RLP schließt „Pakt zur resilienten Wasserversorgung“
„Die Erderhitzung führt dazu, dass sich in Rheinland-Pfalz in den vergangenen fünf Jahren rund ein Viertel weniger Grundwasser neu gebildet hat. Gleichzeitig stammen über 90 Prozent unseres Trinkwassers aus dem Grundwasser. Vorsorgemaßnahmen werden daher zunehmend dringlicher“, sagte die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne). Deshalb hat das Land seine bisherige Förderung um ein mit rund 30 Mio. Euro ausgestattetes Sonderprogramm ergänzt.
Im Wasserwerk Bodenheim unterschrieb Eder gemeinsam mit Vertretern des Städtetags, des Gemeinde- und Städtebundes (GStB), des Landkreistages Rheinland-Pfalz, des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) sowie des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW) und des Deutschen Verbandes des Gas- und Wasserfachs Rheinland-Pfalz den „Pakt zur resilienten Wasserversorgung“.
Standortanalyse zur Notfallvorsorge
Die Unterzeichnenden verpflichten sich darin, Maßnahmen zu ergreifen, damit auch in Extremsituationen möglichst lange ausreichend sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt, wie es in einer Erklärung des Ministeriums heißt. Zudem unterziehen sich die Wasserversorgungsunternehmen einer systematischen Standortanalyse zur Notfallvorsorge, deren Kosten das Klimaschutzministerium trägt; pro Kommune sind dies rund 5000 Euro.
In dieser Analyse sollen die rund 190 Wasserversorger in Rheinland-Pfalz bis zum kommenden Frühjahr eine Analyse ihrer Defizite in Notlagen wie Hochwasser, extremer Trockenheit, Stromausfall oder Cyberattacken vorlegen und Gegenmaßnahmen vorschlagen. In Rheinland-Pfalz sind dem Ministerium zufolge besonders der Hunsrück, der Westerwald sowie Rheinhessen und der Oberrheingraben von Trockenheit betroffen.
Anschub für den Bau von Verbundsystemen
In bereits erfolgten Standortbestimmungen hat sich ergeben, dass Verbundsysteme zunehmend wichtiger werden. Bereits jetzt können laut Klimaministerium Fernwasserleitungen und Verbundsysteme gefördert werden. Das Neue an dem Sonderförderprogramm zur resilienten Wasserversorgung sei, dass es die bestehenden Fördermöglichkeiten deutlich erweitert.
„Ich weiß, dass in manchen Kommunen schon umfangreiche Überlegungen für Vorsorgemaßnahmen angestellt wurden, die Finanzierbarkeit hat die Umsetzung oft ausgebremst. Mit dem neuen Sonderförderprogramm wollen wir einen kräftigen Anschub geben“, so Eder.
Weitere Resilienzmaßnahmen
Nun können nicht nur neue Wasserverbundleitungen gebaut, sondern auch Maßnahmen zur Notstromversorgung, Übergabeeinrichtungen oder Pumpstationen zur Ersatzwasserversorgung teilweise finanziert werden. Ziel der Maßnahmen ist es, die Anlagen so zu ertüchtigen, dass in einer Notsituation mindestens drei Tage lang mindestens 50 Liter sauberes Trinkwasser pro Einwohnerin und Einwohner aus dem Hahn fließt.
Regionale und überregionale Leitungsnetze gibt es bereits in einigen Regionen wie der Westeifel (128 Kilometer), dem Hunsrück (32 Kilometer) und der Vorderpfalz, sagte Eder. Dazu kämen eine Reihe von Ideen und Initiativen, solche Verbünde auszuweiten oder neu zu gründen. Das zusätzliche Geld solle diese beschleunigen und Blockaden lösen.
Beispiel Ahrtal
Die Wirkung der Förderung verdeutlichte Eder am Ahrtal. Nach der Flutkatastrophe sei klar geworden, dass die Versorgungssicherheit für die Städte Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler verbessert werden müsse. Dies soll durch einen gemeinsam genutzten neuen Hochbehälter ermöglicht werden.
Dafür seien Investitionen in Höhe von rund 15 Mio. Euro notwendig. Mit dem neuen Sofortprogramm könne der Zuschussanteil des Landes um 3,45 Mio. Euro auf eine Förderquote von 87 Prozent gesteigert werden.
Sonderprogramm on top
«Wir starten nicht bei Null, sondern geben nochmal einen Impuls oben drauf», betonte Eder. Seit 2011 hat das Land dem Ministerium zufolge die Wasserversorgung mit mehr als 312 Mio. Euro unterstützt, im vergangenen Jahr seien trotz Corona und damit verbundenen Lieferschwierigkeiten Investitionen in Höhe von fast 26 Mio. Euro mit rund 10,6 Mio. Euro gefördert worden. (hp mit Material von dpa)