Eder: „Die Extreme verschärfen sich“
„Der Klimawandel stellt die Wasserwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Sie muss nicht nur die Trinkwasserversorgung sichern, sondern auch für Mensch und Umwelt die Vorsorge vor Extremereignissen wie Dürre oder Starkregen treffen“, sagte die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder am Mittwoch in Mainz.
Mit dem „Zukunftsplan Wasser“ werden unter anderem Managementstrategien für drohende Wasserknappheit, Maßnahmen für klimaresiliente Gewässer sowie der Schutz einer energieeffizient und leistungsfähig aufgestellten Wasserwirtschaft als Teil der kritischen Infrastruktur verfolgt.
Langes Beteiligungsverfahren
Das Klimaschutzministerium habe ein Jahr lang gemeinsam mit allen maßgeblichen Stakeholdern der Wasserwirtschaft, Wassernutzern und anderen Interessensgruppen für Rheinland-Pfalz den „Zukunftsplan Wasser“ entwickelt, der nun in die Umsetzung gehe, stellte Eder fest.
Im Beteiligungsverfahren wurden über 2500 Kommentare aus 61 Stellungnahmen, zahlreiche Fachgespräche mit Expert:innen sowie Diskussionen in Rahmen von Workshops und Arbeitssitzungen ausgewertet, die in die Fortschreibung des Zukunftsplans eingeflossen sind. Den Entwurf dafür hatte Eder bereits im September 2023 vorgestellt.
Zwölf Handlungsschwerpunkte
Zum Erreichen der Ziele definiert der Plan zwölf Handlungsschwerpunkte. So sollen unter anderem der Wasserrückhalt in der Fläche gestärkt, Gewässer und Auen renaturiert sowie Wassernutzung und Wasserverteilung nachhaltig gesteuert und bewirtschaftet werden.
Auch das Bewusstsein für die Ressource Wasser soll größer werden. Insgesamt wurden den zwölf Handlungsschwerpunkten 144 Maßnahmen zugeordnet, ihre Wirkung auf die zentralen Ziele bewertet und schließlich priorisiert.
Neue Beratungsstelle Abwasser
Von den 144 Maßnahmen befinden sich bereits 81 in der Umsetzung beziehungsweise sind Daueraufgaben. 63 weitere Maßnahmen sind geplant, von denen 36 kurzfristig (bis 2027), 23 mittelfristig (zwischen 2027 und 2030) und vier langfristig (nach 2030) angegangen werden sollen. Der Zeithorizont des Zukunftsplans reicht dabei über die nächsten zehn Jahre hinaus.
Ein Beispiel für eine konkrete Maßnahme ist eine vom Land finanzierte Beratungsstelle Abwasser an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, die ausgewählte Kommunen und deren Planer ab Dezember 2024 bei der Einrichtung von vierten Reinigungsstufen auf Kläranlagen unterstützt, um den Eintrag von Spurenstoffen in die Gewässer zu reduzieren.
Grundwassermessstellen mit Datenfernübertragung
Weitere beispielhafte Maßnahmen sind die Ausstattung von Grundwassermessstellen mit Datenfernübertragung zur Überwachung der Grundwassermenge, der Pakt „Resiliente Wasserversorgung“ sowie die Erarbeitung eines Wasserversorgungsplans Landwirtschaft.
„Wir stehen mit fortschreitendem Klimawandel in einem Spannungsfeld zwischen extremen Ereignissen durch zu viel und durch zu wenig Wasser. Und die Schere geht immer weiter auseinander. Das scheinbar Normalste der Welt gerät aus dem Gleichgewicht“, erklärte Eder mit Blick auf die Zukunftsszenarien.
Hochwasser und Niedrigwasser verschärfen sich
Neueste Modellrechnungen für Rheinland-Pfalz zeigen, dass in der Zukunft mit höheren Hochwasserabflüssen gerechnet werden muss. Bis zum Jahr 2100 liegt die Zunahme teilweise über 40 Prozent. Gleichzeitig zeigen die Modelle, dass die Niedrigwasserabflüsse deutlich abnehmen und Niedrigwasserphasen sich verschärfen. Bis zum Ende des Jahrhunderts sind Abnahmen von bis zu minus 60 Prozent in Teilen von Rheinland-Pfalz nicht ausgeschlossen.
„Die Extreme werden zur neuen Normalität“, führte Eder aus. „Die Zeit zu handeln, um den Klimawandel einzudämmen und uns an die Folgen anzupassen, ist jetzt. Tun wir das nicht, werden die Folgen des Klimawandels mit jedem Jahrzehnt gravierender und wir sehen uns mit enormen Folgekosten konfrontiert.“ (hp)