken: "Wir wissen, dass wir zu viel Wasser verbraucht haben. Wir brauchen ein Problembewusstsein und eine neue Einstellung zu Wasser", sagte die Kommissarin. "Die Industrie, die Landwirte, aber auch wir als Verbraucher müssen uns alle bewusst sein, dass Wasser ein endliches Gut ist."
Dürremonitor schon früh im Jahr Tiefrot
Was die Wetterdaten betrifft, so zeigen sie klar, dass dieses Frühjahr extrem trocken ist. Schon seit Monaten fällt laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) im langjährigen Vergleich sehr wenig Regen.
Sollte auch der Mai weitgehend regenfrei bleiben, droht das Frühjahr 2025 das trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 zu werden. Das bisher trockenste Frühjahr gab es dem DWD zufolge im Jahr 1893 mit nur 85,3 Millimeter Niederschlag, gefolgt vom Frühjahr 2011 mit 89,5 Millimeter.
Auch der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zeigt seit vielen Wochen verbreitet Dürre im Oberboden bis 25 Zentimeter Tiefe an, vor allem im Norden und Osten Deutschlands. Dabei sei zum einen speziell, dass die Böden schon im April und damit vergleichsweise früh im Jahr so trocken waren, erklärt Andreas Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros und verantwortlich für den UFZ-Dürremonitor.
Zudem halte die Trockenheit schon ungewöhnlich lange an. "Dass der Dürremonitor kurze Zeit tief ins Rot geht, ist nicht ungewöhnlich – dass er das nun schon so lange ist, schon", so Marx.
Vorboten eines heißen Sommers?
Die große Frage ist nun: Ist auf Basis des bisherigen Niederschlags im Jahresverlauf davon auszugehen, dass Deutschland eine schlimme Sommerdürre bevorsteht? Das ist wohl nicht zwangsläufig so.
Zwar gehen verschiedene Institutionen und auch der DWD davon aus, dass Deutschland ein überdurchschnittlich warmer Sommer bevorsteht. Doch viel Hitze bedeutet nicht automatisch große Dürre, wie UFZ-Fachmann Marx betont. "Ein normaler Sommerniederschlag würde Dürreschäden verhindern, große Schäden entstehen erst durch lang andauernde Dürre über Monate."
Wie nass oder trocken eine Jahreszeit werde, lasse sich für Europa generell schlechter vorhersagen als die mittleren Temperaturen. Derzeit gebe es widersprüchliche Vorhersagen dazu, ob der Sommer feuchter oder trockener werde als im Mittel.
Dem DWD zufolge gibt es aktuell eine starke Tendenz für einen wärmeren Sommer 2025 in Deutschland. "Auch in Zukunft ist mit einem Anstieg der Häufigkeit von Hitzewellen und Trockenperioden im Sommer zu rechnen", erklärt Andreas Paxian vom DWD gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Diese erwartete Zunahme ist auf den Klimawandel zurückzuführen.
Kein ganz eindeutiger Trend
Auch das Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg geht von einem wahrscheinlich heißen Sommer aus und bezieht sich auf Ozean-Daten: Europäischen Hitzesommern gehe häufig ein Wärmestau im Nordatlantik voraus, der sich jeweils etwa drei Jahre vor einem Hitzeextrem aufbaue.
Solche extrem warmen Sommer ließen sich also bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen. Ursache des Wärmestaus sind Anomalien des Wärmetransports im Ozean, die sich auch auf die Atmosphäre auswirken.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Durchschnittstemperatur von Juni bis August über dem langjährigen Mittel (1991–2020) liegt, beträgt laut DWD nach aktuellen Modellrechnungen rund 81 Prozent. Damit wird ein wärmerer Sommer als wahrscheinlich eingestuft – eine konkrete Wetterprognose ist das aber nicht. (mit dpa)