Wasser

Mehrere Wasserversorger heben Preise an

Zum Jahresende nehmen viele Unternehmen Preisanpassungen vor. Die Gründe ähneln sich, sind aber von regionalen Voraussetzungen geprägt.
16.12.2022

Wasserversorgung in schwierigen Zeiten: Die weltpolitische Lage, beeinflusst vom Ukraine-Krieg und der Corona-Lage, sowie Beeinträchtigungen durch den Klimawandel führt hinsichtlich des Angebots sowie der Preise für Lieferungen und Leistungen zu unsicheren Märkten.

 

Die Darmstädter Entega hat bekanntgegeben, zum 1. Januar 2023 die Wasserpreise zu erhöhen. Grund dafür sind laut einer Mitteilung die steigenden Kosten für den Wasserfremdbezug, für Energie sowie für den Betrieb und den Unterhalt der Wasserversorgungsanlagen.

Der jährliche Grundpreis für einen haushaltsüblichen Wasserzähler im Versorgungsgebiet der Entega steigt um elf Euro auf rund 98 Euro, der Mengenpreis pro Kubikmeter um 22 Cent auf 1,95 Euro (incl. Mehrwertsteuer).

Höhere Kosten für Baumaßnehmen

Für einen Vier-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus mit einer jährlichen Abnahmemenge von 150 Kubikmetern betragen die Mehrkosten durch die Preisanpassung ca. 3,60 Euro im Monat. In einem Fünf-Parteien-Haus mit einem zentralen Wasserzähler zahlt ein Zwei-Personen-Haushalt mit einer jährlichen Abnahmemenge von 80 Kubikmetern rund 1,60 Euro monatlich mehr für das Trinkwasser.

„Gestiegene Kosten zwingen uns, den Wasserpreis zum 1. Januar anzuheben“, erklärt auch Hans-Peter Scheerer, Geschäftsführer der Stadtwerke Rüsselsheim. Hauptursache seien die stark gestiegenen Bezugspreise der beiden Vorlieferanten, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.  Das gelte vor allem für den neuen Wasserliefervertrag mit Hessenwasser, zum anderen auch für die Mainzer Netze. „Eine weitere Rolle spielen allgemeine Preissteigerungen, insbesondere bei Tiefbaumaßnahmen, wenn wir das Leitungsnetz erneuern.“

Weiterhin im „Mittelfeld“

Für die Haushalte in den rund 10.500 Wohngebäuden von Rüsselsheim, die durch die Stadtwerke mit Wasser versorgt werden, bedeutet das eine Preissteigerung um durchschnittlich zwölf Prozent. So zahlt ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 150 Kubikmetern Wasser im Jahr künftig monatlich rund vier Euro mehr. Der Zählerpreis für die gängigste Größe Q3-2,5-DN20 steigt von 3 auf 3,64 Euro monatlich, der Systempreis für die meistverwendete Größe DN40 von 8,13 auf 10,57 Euro pro Monat.

Im Vergleich mit anderen Wasserversorgern in Hessen bewegen sich die Stadtwerke mit ihrem Preis im Mittelfeld, berichtet Scheerer. Die neuen Preise werden nach seiner Einschätzung daran nichts ändern, denn andere Versorger dürften ihre Wasserpreise ebenfalls anpassen.

Strompreise verdreifachen sich

Der Wasserverband Garbsen-Neustadt (WVGN) gibt höhere Strompreise als Hauptgrund für die Erhöhung der Wasserpreise an. Denn das Wasser müsse aus den entfernt liegenden eigenen Wasserwerken gepumpt und der Versorgungsdruck für das teilweise weit verzweigte ländliche Netz aufgebaut werden.

Für die Stromkosten im nächsten Geschäftsjahr geht der Verband laut eine Mitteilung von einer Verdreifachung der bisherigen Kosten aus, die von 760.000 Euro auf 2,3 Mio. steigen. Außerdem hätten sich die Kosten für den Wasserfremdbezug durch den Vorlieferanten erhöht. Die Preise für Rohrnetz- und Aufbereitungsmaterialien wurden von den Herstellern aufgrund der starken Energie- bzw. Rohölabhängigkeit im zu Ende gehenden Geschäftsjahr mehrfach nach oben angepasst. Mehrfache unterjährige Preissteigerungen von sieben bis zwölf Prozent waren auch bei einigen Materialien üblich.

Kaum mehr langfristige Lieferverträge

Konnten in den Jahren zuvor durch europaweite Ausschreibungen günstige und für die Planungszeiträume feste Preise erzielt werden, waren die Lieferanten seit April 2022 laut WVGN nicht mehr zu festen Preisvereinbarungen bereit. Ähnlich verhält es sich mit den Stromlieferungen, die bislang immer für Zwei-Jahres-Zeiträume ausgeschrieben und vereinbart wurden.

Im nächsten Geschäftsjahr wird deshalb das seit 2012 bestehende Erneuerungsprogramm für Anlagen nicht erweitert, teilt der WVGN mit. Die Ansätze für die Sanierung bleiben konstant, was bei einem zu erwartenden Anstieg der Preise für Bauleistungen zu einem leichten Rückgang der Erneuerungen führen wird. (hp)