Wasser

Ruhrverband zieht Bilanz für 2023

Der Verband befindet sich "stabil auf Kurs", sagte Verbandschef Jardin. In den nächsten Jahren stehen große Investitionen für den Substanzerhalt und strengere gesetzliche Anforderungen an.
01.12.2023

Die Delegierten des „Wasserparlaments der Ruhr“ erteilten dem Vorstand für das Wirtschaftsjahr 2022 Entlastung und stimmten den Entwürfen des nächsten Wirtschaftsplans sowie der Finanzplanung für die kommenden fünf Jahre zu.

Der Ruhrverband hat auf seiner Verbandsversammlung Bilanz für das abgelaufene Jahr gezogen. Traditionell kommen die Delegierten der 60 Städte und Gemeinden, der Trinkwasserwerke und der Industriebetriebe im Einzugsgebiet der Ruhr am ersten Freitag im Dezember zur jährlichen Verbandsversammlung des Ruhrverbands in der Essener Philharmonie zusammen.

Die Aufwendungen für den Substanzerhalt der Betriebsanlagen seien schon in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen und werden mit Blick auf den altersbedingten Sanierungsbedarf der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur weiter steigen, sagte Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender und Technikvorstand des Ruhrverbands.

Investitionen für die Kommunalabwasserrichtlinie

Hinzu kommen neue Anforderungen auf politischer Ebene, sagte er in seinem Vortrag: Unter anderem seien aus der überarbeiteten Kommunalabwasserrichtlinie, der das EU-Parlament in erster Lesung zugestimmt hat, erhebliche Verschärfungen bei den Grenzwerten für die Nährstoff- und Spurenstoffelimination aus dem Abwasser zu erwarten.

Um diese zu erfüllen, seien umfangreiche Investitionen notwendig. Ein erstes Beispiel sei die im Herbst 2023 in Betrieb genommene weitergehende Reinigungsstufe auf der Kläranlage Brilon, in die der Ruhrverband rund sechs Millionen Euro investiert hat.

Niederschlagsüberschuss in 2023

Aus wasserwirtschaftlicher Sicht erfreulich waren im Jahr 2023 die ergiebigen Regenfälle unter anderem im März, Juli, August und Oktober, die dafür sorgten, dass nach 14 zu trockenen Abflussjahren in Folge erstmals wieder ein Abflussjahr im Ruhreinzugsgebiet mit einem Niederschlagsüberschuss abschloss. Dennoch erinnerte der Vorstandsvorsitzende die Delegierten nachdrücklich daran, dass das 14 Jahren angesammelte Niederschlagsdefizit durch ein einziges nasses Jahr nicht ausgeglichen wird und in der Summe immer noch mehr als ein kompletter Jahresniederschlag in den Böden fehlt.

Finanz-, Personal- und Verwaltungsvorständin Antje Mohr berichtete aus dem Finanzbereich, dass die Beitragssteigerung für das Jahr 2024 erneut unter der Inflationsrate liegen. Der Gebührendurchschnitt für einen Vier-Personen-Musterhaushalt im Ruhreinzugsgebiet unterschreitet erstmals seit vielen Jahren sogar wieder den vom Bund der Steuerzahler ermittelten NRW-Durchschnitt – und das obwohl die Siedlungsentwässerung im mittelgebirgsgeprägten Einzugsgebiet des Ruhrverbands mit einem größeren Aufwand verbunden ist als in anderen Gegenden.

Schuldenberg wird kleiner

Auch den durch das milliardenschwere Kläranlagenausbauprogramm aufgebauten Schuldenberg, der Mitte der Nullerjahre bei mehr als einer Milliarde Euro gelegen hatte, konnte der Verband im vergangenen Jahr weiter abtragen, so dass die Verschuldung ohne Berücksichtigung der in jüngster Zeit übertragenen Kanalnetze mittlerweile nur noch bei 271 Millionen Euro liegt. Selbst im Wachstumsfeld der Kanalnetzübertragungen konnte die Verschuldung zurückgefahren werden.

Sie wird allerdings in den kommenden Jahren durch weitere Übertragungen wieder zunehmen, kündigte Mohr an. Kanalnetzübertragungen schaffen die Voraussetzung, Siedlungswasserwirtschaft aus einer Hand zu betreiben, Schnittstellen im Kanalsystem vor Ort zu beseitigen und bestehende Einsparpotenziale zu heben. Auch bei der Gewässerunterhaltung kooperiert der Ruhrverband mit mehreren Kommunen in seinem Verbandsgebiet. (hp)