Hamburg Wasser fordert mehr Transparenz bei Entnahmen
Mit einem Regen-Plus von fast 20 Prozent war das hydrologische Jahr, das den Zeitraum von November 2022 bis Oktober 2023 umfasst, im Raum Hamburg sehr nass. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des Wasserreports, den Hamburg Wasser-Geschäftsführer Ingo Hannemann am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte.
Die Grundwasserstände füllten sich insbesondere durch Niederschläge im Winterhalbjahr wieder auf. Doch insbesondere in der zweiten Jahreshälfte kam es zu starken Schwankungen der monatlichen Niederschlagsmengen.
Mehr Regen als im langjährigen Mittel
Im hydrologischen Jahr 2022/23 kam mit 900 Millimetern rund 20 Prozent mehr Regen an der DWD-Wetterstation in Hamburg-Fuhlsbüttel herunter als im langjährigen Mittel seit 1891, das bei 750 Millimetern liegt. Auch das dreißigjährige Mittel (1991–2020) mit 770 Millimetern wird vom Regenjahr 2022/2023 weit übertroffen.
Im hydrologischen Jahresverlauf gab es keine längeren Trockenphasen, so dass sich die gute Bodenfeuchte in den tiefen Untergrund fortsetzte und Wasser in die Grundwasserleiter einsickern konnte. „Die seit 2021 insgesamt wieder steigenden Regenmengen sorgen dafür, dass die Grundwasserkörper in und um Hamburg ein wenig durchatmen können und sich der Druck auf die Ressource verringert“, erläuterte Hannemann.
Die Füllstände von flachen Grundwasserleitern lagen am Ende dieses hydrologischen Jahres teilweise über dem 30-jährigen Mittel und pendelten sich auch im Jahresvergleich wieder in Durchschnittswerte ein. Auch die mitteltiefen Grundwasserleiter zeigten Reaktionen auf das ergiebige Regengeschehen und sowohl im Jahresverlauf als auch im Jahresvergleich ging es wieder bergauf.
Acht Tage mit Spitzenverbräuchen
Die Entwicklung in den tief gelegenen Grundwasserleitern ist träger und teilweise von der Neubildung der letzten Jahre oder teilweise sogar Jahrzehnte abhängig. Daher schlagen sich unterjährige Regenereignisse kaum in den Jahresganglinien der tiefen Messstellen nieder, wie es bei den flachen oder mitteltiefen der Fall ist. Nach zuletzt witterungsbedingt fallendem Trend tragen die steigenden Regenmengen seit 2021 dazu bei, dass sich Grundwasser auch in tieferen Lagen allmählich wieder anreichert.
Obwohl der Trinkwasserabsatz insgesamt unter Vorjahrsniveau lag, waren im Juni 2023 acht Tage mit Spitzenverbräuchen von jeweils mehr als 400.000 Kubikmetern zu verzeichnen. „Das ist besonders deswegen erstaunlich, weil es im Jahr zuvor keinen einzigen Spitzenverbrauchstag gab, obwohl es vier Hitzetage mehr gab und mit 40,1 °C ein neuer Hitzerekord in Hamburg aufgestellt wurde“, führte Hannemann aus. Die Spitzenverbräuche wurden am Ende der längsten Trockenphase von 24 Tagen erreicht, als auch die Temperaturen über 25°C stiegen.
Weiter sinkender Pro-Kopf-Verbrauch
Nicht nur der Wasserabsatz ingesamt ist im Versorgungsgebiet von Hamburg Wasser gesunken, sondern auch der Pro-Kopf-Verbrauch. Er schrumpfte in den letzten 40 Jahren um knapp ein Drittel auf 111 Liter im Jahr 2022 schrumpfte. Laut Hamburg Wasser gehen die Menschen sparsamer mit dem Trinkwasser um – zuletzt vornehmlich aus Energiespargründen.
„Der diesjährige Trinkwasserabsatz zeigt, wie wichtig es ist, gerade in Trockenphasen Spitzenverbräuche zu kappen, um Infrastruktur und Ressourcen nicht überzustrapazieren“, so Hannemann. „Daher rufen wir vor allem im Hochsommer zum sparsamen Umgang auf, weil einerseits die wachsende Stadt und der Klimawandel einen sorgsamen Umgang erfordern.“ Der Ausbau der konventionellen Trinkwasserinfrastruktur könne keine Lösung sein, nur um für wenige Tage im Jahr Spitzenabgaben bedienen zu können.
Nutzungskonkurrenz mit der Landwirtschaft und Industrie
„In Hamburg können wir weiterhin auf gute Grundwasserressourcen bauen, wenn sie nachhaltig und naturnah bewirtschaftet werden“, resümmiert Hannemann. Als Unternehmen mit öffentlichem Versorgungsauftrag ist Hamburg Wasser aber nicht der einzige Nutzer der Ressource Grundwasser.
Insbesondere im Hochsommer erhöhen sich auch Bedarfe aus anderen Sektoren wie der Landwirtschaft oder der Industrie. Um Nutzungskonkurrenzen zu vermeiden, sind länder- und sektorübergreifende Wasserbewirtschaftungspläne und Priorisierungen unerlässlich, stellt der Versorger fest.
Echtzeit-Entnahmemonitoring umsetzen
„Voraussetzung dafür ist aber, wie in der Nationalen Wasserstrategie gefordert, ein transparentes Echtzeitmonitoring aller Entnahmen aus den regionalen Grundwasserressourcen, wie es Wasserversorger heute schon liefern müssen“, forderte Hannemann.
„Viele Grundwasser-Nutzungen anderer Sektoren sind entweder erlaubnisfrei oder werden über die mittlere jährliche Entnahme dokumentiert, die die saisonalen Auswirkungen einer Förderung nur unzureichend abbildet. Für einen effizienten Schutz der Ressource Grundwasser müssen wir die tatsächlichen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt kennen", so der Hamburg Wasser-Chef. (hp)