Wasser

Hochwasser legt EnBW-Wasserkraftwerke lahm

Es klingt fast paradox: Wenn extrem viel Wasser in Flüssen ist, müssen Wasserkraftwerke mitunter den Betrieb einstellen. Die EnBW hat bilanziert, welche Folgen das Hochwasser Anfang Juni hatte.
11.06.2024

Im Bild das kürzlich neu in Betrieb genommene Wasserkraftwerk in Rheinhausen. Neben dem Rhein liefern auch die Wasserkraftanlagen an kleineren Flussläufen in Baden-Württemberg umweltfreundlichen Strom. Im Schwarzwald betreibt die EnBW an Murg, Raumünzach, Nagold, Glatt und Enz mehrere Laufwasserkraftwerke. Auch die Iller, die Donau, die Untere Argen oder der Neckar mit dem Kocher und der Jagst sind Energielieferanten der EnBW.

 

Das Hochwasser am ersten Juni-Wochenende hatte Auswirkungen auf den Betrieb der Wasserkraftwerke der EnBW. Am Neckar waren 23 von 29 Anlagen außer Betrieb, wie eine Sprecherin mitteilte. Von den 24 Kleinwasserkraftanlagen der EnBW an den Flüssen Donau, Jagst, Glatt, Murg, Kocher, Nagold, Enz und Untere Argen hätten nur noch 14 Anlagen Strom geliefert. An der Iller habe ein Kraftwerk den Betrieb einstellen müssen.

Die Produktion habe vor allem an den vom Hochwasser wenig betroffenen Flüssen im Schwarzwald stattgefunden. Auch die Maschinen am Rheinkraftwerk Iffezheim liefen. Es ist Deustchlands größtes Laufwasserkraftwerk und produziert Strom für 250.000 Haushalte.

Hochwasser reduziert Fallhöhe

Die Gründe liegen vor allem in der Physik: «Leider lässt sich Albert Einsteins Prinzip ,mehr Masse, mehr Energie’ nicht auf starkes Hochwasser und die Stromproduktion aus Laufwasserkraftwerken übertragen», erläuterte die Sprecherin. Durch das viele Wasser im Fluss steige der Wasserstand in der Staustufe nach dem Kraftwerk.

«Das bedeutet, dass wir keinen Fallhöhenunterschied an der Staustufe haben.» Doch nur mit einem solchen Höhenunterschied, den das Wasser überwindet, können Turbinen Strom produzieren.

Deutlicher Anstieg bei Abflüssen

Zudem schwemme Hochwasser sehr viel Treibgut an, was den Rechen vor den Kraftwerken stark zusetze. «Das kann Ausmaße annehmen, dass wir pro Standort Hunderte Kubikmeter Treibgut ausbaggern und dann entsorgen müssen», erklärte die Sprecherin. Auch in diesen Zeiträumen seien die Kraftwerke dann nur gedrosselt in Betrieb.

Die Wucht des Hochwassers verdeutlichen Zahlen zum sogenannten Abfluss, also der Menge an Wasser, das in einer Sekunde eine Messstelle passiert: Am Kocher-Pegel Kocherstetten stieg dieser Wert innerhalb von gut einem Tag in etwa um das 24-Fache an. Am Neckar-Pegel Plochingen verzehnfachte sich die Durchlaufgeschwindigkeit. An beiden Messstellen gab es ein sogenanntes 50-jähriges Hochwasser.

Überblick über die Schäden

Trotz vorbeugender Maßnahmen wie dem Einholen von Schwimmbalken, zusätzlichen Pumpen und dem Setzen von Hochwassertüren erforderte die Intensität des Hochwassers zusätzliches Personal. «Mitarbeiter kamen aus ihrer Freizeit zum Dienst und waren unterstützend im Störungseinsatz tätig, so dass wir mit doppelter Besetzung agieren konnten», schilderte die EnBW-Sprecherin. «Es mussten etliche Kubikmeter Wasser aus den Gebäuden und erhebliche Mengen an Treibgut entfernt werden.»

Neben kleineren Schäden, wie verbogene Geländer, müssten auch drei Maschinen, deren unteres Turbinenführungslager geflutet war, gereinigt werden. Zudem würden nach einem Hochwasser alle Anlagenteile wie Dämme und Maschinenkomponenten überprüft. (dpa/hp)