Rohrbruch: BWB hatte noch keine Austauschgenehmigung beantragt
Für so manchen Berliner begann die Silvesternacht mit einer handfesten Überraschung. Um 20 Uhr war die Wasserversorgung ausgefallen. Bei Hunderttausenden Menschen, die gerade das Abendmenü vorbereiten wollten, kam für mehrere Stunden kein Trinkwasser mehr aus dem Hahn.
Bis etwa Mitternacht normalisierte sich die Lage nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe (BWB), nach und nach baute sich der Wasserdruck wieder auf. Betroffen war eine wichtige Hauptleitung für Trinkwasser, die vom Wasserwerk Tegel bis in die Innenstadt führt, sie war unter der Seestraße im Stadtteil Wedding geborsten. Die Wassermassen drangen schnell an die Oberfläche und überfluteten die Straße. Der Schaden wurde zunächst provisorisch behoben, indem die Leitung an der Bruchstelle mittels Ventilen geschlossen wurde.
Monatelange Reparaturarbeiten
Nun wollen die BWB das Rohr auf einer Länge von 270 Metern erneuern. Dabei soll der ganze Abschnitt grundlegend saniert werden. Nach ersten Informationen könnte das monatelange Bauarbeiten bedeuten.
Der Straßenbahnverkehr bleibt vorerst im betroffenen Bereich unterbrochen. Die Wassermassen hatten den Wasserbetrieben zufolge auch einen Schaltschrank für die Stromversorgung der Trasse weggespült. Gleise und Oberleitungen müssen erneuert werden. Wie lange die Tram-Strecke gesperrt bleibt, blieb zunächst offen. Derzeit gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen.
Die Ursache wird sich nie ganz klären lassen
In ganz Deutschland gibt es große Probleme mit alten Wasserleitungen. Sie führen neben den Auswirkungen des Klimawandels seit Jahrzehnten zu immensen Herausforderungen. Die gesamte Branche investiert derzeit rund neun Milliarden Euro pro Jahr in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur.
Bei dem betroffenen Rohr der BWB habe es sich um eine 97 Jahre alte Leitung aus sogenanntem Grauguss gehandelt. Grauguss gelte zwar als robust, aber auch als anfällig für Bewegungen, sagte Stephan Natz, ein Sprecher der Wasserbetriebe. Auf der viel befahrenen Seestraße könnten die Erschütterungen über die Jahre zur Materialermüdung geführt haben. Mit letztendlicher Sicherheit lasse sich die Ursache aber wahrscheinlich nie feststellen, hieß es.
Rückschlüsse auf den Zustand des Berliner Wassernetzes lassen sich aus dem Vorfall aber nicht ziehen, sagte der Sprecher. Die Haupt- und Versorgungsleitungen des rund 19.000 Kilometer langen Netzes sind den Wasserbetrieben zufolge im Schnitt rund 58 Jahre alt. Angelegt sind die Rohre für eine Lebensdauer von um die 100 Jahre.
Insgesamt sei das Versorgungsnetz der Hauptstadt stabil. Lediglich rund 500 Wasserrohrbrüche gebe es im Schnitt pro Jahr, sagte Natz. «Das ist ein historisch niedriger Stand», zur Zeit der Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990 wären es noch dreimal so viele Wasserrohrbrüche gewesen. Ganz vermeiden ließen sich solche Unglücke nie. (hp mit dpa)