Erneut tote Fische in der Oder

Ein toter Fisch und eine tote Muschel treiben an der Wasseroberfläche im Winterhafen, einem Nebenarm des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.
Bild: © Patrick Pleul/dpa
Nach dem Fund toter Fische und einer Ausbreitung der giftigen Goldalge in der Oder will das Umweltministerium in Brandenburg über das weitere Vorgehen entscheiden. Wie gefährlich die Belastung des Flusses für die Tiere werden kann, war noch unklar.
Das Landesumweltamt berichtete, es seien bisher vereinzelt tote Fische gefunden worden. Am Mittwoch berät das Umweltressort auf der Grundlage der Messwerte über mögliche weitere Schritte, teilte die Behörde mit.
Höchste Warnstufe
Rund zwei Jahre nach der Umweltkatastrophe an der Oder reagieren die Behörden damit auf Warnsignale: An dem deutsch-polnischen Grenzfluss wurden tote Fische entdeckt. Die giftige Goldalge Prymnesium parvum, die im Sommer 2022 mitverantwortlich für ein massenhaftes Fischsterben war, konnte sich laut den Messungen ausbreiten.
Es wurde daher die höchste Warnstufe 3 ausgerufen. Sie bedeutet, dass von einer Algenblüte durch Prymnesium parvum ausgegangen wird.
Wissenschaftler beunruhigt
Der Fischökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zeigte sich besorgt. Er sei beunruhigt wegen der Ausbreitung der Goldalge. «Aber es ist schwierig zu sagen, wie sich das entwickelt», meinte Wolter.
Es werde den Forschern aber auf jeden Fall neue Erkenntnisse bringen. Die Wissenschaftler des IGB forschen zum Zustand der Oder und der Alge.
Probleme im vergangenen Jahr nicht gelöst
Im vergangenen Jahr hieß es, die Gefahr einer erneuten Umweltkatastrophe an der Oder sei nicht gebannt. Umweltschützer dringen auf einen besseren Schutz des deutsch-polnischen Grenzflusses.
Bislang sind Wolter zufolge tote Fische in Nebengewässern entdeckt worden, nicht im Hauptstrom der Oder. Auf Bildern sehe es so aus, als könnte auch Sauerstoffmangel die Ursache sein, so der Wissenschaftler. Im Winterhafen in Frankfurt (Oder) waren am Dienstag Dutzende tote Fische zwischen Seerosen zu sehen, darunter bis zu 60 Zentimeter große Zander und Hechte.
Neue Höchststände für Algenmenge
Das Landesamt für Umwelt teilte am Dienstagabend mit, seit einigen Tagen sei die Algenentwicklung in der Oder sehr hoch, dabei dominiere die Goldalge. Der Messwert für Chlorophyll – ein Maß für die Algenmenge – habe an der Messstation Frankfurt (Oder) ein neues Maximum erreicht.
Auch ein erwarteter Verdünnungseffekt aufgrund steigender Wasserstände sei nicht eingetreten. Auch die Werte für die elektrische Leitfähigkeit seien zu hoch gewesen. Diese ist ein Indikator für den Salzgehalt.
Keine Überleitungen in den Oder-Spree-Kanal
Auch andere Messwerte wie pH-Wert und Sauerstoff zeigten den typischen Verlauf einer Algenblüte, so die Behörde. Das Landesamt für Umwelt habe daher in der vergangenen Woche als Vorkehrung empfohlen, keine Überleitungen aus der Oder in den Oder-Spree-Kanal vorzunehmen.
Hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift der Goldalge hatten aus Expertensicht im Sommer 2022 das massenhafte Fischsterben in der Oder ausgelöst. Auch in Polen wollen die Behörden eine Vermehrung der Goldalge eindämmen, die ein tödliches Gift produzieren kann.
Sie ist inzwischen laut Landesumweltamt im gesamten Flusslauf einschließlich der Nebengewässer vorhanden. Für den Brandenburger Abschnitt der Oder werden regelmäßig Werte zur Wasserqualität an automatischen Messstationen erhoben und bewertet. (dpa/hp)